Der 92. Imkerkongress fand vom 5. bis 7. September in Luxemburg statt. Imkerinnen und Imker aus sieben deutschsprachigen Ländern diskutierten über aktuelle Herausforderungen und neue Lösungswege.
Nachdem vor zwei Jahren der Südtiroler Imkerbund den deutschsprachigen Imkerkongress in Brixen organisierte, fand der Kongress dieses Jahr in Luxemburg unter der Leitung der FUAL – Féderation des Unions d’Apiculteurs – statt. Sie hiess Imker/-innen aus sieben deutschsprachigen Ländern im Europäischen Convention Center willkommen. Diese Länder vertreten rund 200 000 Imker/-innen.
Gemeinsame Herausforderungen
Das Motto «Quo vadis, Imkerei» eröffnete ein weites Feld, um sich den gegenwärtigen Herausforderungen zu widmen. Während der Podiumsdiskussion mit den Länderpräsident/-innen aus Luxemburg, Belgien, Deutschland, Südtirol, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz wurde deutlich, dass alle Lände zwar mit ähnlichen Problemen kämpfen, diese jedoch unterschiedlich gewichten und entsprechend auf verschiedene Arten angehen.
Die Nahrungskonkurrenz zwischen Wild- und Honigbienen ist in den meisten Ländern ein aktuelles Thema. Der Luxemburger Imkerverband hat nun zusammen mit den Umwelt- und Landwirtschaftsministerien einen Leitfaden zum Aufstellen von Bienenvölkern veröffentlicht. Der Österreicher Imkerbund hingegen hat eine Studie bei der Universität Graz in Auftrag gegeben und fördert nun gemeinsam mit Landwirtschaft, Umweltschutzorganisationen und Imker/-innen eine faktenbasierte und lösungsorientierte Diskussion: «Militant gegeneinander vorgehen bringt niemandem etwas!», so Reinhard Hetzenauer, Präsident des Österreichischen Imkerbundes.
Obwohl die Nahrungskonkurrenz auch in Deutschland ein Thema ist, fehlen gemäss Torsten Ellmann, dem Präsidenten des Deutschen Imkerbundes, derzeit die notwendigen Ressourcen, um sich dieser Herausforderung zu stellen. Seine Arbeit fokussiert sich aktuell auf die «katastrophalen» Honigpreise und die Anpassung der Honigrichtlinien, wo auch länderübergreifend gearbeitet wird: «Es gilt, einen Flickenteppich in Europa zu verhindern, damit keine Schlupflöcher entstehen: Der Konsument sollte klar erkennen können, woher der Honig kommt. Man hat ja nichts zu verbergen – oder eben doch?», betont Ellmann mit Nachdruck.
Eine der grössten Herausforderung bleibt gemäss der Länderpräsidentin und den -präsidenten weiterhin die Varroamilbe: So haben viele Imker/-innen kein konkretes Varroakonzept und sind mit der Auswahl der Behandlungsmöglichkeiten überfordert. Der Deutsche Imkerbund setzt bei der Varroathematik auf das Projekt «Varroaresistenz 2033» und in der Schweiz läuft ein Versuch zum behandlungsfreien Imkern.
Asiatische Hornisse
In den Fachvorträgen wurden weitere neue Herausforderungen eingehend beleuchtet. Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) hat sich mittlerweile in allen deutschsprachigen Ländern Europas ausgebreitet. In seinem Vortrag gab Ton van Osch praktische Tipps zur Bekämpfung der Asiatischen Hornisse und unterstreicht, dass sie auch eine Gefahr für das einheimische Ökosystem ist und nicht nur ein reines Imkerproblem darstellt: «Wenn wir Imker betroffen sind, stellen wir einen neuen Ableger auf, für die Wildbienen steht niemand ein», so van Osch. Jedes Nest, das nicht zum Sekundärnest wird, ist gewonnene Zeit. Für die Nestfindung bevorzugt er die Methode mit den Dochtgläsern. «Zum Schutz der Bienenvölker ist der Maulkorb, also gittergeschützte Flugschneisen mit einer Maschenweite von 10–13 mm, absolut zu empfehlen», so van Osch, «dadurch vermeiden wir, dass die Bienen in eine Flugstarre gehen».
Tropilaelaps – eine zukünftige Gefahr?
Eine weitere neue Art, die Bienenvölker bedroht, kommt näher: In seinem Vortrag stellte Sebastian Spiewok die Tropilaelapsmilbe vor. Lange wurde angenommen, dass die Milbe keine Brutpausen überlebt und deshalb für unsere Völker keine Gefahr darstellt. In einer russischen Region Osteuropas hat sie sich aber mittlerweile etabliert und breitet sich von dort in den Westen und Norden aus. Die Milbe ist sehr schnell, deutlich kleiner als eine Varroamilbe und deshalb schwer zu erkennen. Ihr Vermehrungszyklus ähnelt dem der Varroamilbe, ihr Vermehrungspotenzial ist aber 25-mal höher. Immerhin wirkt die Ameisensäure auch gegen Tropilaelaps und auch ein Brutstopp scheint sich negativ auf ihre Entwicklung auszuwirken. Dennoch gibt es noch viele Fragezeichen zu dieser neuen Art. Deshalb ist es wichtig, dass die Imker/-innen informiert bleiben und sich ständig weiterbilden.
Brutstopp im Winter
Eine weitere Herausforderung ist der Klimawandel. Dieser wirkt sich indirekt auch auf die Varroapopulation aus. In seinem Vortrag zeigte Valon Mustafi vom Bieneninstitut Kirchhain, dass die Winterruhe der Bienen in Hessen um rund 22 Tage kürzer wurde. Der Frühling beginnt oft früher, der Herbst ist lang und der Winter kurz. Das führt dazu, dass sich die Varroamilbe stärker vermehrt. Entsprechend korreliert ein früher Trachtbeginn gemäss dem Deutschen Bienenmonitoring auch mit höheren Winterverlusten. Um herauszufinden, wie die Bruttätigkeit beziehungsweise Brutpause die Überwinterung beeinflusst, käfigten die Forscher Königinnen über den Winter. Beim Auswintern Mitte März waren die Völker mit den gekäfigten Königinnen annähernd gleichgross wie die Kontrollgruppe. Im Vergleich hatten die Völker mit den gekäfigten Königinnen grössere Brutflächen im März, was in diesem Zeitraum auch zu einem erhöhten Futterverbrauch führte. Da die Völker aber, während der gekäfigten Zeit, weniger Futter verbrauchten, konnte am Ende kein Unterschied beim Futterverbrauch festgestellt werden. Wichtig ist aber, dass das Käfigen einen Effekt auf den Varroabefall hatte und – auch ohne Oxalsäurebehandlung – die Varroamilbe gebremst wurde. Zudem konnte Mustafi zeigen, dass die Fettkörper der Bienen in den Völkern mit den gekäfigten Königinnen grösser sind: «Die fette Biene ist glücklich», betont er und verglich den Fettkörper der Bienen mit der Leber des Menschen.
Varroaresistenz
Um die Varroamilbe ging es auch im Vortrag der österreichischen Berufsimkerin Anna Perner, die die Varroaresistenzzucht in ihren Betrieb integriert. Dabei setzt sie vor allem auf regelmässige Befallskontrollen, gezielte Anpaarung auf Hochgebirgsbelegstellen und den Nadeltest, um das Bruthygieneverhalten zu bewerten. Sie unterstreicht, dass der Nadeltest «eine simple Sache ist, die jeder auf dem Bienenstand machen kann». Zudem ermutigt sie alle Anwesenden, einen Beitrag zur Varroaresistenz zu leisten, mehr Bewusstsein für die eigenen Völker zu haben und angepasste Bienenvölker zu halten.
2026 in Dresden
Die verschiedenen Herausforderungen in der Imkerei – von invasiven Arten über den Klimawandel bis zum Honigabsatz – zeigen, wie wichtig der ständige Austausch und die Weiterbildung in der Imkerei ist. In diesem Zusammenhang ist es schade, dass der diesjährige Kongress nicht mehr Besucher/-innen anzog. Am Schluss wurde die Fahne an Deutschland übergeben. Der 93. Imkerkongress findet vom 8. bis 11. Oktober 2026 in Dresden statt – eine neue Gelegenheit, gemeinsam zu fachsimpeln, sich weiterzubilden und danach neue Inputs in der eigenen Imkerei umzusetzen.