In seinem neuen Buch zeigt uns Ruedi Ritter mit beeindruckenden Nahaufnahmen, wie der Körper der Honigbiene aufgebaut ist. Die Bilder faszinieren und sorgen sicher auch für die eine oder andere Überraschung.
Wer in der Schweiz imkert, kennt die Fotografien von Ruedi Ritter, seien es Bilder über das Imkerhandwerk, Bienenkrankheiten, Trachtpflanzen oder den drei Bienenwesen und ihre Verhaltensweisen. Seine Aufnahmen haben uns alle bei der Aus- und Weiterbildung unterstützt und begleitet. Nun schenkt er uns mit seinem neuen Buch «Anatomie der Honigbiene» noch weitere Einblicke in die faszinierende Welt der Bienen und geht ganz nah dran: Wie genau sieht die Flügelmuskulatur aus? Der Giftstachel und die Samenblase der Königin? Und wie ist der Verdauungsapparat aufgebaut?
In über hundert sorgfältig beschrifteten Fotografien erhalten wir einen detaillierten Überblick über die Anatomie der Honigbiene. Auch der kleinste Gifttropfen, einzelne Pollenkörner an den Hinterbeinen oder auch die Varroamilbe unter einer Bauchschuppe sind genau zu erkennen. Anders als in schematischen Darstellungen in Biologiebüchern wird hier nichts weggelassen.
Ruedi Ritter zeigt uns, dass Anatomie alles andere als trocken ist und ermutigt uns, ganz genau hinzuschauen und den komplexen und beeindruckenden Körperbau unserer Schützlinge schrittweise zu erkunden. Ob für das eigene Studium, den nächsten Grundkurs oder den Besuch in einer Schulklasse, das Buch ist ein Muss in jeder Imkerbibliothek. «Anatomie der Honigbiene» ist unter der Projektleitung von Max Meinherz entstanden und ab jetzt im Shop (www.bienen.ch/shop) für 32 Franken erhältlich. Wir haben dies zum Anlass genommen, Ruedi Ritter ein paar Fragen zu stellen.
Mit den mikroskopischen Aufnahmen hast du fotografisch etwas Neues gewagt. Was war deine Motivation dahinter?
In der Imkerbildung zum Fachausweis steht eine Lektion praktische Arbeit mit Stereomikroskopen im Lehrplan. Ich durfte die Teilnehmenden betreuen. Ihre und meine Faszination haben sich gegenseitig enorm hochgeschaukelt. Zu meiner Pensionierung habe ich mir ein gutes Stereomikroskop mit elektronischer Kamera angeschafft. Dies gab mir einen vertieften Einblick in den Aufbau des Bienenkörpers.
Kannst du uns etwas genauer erklären, wie die Fotografien entstanden sind?
Ruedi Ritter: Das Bild links oben zeigt meinen Arbeitsplatz. Alle Fotos im Anatomiebuch stammen von Objekten, die sich nicht bewegen. Das Bild von der Kamera sehe ich auf dem linken Bildschirm. Zuerst wird die höchste Stelle scharf gestellt. Mit der Maus wird ein Foto ausgelöst. Dieses wird direkt im PC abgelegt. Dann fokussiere ich das ganze Präparat in kleinen Schritten nach unten und mache nach jedem Schritt ein Bild. Auf dem Kissen stütze ich meinen Ellenbogen vom fokussierenden Arm ab. Ein Computerprogramm rechnet aus allen Bildern die scharfen Stellen zu einem Gesamtbild mit hoher Tiefenschärfe.
Was waren dabei die grössten Herausforderungen?
Ruedi Ritter: Die gleichmässige Beleuchtung ohne Spiegelungen ist eine enorme Herausforderung. Heute arbeite ich mit drei Kaltlichtleuchten, von denen jede einzeln ausgerichtet werden kann.
Nur wenn eine Biene aus dem richtigen Winkel betrachtet werden kann, ist es möglich, bestimmte Bilder aufzunehmen. Eine kleine Klemmzange, drehbar auf einem Kugelkopf befestigt, hat hier Abhilfe geschafft.
Was hat dich bei der Arbeit am meisten fasziniert?
Ruedi Ritter: Wie der Pollen von den Blüten ins Körbchen der Bienen gelangt ist enorm spannend und wurde mir erst bei der genauen Betrachtung der involvierten Organe klar. (SBZ 09/2020)
Und zum Schluss, welches Bild ist dein Favorit?
Ruedi Ritter: Es ist das Bild auf Seite 35 mit dem Mitteldarm, dem Dünndarm, der Kotblase, den Malphigischen Gefässen und den Tracheen.