Die Winterbehandlung gegen Varroa 

11/22 | Wissenschaft und Praxis
Robert Lerch, Apiservice Gmbh / Bienengesundheitsdienst (BGD), (robert.lerch@apiservice.ch)

Mit der Winterbehandlung sorgen wir dafür, dass die Bienen im nächsten Frühling mit wenig Milben starten können. Der niedrige Milbendruck wiederum hilft den Völkern, möglichst stark durch die kalte Zeit zu kommen. 

Die Varroamilbe ist und bleibt ein heimtückischer Bienenschädling. Sie ernährt sich vom Fettkörper und von der Hämolymphe der Biene und vermehrt sich während der Entwicklung der Brut in den verdeckelten Zellen. Gerade bei den Winterbienen ist der Fettkörper für eine erfolgreiche Entwicklung des Volkes im Frühjahr ausgesprochen wichtig. Durch die Varroamilbe wird das Immunsystem der Bienen geschwächt und das Volk als Ganzes ist nicht mehr in der Lage, optimal in die neue Saison zu starten. Zu stark belastete Völker erleben den Frühling oft nicht mehr. 

Die Winterbehandlung ist ein wichtiges Element des Varroakonzepts (www.bienen.ch/varroa). Dank ihr haben wir eine letzte Gelegenheit, die Anzahl Milben noch vor dem Kälteeinbruch massiv zu reduzieren und dem Volk einen besseren Start in das neue Jahr zu ermöglichen. 

Uns Bienenhaltenden stehen mehrere Tierarzneimittel auf Oxalsäurebasis zur Verfügung. Für eine erfolgreiche Behandlung ist es unerlässlich, dass die Völker keine Brut mehr pflegen. Selbst kleine Brutflächen schmälern die Wirksamkeit der Behandlung. Sicherstellen lässt sich dies ausschliesslich durch eine vorgängige Kontrolle und ein kurzes Öffnen der Beuten. 

Kann ich als Imkerin  
oder Imker den Zeitpunkt der natürlichen  
Brutfreiheit der Völker mitbeeinflussen? 

Ja, durch das Halten von starken Völkern und das frühe Erstellen von Jungvölkern gemäss Betriebskonzept. In der Natur sucht jeder Organismus die für ihn einfachste, ökonomischste Verhaltensweise. Die Völker pflegen nur Brut, solange es für die Existenz und den sicheren Fortbestand des Volkes nötig ist. Starke, gesunde Völker brauchen bei der Einwinterung zwischen 12 000 und 15 000 gesunde Bienen, um im Frühjahr die erste Generation der neuen Sommerbienen aufzuziehen. Ist diese Volksstärke erreicht, stellt die Königin ihre Bruttätigkeit ein. Je nach Wetter tritt die Brutfreiheit in einigen Regionen bereits Anfang November ein. Wie ist die Situation bei Ihnen? Eine Kontrolle gibt Gewissheit. Sind die Bienen durch die Varroa geschwächt und / oder werden zu kleine Völker eingewintert, ist der Start im nächsten Frühjahr viel schwieriger. Es ist wichtig, dass die Volksstärke bereits vor dem Einwintern entsprechend gross ist und während der Winterruhe nicht übermässig abnimmt. Eine Langzeitstudie des Zentrums für Bienenforschung (ZBF) aus dem Zeitraum von 1979 bis 2006 bestätigt dies folgendermassen: «Es besteht eine signifikante Abhängigkeit zwischen der Ein- und Auswinterung (Anfang Oktober / zweite Hälfte März). Daher gilt im Normalfall: Je stärker die Völker einwintern, desto besser wintern sie auch aus. Diese Regel kann allerdings durch Krankheiten oder schlechtes Futter ausser Kraft gesetzt werden. Starke Völker haben aber auch unter schlechten Bedingungen eine grössere Überlebenschance.» 

Für die Winterbehandlung mit Oxalsäure stehen uns drei Methoden zur Verfügung: Sprühen, Träufeln und Verdampfen / Sublimieren. Details finden Sie in den Merkblättern des Bienengesundheitsdienstes. Neben verschiedenen wichtigen Informationen enthält jedes Merkblatt einen Link zu den neuesten Gebrauchsanweisungen. 

Wir empfehlen Ihnen, die Methode auszuwählen, die Ihnen am besten zusagt. Dabei ist die Temperatur zu beachten. Mit jeder Anwendung sammeln Sie wertvolle Erfahrungen im korrekten Einsatz der Oxalsäure-Präparate. Die Art der Winterbehandlung hat keinerlei Einfluss auf die Entwicklung der Völker im Frühling und auch die Wirkung aller drei Methoden ist vergleichbar. Sprühen, Träufeln und Verdampfen erzielen eine Wirkung von 85 bis 95 %. Das heisst, nach jeder Behandlung überlebt ein kleiner Teil der Varroamilben im Volk. Deshalb kon­trollieren wir den Behandlungstotenfall. Wenn innerhalb von 14 Tagen über 500 Milben auf der Unterlage liegen, ist der im Volk überlebende Teil viel zu hoch. Aus den Studien des ZBF entnehmen wir, dass ein Restmilbenbestand von über 50 bereits im Mai zu einer bienenschädigenden Milbenbelastung führen kann, da sich die Varroa mit einsetzender Brut munter weiter vermehrt. Deshalb ist bei einem Behandlungstotenfall von über 500 Varroamilben eine 2. Winterbehandlung notwendig. 

Das Diagramm zeigt den Zusammenhang, also die Korrelation, zwischen der Ein- und Auswinterung von 1060 Bienen­völkern an 32 Standorten  
in der Schweiz (dargestellt sind die Einzelwerte als Punktwolke und rot die daraus errechnete Regressionsgerade).1 

Wichtigstes in Kürze

  • Die Behandlung erfolgt bei Brutfreiheit. 
  • Zur Winterbehandlung nur zugelassene Oxalsäurepräparate verwenden (Api-Bioxal, Oxuvar Träufellösung, Oxuvar 5,7 %, Varroxal). 
  • Den Varroatotenfall ab Beginn der ersten Winterbehandlung während 14 Tagen zählen. 
  • Nur eine zweite Behandlung durchführen, wenn über 500  Milben fallen. 
  • Getestete Methoden verwenden (siehe BGD-Merkblätter). 
  • Bei Sublimation die vorgeschriebene Verdampfungsdauer mit der Uhr kontrollieren und die Oxalsäurekristalle nicht über 180 °C erhitzen. 
  • Nur einmal träufeln, sonst können das Volk oder die Königin Schaden nehmen. 
  • Die persönliche Schutzausrüstung immer anziehen. 
Die Oxalsäurelösung direkt auf die Wintertraube träufeln. 
Das Verdampfen (Sublimieren) der Oxalsäure ist auch mit batteriebetriebenen Geräten möglich.
Bei der Winterbehandlung die Waben mit der Oxalsäurelösung im 45° Winkel besprühen. 

Es ist doch wunderbar, wenn das Summen nach der Winterruhe auf unseren Bienenständen wieder beginnt, sich die Völker rasch entwickeln und wir mit Freude auf das vergangene Jahr und die kommende Saison schauen können.   

Literatur 

  1. Imdorf, A.; Ruoff, K.; Fluri, P. (2008) Volksentwicklung bei der Honigbiene. ALP forum, 68 d: S. 39. 

Wichtigste Informationsquellen:

BGD-Merkblätter (www.bienen.ch.merkblatt): 

1.1. Varroabehandlungskonzept
1.3.1. Sprühbehandlung mit Oxalsäure-Lösung
1.3.2. Träufelbehandlung
1.3.3. Verdampfen mit Varrox-Verdampfer

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