Medienarbeit gekonnt meistern

01/24 | BienenSchweiz
Sarah Grossenbacher, Redaktion SBZ, (sarah.grossenbacher@bienenschweiz.ch)

Bienenthemen stossen in der Öffentlichkeit auf ein grosses Echo. Imker/-innen werden deshalb häufig von Medienschaffenden für ein Interview angefragt. Wie man diese Situationen reibungslos meistert, lernten die Teilnehmenden an der Kadertagung am 4. November in Landquart.

Ob es nun um das berühmt-berüchtigte «Bienensterben» oder die ertragreichen Honigernten geht, Bienenthemen interessieren die Öffentlichkeit. Und so überrascht es auch nicht, dass bereits viele der rund 60 Teilnehmer/-innen erste Erfahrungen mit Interviews für TV, Radio oder Zeitungen machten. Nicht alle empfanden diese Erlebnisse jedoch als positiv, sodass das Fazit über die bisherige Medienarbeit eher ernüchternd ausfiel.

Damit die Teilnehmenden für zukünftige Medienarbeiten optimal gewappnet sind, fanden in Landquart drei Workshops mit Kommunikationsprofis statt, die wertvolle und praktische Tipps vermittelten.

Die Interviewsituation

Als Radiomoderator bei SRF hat Dominic Dillier schon unzählige Interviews geführt und weiss genau, worauf es dabei ankommt. Er betonte, dass eine bildhafte Sprache sowie ein persönlicher Zugang zur Thematik zentral sei. Die Tendenz, zu genau und zu präzise zu sein, kann unter anderem auch dazu führen, dass die Zuhörer/-innen wegschalten. Etwas Dramatik, kurze und prägnante Botschaften mit einer persönlichen Geschichte sind deutlich fesselnder und haben so die grössere Chance, gehört und wahrgenommen zu werden. Ob das gut gelingt, konnten die Teilnehmenden in einer Gruppenarbeit gleich selbst ausprobieren.

Bei Radiomoderator Dominic Diller konnten die Teilnehmenden die Interviewsituation üben und erhielten im Anschluss Feedback vom Experten.

Vorbereitung ist das A und O

Nicole Frank war über zwanzig Jahre als Moderatorin und Korrespondentin beim SRF tätig. Heute moderiert sie Fachtagungen und Podiumsdiskussionen und berät Fach- und Führungspersonen zu ihrem Auftritt, Interviewsituationen oder zur Krisenkommunikation. Mit viel Elan zeigte sie den Teilnehmenden, wie ein Fernsehbeitrag entsteht und was es dabei zu beachten gibt.

Wichtig sei vor allem eine gute Vorbereitung: Was will ich mit meinem Auftritt erreichen? Wen will ich ansprechen? Und vor allem, was ist meine Kernbotschaft? Diese bezeichnet Frank als «Allzweckwaffe», die unser Anliegen in einem Satz zusammenfasst. Dazu gilt es, die Argumente der Gegner sowie anfällige Meinungen und Vorurteile zu kennen und miteinzubeziehen. Die Kernbotschaft leitet uns durch das Interview und gibt uns ein Ziel vor, sodass wir uns nicht mit zusätzlichen Geschichten verzetteln und dadurch unser ursprüngliches Anliegen verloren geht.

Beim Auftritt ist eine aufrechte, selbstbewusste und ruhige Haltung, dezente Kleidung (keine Muster, die in der Kamera flimmern) und eine einfache, verständliche Sprache ohne Fremdwörter zentral.

Was passiert nach dem Interview? Nicole Frank betont, dass wir als Interviewte das Recht haben, das Manuskript gegenzulesen oder den Beitrag zu hören und dann, falls nötig, Aussagen, die falsch verstanden wurden, abzuändern. Auch hier gilt aber, dass mit einer guten Vorbereitung bereits im Vorfeld viele Missverständnisse verhindert werden können. Fragen Sie deshalb den Journalisten bereits beim ersten Kontakt, was das Ziel des Beitrages ist, welche Rolle Sie haben und welche Informationen er von Ihnen benötigt.

Mit ihren Praxistipps, den vielen Hintergrundinformationen und einem offenen Ohr für die Fragen der Teilnehmenden ermutigte Nicole Frank alle, Freude an der Arbeit mit den Journalistinnen und Journalisten zu haben und nahm so vielen die Skepsis und Verunsicherungen, die im Vorfeld noch zu spüren waren.

In ihrem Workshop erklärte Nicole Frank, wie ein TV-Beitrag entsteht und wie die Zusammenarbeit mit den Journalistinnen und Journalisten optimal verläuft.

Die sozialen Medien nutzen

Im Schnitt verbringen Internetnutzer/-innen rund eine Stunde und 43 Minuten pro Tag in den Sozialen Medien (Tendenz steigend). Schweizweit sind über 3 Mio. Personen auf Facebook aktiv, 3,5 Mio. auf Instagram und das Business-Netzwerk LinkedIn hat in der Schweiz rund 3,9 Mio. aktive User. In seinem Workshop zeigte Roman Portmann, der bei einer Versicherung für die Online-Kommunikation verantwortlich ist, wie wichtig diese Netzwerke geworden sind und wie sie auch die Kommunikation veränderten. Während bei den klassischen Medien ein Sender eine Nachricht an viele Personen schickte (quasi eine Einweg-Kommunikation), ist das ganze Konstrukt bei den sozialen Medien deutlich vernetzter und interaktiver. Dadurch entstehen Dialoge und Botschaften werden multipliziert.

Auch wenn die einzelnen sozialen Netzwerke leicht unterschiedlich funktionieren, bei allen muss es uns als Beitragende gelingen, das eher passive Scrollen der Nutzer/-innen zu stoppen: zum Beispiel durch ein spannendes Bild, beeindruckende Fakten oder Kurzfilme. Die erzählte Geschichte muss kurz und attraktiv sein, ansonsten sind die Nutzer/-innen bereits wieder beim nächsten Beitrag. Spannende Inhalte könnten zum Beispiel Tipps und Tricks sein (wie gestalte ich meinen Garten bienenfreundlich?), aussergewöhnliche Fakten (wie viele Eier legt die Königin pro Tag?) oder spannende Routinen (wie wird der Honig geerntet?). Wichtig ist, dass regelmässig etwas gepostet wird. Zusätzlich befeuern Interaktionen den Algorithmus. Je mehr kommentiert, «geliked» und geteilt wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass Ihr Beitrag auch von Usern ausserhalb Ihres Netzwerkes gesehen wird.

Auch als Imkerverein oder Imkerei können wir in den verschiedenen Kanälen aktiv sein und sie zu unseren Vorteilen nutzen. Wie bereits beim Interview ist es auch hier zentral, dass wir uns zuerst Gedanken über unsere Botschaften machen und uns optimal vorbereiten. Was wollen wir mit unserem Kanal erreichen und wie können wir unser Anliegen einem breiten Publikum zugänglich machen? Können wir regelmässig unsere «Community» mit Beiträgen beliefern? Wenn das geklärt ist, steht dem Abenteuer «Soziale Medien» nichts im mehr im Wege.

Auch BienenSchweiz ist auf Instagram, Facebook und LinkedIn aktiv. Wir freuen uns auf den gemeinsamen Austausch mit Ihnen (@bienenschweiz)!

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