Erfahrungen aus dem Gesundheitsprogramm

12/23 | Wissenschaft und Praxis
Robert Lerch, apiservice gmbh/Bienengesundheitsdienst (BGD), (robert.lerch@apiservice.ch)

Seit diesem Jahr steht die Teilnahme am Gesundheitsprogramm allen interessierten Mitgliedern von Schweizer und Liechtensteiner Imkervereinen offen. Die Vorzüge des Programms werden von jenen, die mitmachen, sehr geschätzt.

Viele Imker/-innen sind wissbegierig und möchten ihre Erfahrungen mit Kollegen aus anderen Regionen austauschen. Das Gesundheitsprogramm des Bienengesundheitsdienstes (BGD) richtet sich an alle, die sich in Praxis und Theorie auf dem Laufenden halten und dadurch zur Gesundheit ihrer Völker beitragen möchten. Die regelmässigen Anlässe sind insbesondere für jene eine grosse Hilfe, welche den Grundkurs erst vor Kurzem abgeschlossen haben oder aus verschiedenen Gründen nicht regelmässig an den Höcks und vereinsinternen Anlässen teilnehmen. Den Imkerinnen und Imkern stehen jeweils verschiedene Methoden zur Auswahl. Gerade diese Tatsache ist nicht immer einfach. Muss man sich doch entscheiden, wann und wie etwas gemacht wird. Werden wichtige Tätigkeiten nicht oder zu spät erledigt, kann es ein Bienenvolk noch Monate später schwächen. An den monatlich stattfindenden Online-Treffen können Erfahrungen ausgetauscht und die eigene Praxis reflektiert werden. Dadurch können Teilnehmende mit einem minimalen Zeitaufwand einen maximalen Nutzen zum Wohl ihrer Bienenvölker ziehen. Die Basis dafür bildet das im Vorfeld erarbeitete eigene Betriebskonzept.

Die Moderatoren stellen sicher, dass alle, die wollen, ihr Anliegen vortragen können. Mit dem geballten Wissen der gesamten Gruppe können sehr viele Situationen entschärft und Fragen beantwortet werden. Während des ganzen Jahres beobachten die Teilnehmer die Entwicklung der Bienen und ihres natürlichen Umfeldes. Dadurch werden mögliche Probleme frühzeitig erkannt und die nötigen Massnahmen können rechtzeitig in die imkerliche Arbeit integriert werden. Dies ist ein grosses Plus auf dem Weg zu einer bienengerechten Haltung.

Das Gesundheitsprogramm 2023 startete im Juni. Anna Tina Heuss (Teilnehmerin), Markus Knöpfli (Teilnehmer), Dominic Caso (Teilnehmer) und und Stefan Jans (Moderator) teilen mit uns ihre Erfahrungen und Eindrücke.

Das BGD-Team steht allen Gesundheitsprogramm-Teilnehmenden zur Verfügung, um spezielle Situationen in den Völkern zu besprechen und in die Praxis umsetzbare Massnahmen zu erarbeiten.

Die Imker/-innen dokumentieren die Arbeiten während des Jahres online in der Selbstdeklaration.

Damit ist sichergestellt, dass nichts vergessen geht. Verpasse ich den optimalen Zeitpunkt einer wichtigen Arbeit auf dem Bienenstand, kann diese in den meisten Fällen nicht einfach nachgeholt werden. Allenfalls kann der Schaden im Volk noch begrenzt werden.

Mit dem eigenen Betriebskonzept und der Begleitung im Gesundheitsprogramm können wir unsere Völker ihrer Entwicklung und der Jahreszeit entsprechend unterstützen. Halten wir den Jahresplan ein, wird unsere vorbildliche Betriebsweise im Folgejahr mit der Anerkennungsplakette als zeitgemässe Bienenhaltung ausgezeichnet. Die erfolgreiche Programmteilnahme ist eine Freude für Imkerinnen und Imker und ist die beste Voraussetzung für einen Stand voller gesunder Bienen.

Der für den praktischen Erfahrungsaustausch besuchte Bienenstand.
Alle wichtigen Informationen stehen den Teilnehmenden jederzeit zur Verfügung.

Tina Heuss, Teilnehmerin am Gesundheitsprogramm 2023, Imkerin mit eidgenössischem Fachausweis und Beraterin im Verein Rheinfelden

Wie hast du diese Zeit erlebt?

«Mir hat der Erfahrungsaustausch mit den Teilnehmenden aus verschiedenen Regionen sehr gut gefallen. Durch die Online-Veranstaltungen können wir bequem von zu Hause mitmachen. Dadurch nehmen wir mit einem kleinen Zeitaufwand viel Interessantes mit.»

Was hat dir besonders gefallen?

«Die Treffen haben einen klaren Ablauf. Das Thema ist gesetzt und der Zeitrahmen auch. Der Austausch ist sehr angenehm. Obwohl wir uns nicht kannten, ist innerhalb kurzer Zeit ein vertrauensvolles Zusammenspiel entstanden. Die Moderatoren ‹schul- meistern› nicht. Sie nehmen die Teilnehmenden ernst, geben den Erfahrungen Raum und zeigen dennoch mit ihrem Fachwissen Chancen und Risiken auf. Dadurch landen die Diskussionen immer auf dem sicheren Boden. Das Betriebskonzept gilt als roter Faden und die Merkblätter unterstützen in der Umsetzung. Am Schluss der Veranstaltung fassen wir das Besprochene kurz zusammen. So kann ich die für mich wichtigen Aussagen ordnen und direkt in meiner Imkerei umsetzen.»

Wem empfiehlst du das Gesundheitsprogramm?

«Ich empfehle das Gesundheitsprogramm eigentlich allen, sowohl Jungimkerinnen und -imkern als auch erfahrenen Imkerinnen und Imkern; denjenigen, die sich mit der Bienenhaltung vertieft auseinandersetzen wollen genauso, wie jenen, die ihr Wissen mit zeitgemässen Praktiken auffrischen möchten.»

Dominic Caso, Teilnehmer am Gesundheitsprogramm 2023, Imker und Bieneninspektor, Cudrefin (VD).

Wie hast du die Zeit erlebt?

«Anlässlich der Online-Veranstaltungen konnten wir unsere Erfahrungen jeweils nach einer kurzen, zur Jahreszeit passenden Einführung austauschen. Ich kam zur Erkenntnis, dass nicht die Quantität wichtig ist, sondern die Qualität meiner Arbeit mit den Bienen. Aufgrund des im Vorfeld erstellten Betriebskonzepts habe ich meine Art der Imkerei von Grund auf geändert.»

Was konntest du für deine Imkertätigkeit mitnehmen?

«Ich realisierte im Verlauf unserer Zusammenkünfte, dass ich für meine Bienen viel zu wenig Zeit hatte. Durch die Grösse meiner Imkerei waren mir die Bedürfnisse der Bienen viel zu wenig bewusst. Ich arbeitete gewohnheitsmässig und versuchte vor allem, die vorhandene Zeit rationell einzusetzen. Die Freude an der Imkerei schwand und ein ‹Du musst schnell› war an der Tagesordnung. Diese Schlüsselerkenntnis hat dazu geführt,

dass ich die Anzahl meiner Völker so weit reduzierte, bis mir Zeit für jedes einzelne blieb. Wichtig für mich wurden Beobachtungen im und ums Volk und entsprechendes Handeln. Dies hat dazu geführt, dass ich nicht mehr alle Völker gleich bearbeite. Viel mehr kann ich mich jetzt auf jene konzentrieren, die meine Unterstützung benötigen. Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass weniger oft mehr ist. So ganz nebenbei fand ich die Freude am Imkern wieder.»

Wem kannst du die Teilnahme am Gesundheitsprogramm empfehlen?

«Ich empfehle das Programm allen, welche ihre Zeit für die wunderbare Tätigkeit als Imker/-in besser nutzen wollen und jenen, denen es wichtig ist, die Bienen in ihrem Umfeld wahrzunehmen und gesunde Völker zu halten.»

Markus Knöpfli, Teilnehmer am Gesundheitsprogramm 2023, Berater und Kursleiter im Verein Zentralwiggertal.

Was hat dir besonders entsprochen?

«Der Austausch mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern war sehr gut. Als Berater konnte ich Fragen von Neuimkern sehr gut nachvollziehen. In der Imkerei liegen Erfolg oder Misserfolg oft nah beisammen. Eigene Erfahrungen können durch die offene und sachbezogene Diskussion kundgetan werden. Der Input aus der Gruppe hilft, die Arbeit mit den Völkern und die Umsetzung der im persönlichen Betriebskonzept gewählten Methoden zu verbessern.

Regelmässig erhalten wir SMS-Nachrichten. Sie erinnern in sehr kurzer Form, welche imkerlichen Arbeiten gerade anstehen. Ergänzt werden die Informationen oft durch den etwas ausführlicheren Newsletter des Bienengesundheitsdienstes, den alle Bienenhaltende kostenlos abonnieren können. Als Betriebsberater war und ist es für mich wichtig, das Gesundheitsprogramm zu kennen und beurteilen zu können. Ich empfehle den Absolventen des Grundkurses, ihre imkerlichen Erfahrungen in diesem Rahme vertiefen zu können.»

Stefan Jans, BGD-Mitarbeiter und Moderator bei den Erfahrungsaustauschen (ERFA) beschreibt die Veranstaltungen wie folgt:

Insgesamt treffen wir uns in der Gruppe zehnmal online und einmal vor Ort. Die Termine sind Anfang des Jahres bekannt und im Login-Bereich zusammen mit dem entsprechenden Teams-Link ersichtlich. Ein paar Tage vor dem Anlass verschicken wir eine kurze Einladung mit dem geplanten Inhalt.

Wir starten online jeweils um 20 Uhr mit einem kurzen 20- bis 30-minütigen Inputreferat. Das Thema kann sich aus dem letzten ERFA entwickelt haben oder betrifft aktuelle Arbeiten in der Imkerei gemäss BGD-Betriebskonzept. Der Einbezug und der Austausch unter den Teilnehmenden sind sehr wichtig. So nutzen wir die restliche Stunde des Treffens zum Beantworten aktueller Fragen und zum Austausch über Aktualitäten. Reicht die Zeit nicht oder braucht ein Thema eine gewisse Einführung, kann es den Grundstein für das nächste Treffen bilden.

Die Treffen finden als Videokonferenz mit Microsoft Teams statt. Anlässlich der vorangehenden physischen Kick-off-Veranstaltungen an verschiedenen Orten der Schweiz wurden gemeinsame Verhaltensregeln definiert. Auf diese Weise laufen die Treffen nach meiner Erfahrung sehr respektvoll und konstruktiv ab. Eine Möglichkeit, sich ein zweites Mal vor Ort zu sehen, ist der jährlich stattfindende ERFA auf einem Bienenstand. Man lernt sich durch den regelmässigen Austausch gut kennen und schätzt die Erfahrungen und Meinungen der anderen.

Für das Gesundheitsprogramm 2024 können Sie sich noch bis am 31. Dezember 2023 anmelden unter: www.bienen.ch/gesundheitsprogramm. Weitere Informationen finden sich im Artikel «Mit dem Gesundheitsprogramm das eigene Wissen vertiefen und auffrischen» (SBZ 11/2023).

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