Ethik in der Imkerei: Ein möglicher Ansatz (Teil 1)

01/23 | Wissenschaft und Praxis
David Heaf, Wales (www.beefriendly.co.uk)(Übersetzung: Sarah Grossenbacher)

Dies ist der erste Teil einer zweiteiligen Artikelserie über Ethik in der Imkerei. Beide Artikel basieren auf ein Kapitel meines Buches «The Bee-friendly Beekeeper».

Die folgenden Ausführungen erheben keineswegs den Anspruch auf Vollständigkeit, da dafür noch weitere Aspekte berücksichtigt werden müssten, wie zum Beispiel der Einfluss der behandlungsfreien Imkerei auf die Bienen und die Imker/-innen. Aber auch die Nahrungskonkurrenz zwischen Wild- und Honigbienen darf nicht ausser Acht gelassen werden. Diese Themen werde ich in einem späteren Beitrag behandeln. Hier möchte ich mich auf eine Möglichkeit konzentrieren, wie wir die Agrar- und Umweltethik in der Imkerei anwenden können.

Agrar- und Umweltethik

Die Agrar- und Umweltethik ist eine relativ junge akademische Disziplin. So wurde zum Beispiel die Zeitschrift «Agricultural and Environmental Ethics» erst im Jahr 1988 ins Leben gerufen. Auch das britische «Food Ethics Council»1 wurde erst Jahre später gegründet. Nichtsdestotrotz ist dieses Fachgebiet gut entwickelt und bietet einige Perspektiven, die wir in der Imkerei anwenden können.

Nach meinem Verständnis der Ethik ist eine Handlung nur dann moralisch, wenn sie aus freier Entscheidung erfolgt. Das heisst, ohne einen Zwang durch Instinkte, Normen, Kulturen, Religionen etc. Ausserdem sollte die Person, die eine Handlung ausführt, die Rechtfertigung für den moralischen Grundsatz, den sie motiviert, verstehen und anerkennen. Das heisst, die Person muss das Ideal anerkennen und nicht gezwungen werden, ihm zu folgen. Aus diesem Grund können wir den Imkerinnen und Imkern nicht im Voraus vorschreiben, was sie tun müssen, um ethisch zu handeln. Vielmehr müssen sie selbst entscheiden, wie sie vorgehen möchten.

Vier mögliche Grundhaltungen

Abgesehen von extremen Ansichten, wie zum Beispiel der Idee, dass wir gar keinen Honig ernten oder keine Bienen halten sollten, können wir vier mögliche Grundhaltungen gegenüber der Natur und den Bienen unterscheiden und mit moralischen Argumenten untermauern. Petran Kockelkoren nannte diese vier Haltungen Beherrscher, Verwalter, Partner und Teilnehmer.2 Er stützt sich dabei auf

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