Imker/-innen fragen: Honigraum

04/24 | Allgemein
Wissenschaft und Praxis

Ich habe den Honigraum aufgesetzt, doch die Bienen scheinen sich nicht dafür zu interessieren. Habe ich eventuell den falschen Zeitpunkt gewählt? Oder gibt es einen Trick, sie in den Honigraum zu locken?

Rosario Manco, Bonstetten, Schweizerkasten und CH-Magazine:

Das Betriebskonzept des Bienen­gesund­heitsdienstes (BGD) vereinfacht die Planung der Imkerarbeiten im Jahresverlauf (https://betriebskonzept.apiservice.ch). Bei der Vollblüte des Löwenzahns wird empfohlen, den Honigraum aufzusetzen. Auch ich in Bonstetten richte mich danach. Sobald die ersten Löwenzahnblüten ersichtlich sind, erweitere ich im Schweizerkasten den Brutraum. Hinter das Thermoschied hänge ich vier ausgebaute Honigwaben. Danach braucht es Geduld. Wenn die letzten zwei Honigwaben hinter dem Fenster glänzen, setze ich diese mit Nektar gefüllten Waben gleich oberhalb des Brutnestes auf. Den Rest des Honigraumes fülle ich mit neuen Mittelwänden auf. Im Magazin führe ich meine Völker im Kaltbau. Das Flugloch halte ich generell eng und auf nur einer Seite offen. Um Räuberei zu vermeiden, setzte ich die vier Honigwaben diagonal zum offenen Flugloch hinter dem Thermoschied ein. Das Prinzip ist das gleiche wie im Schweizerkasten. Und wenn die Waben glänzen, setze ich oberhalb des Brutnestes mit Absperrgitter den Honigraum auf und fülle den Raum mit neuen Mittelwänden.



Christoph Zimmermann, Wattenwil, Schweizerkasten und Dadant
:

Bei den Schweizerkästen setze ich den Honigraum nicht auf, sondern Honigwaben dahinter. Das heisst ich setze die ersten Honigwaben, circa sechs Stück, hinter die hinterste Wabe. So kann sich das Volk bei Bedarf zuerst nach hinten ausdehnen und es hat so den besseren Wärmehaushalt, als wenn ich die Honigwaben aufsetzen würde. Wenn diese Waben gefüllt sind, packe ich diese in den ersten Honigraum und ergänze im Brutraum und im ersten Honigraum mit Mittelwänden. Dadurch, dass ich die ersten vollen sechs Waben über der Brut habe, geht die Königin meistens auch nicht so schnell in den Honigraum zum Brüten. Bei den Magazinen setze ich eine ganze Zarge auf, hier setze ich in die Mitte der Zarge vier bis fünf ausgebaute Honigwaben vom letzten Jahr ein und fülle mit Mittelwänden auf.

Ich orientiere mich an den Kirschbäumen und dem Löwenzahn. Mein Ziel ist, das die Bienen den ersten Honig für sich um die Brutnester einlagern, damit sie bei einem allfälligen Nektareinbruch noch genügend Futter haben. Bei einem abendlichen Rundgang ums Bienenhaus ist der Nektareintrag gut zu riechen, was jedes Jahr aufs Neue ein super Erlebnis ist. Klar ist, dass das Volk für den Honigraum bereit sein muss. Das heisst, die Bienenmasse muss für die entsprechende Beutengrösse ausreichend vorhanden sein.



Jon-Curdin Felix, Sent, Schweizerkästen, CH-Magazine und Segeberger (DNM)

Im Schweizerkasten setze ich die Drohnenwabe ans Fenster und darüber eine leere, ausgebaute Honigwabe. Sobald die Honigwabe zu glänzen beginnt, setze ich den Honigraum auf, meistens Anfang Mai bei der Löwenzahnblüte. Mit geschleuderten Honigwaben vom letzten Jahr haben die Bienen einen Anreiz nach oben zu gehen, weil da noch letztjährige Honigreste liegen. Bei meinen Kästen bringe ich keine Absperrgitter an. Damit die Königin nicht in den Honigraum geht, schlage ich die Abstandsnägel der Honigwaben ein bisschen weiter ein. Damit wird der Abstand zwischen den Waben schmaler (das ersetzt das Absperrgitter) und die Königin geht weniger nach oben. Auf jeden Fall müssen die Natur und das Volk bereit sein.

Stefano Scanzoni, Rorbas, Schweizerkasten und CH-Magazine

Einen eigentlichen «Trick» gibt es nicht. Der Honigraum sollte zur Kirsch- und Löwenzahnblüte aufgesetzt werden (Massentracht). Da sich diese jedoch nicht an ein Datum halten, muss man sein Auge auf die Natur richten. Ein zu früh aufgesetzter Honigraum ist per se nicht schlimm, allerdings müssen die Bienen bei einem Kälteeinbruch den zusätzlichen Raum erwärmen, was sie Kraft und Energie kostet. Ein zu spät aufgesetzter Honigraum hingegen führt dazu, dass die Bienen den eingetragenen Nektar im Brutraum einlagern und mit Wildbau zusätzlich Lagerkapazität schaffen. Da es dann im Brutraum recht schnell eng werden kann, ist das Risiko der Schwarmtätigkeit erhöht. Mein Rat lautet: Folge der Kirschblüte und setze ihn im Zweifel etwas früher auf. Achte jedoch auch auf die Temperatur, sodass nicht kurz vor einem Temperatursturz aufgesetzt wird.


Othmar Frey, Oberengstringen, Schweizekasten und CH-Magazine

Ich halte mich im städtischen Gebiet an die Kirschblüte, da die Vegetation je nach Wetter und Region unterschiedlich ist. Sobald die Kirschbäume in der Nähe blühen, setze ich den Honigraum auf. In den letzten Jahren war das oft schon ab Mitte/Ende März.

Wichtig ist natürlich, dass die Bienen die Brutwaben – eingeengt auf sechs bis acht Brutwaben – gut belegen und sie den Platz im Honigraum auch brauchen, um den Nektar einzulagern. Das heisst, die leeren und alten Waben wurden entfernt. Wenn die Bienen den Honigraum nicht annehmen, liegt das oft an der Volksstärke. Manchmal benötigen die Bienen einfach etwas Zeit, um sich an den zusätzlichen Raum zu gewöhnen. Geduld und regelmässige Kontrollen sind daher wichtig. Den regen Flugbetrieb in dieser Zeit zu beobachten, macht mir immer grosse Freude.

Aline Augsburger, Reichenbach im Kandertal, Schweizerkästen

Ich orientiere mich bei allen Arbeiten mit meinen Bienen am Pflanzenangebot. Das heisst, wenn die Kirschbäume blühen, versuche ich, meinen Bienen die Honigwaben schmackhaft zu machen. Das versuche ich, indem ich zwei unausgebaute Honigwaben an die hinterste Wabe hänge und so durchs Fenster beobachten kann, was die Bienen tun. Wenn meine Bienen die Waben ausgebaut und befüllt haben, hänge ich sie oben in den ersten Honigraum und gebe unten wieder zwei neue Waben. Wenn diese auch wieder ausgebaut und befüllt sind, gebe ich die zweiten Waben plus schon ausgebaute vom letzten Jahr in den Honigraum. Die ausgebauten Waben hänge ich zwischen die neuen Waben. Falls diese noch etwas Honig in den Zellen haben, nehmen die Bienen aus meiner Sicht die Waben besser an und befüllen sie lieber.

Der Bienenstand von Aline Augsburger direkt unter dem Wildkirschenbaum.
Der Bienenstand von Aline Augsburger direkt unter dem Wildkirschenbaum.


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