Orchideenbienen: glänzende Duftsammler

08/24 | Natur und Wildbienen
Agnes Przewozny, Berlin (Deutschland) (gruenes.lektorat@posteo.de)

Orchideenbienenmännchen verstehen das Geheimnis der Verführung durch Düfte: Ihr Leben lang sammeln sie duftende Stoffe von Orchideen, Bäumen oder Pilzen und kreieren daraus ihr arttypisches Parfüm, um damit die Weibchen zu verzaubern.

Thomas Eltz, Evolutionsbiologe an der Ruhr-Universität Bochum, erforscht die Biologie der Orchideen- oder Prachtbienen seit gut zwei Jahrzehnten. Die Begeisterung für diese metallisch schimmernden neotropischen Bienen hat ihn seit seiner Diplomarbeit nicht verlassen: «Die rätselhafte Duftstoffbiologie hat mich fasziniert. Das gibt es so im Tierreich nicht noch einmal: das Zusammenstellen von Umweltdüften zu einem Parfüm, begleitet von komplexen morphologischen und physiologischen Anpassungen.»

Prachtbienen leben in den Tropen der Neuen Welt von Mexiko bis zum tropischen Südamerika. Es gibt von ihnen rund 250 Arten, meist etwa so gross wie Honigbienen und mit einem irisierenden Glanz in Grün, Blau, Rot oder Gold wie Kolibris oder Rosenkäfer. Jede Prachtbienenart steht in einer komplexen Wechselbeziehung mit einer Orchideenart. Charakteristisch ist auch ihr enorm langer Rüssel, wovon sich der lateinische Name Euglossini ableitet. Im Flug klappen sie ihn an den Bauch, dennoch überragt er den Hinterleib noch ein Stück. Die Weibchen haben Pollenkörbe an den Hinterbeinen, während die Männchen grosse Hinterbeintaschen haben, wohinein sie Duftstoffe sammeln.

«Wir haben spezielle Beinbewegungen beobach­tet und gezeigt, dass sie die Duftstoffe aus den verdickten Hinterbeinen wieder herausholen und dem Luftstrom überantworten», berichtet Thomas Eltz. Für wen der Duft bestimmt ist, war lange ein Rätsel und Gegenstand verschiedenster Vermutungen. Andere Männchen oder doch eher die Weibchen?

Um das zu erhellen, unternahm Jonas Henske im Rahmen seiner Doktorarbeit in Costa Rica Paarungsversuche in zwei grossen Flugräumen. Je Versuch bekam ein frischge­schlüpftes Männchen der Grünen Orchideen­biene (Euglossa dilemma) eine Parfümladung verpasst, die der Biologe von anderen Männchen im Freiland gesammelt hatte. «Man kann das auf die Hinterbeintaschen aufträufeln und dann wird das über Kapillarkräfte hineingesogen und gut aufbewahrt», berichtet Henske. Ein zweites Männchen wurde genauso

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