Zusammen das Goldsiegel stärken

04/24 | BienenSchweiz
Sarah Grossenbacher, Redaktion SBZ, (sarah.grossenbacher@bienenschweiz.ch)

Im Januar fanden die jährlich stattfindenden Weiterbildungen für Betriebsberater/-innen und Betriebsprüfer/-innen statt. Bei beiden Anlässen wurden neben Aktualitäten auch das Ziel, das Goldsiegel und die Rolle des Betriebsprüfers zu stärken, besprochen.

Die Imkerei befindet sich im ständigen Wandel und steht vor neuen Herausforderungen. Gemäss Alfred Höhener, Leiter Ressort Bildung, hat der Imkerboom ab dem Jahr 2012 dazu geführt, dass in vielen Sektionen ein Mitgliederschwund verhindert und Grundkurse wieder gefüllt werden konnten. Als Folge gibt es nun aber regionale Hotspots mit sehr hohen Bienendichten, was teilweise auch zu politischem Gegenwind führt. Hier ist die Zusammenarbeit der Imkerinnen und Imker gefragt. Wir alle können auf verschiedenen Ebenen Einfluss nehmen und uns für die Anliegen der Bienen und Imkerei einsetzen.

Zusammenarbeit

Zusammenarbeit ist gemäss Stefan Jans vom Bienengesundheitsdienst auch bei der Bekämpfung der Asiatischen Hornisse (Vespa velutina) zentral. Es müssen jetzt Verantwortlichkeiten geklärt werden und in Vereinen sollen Ressourcen für die Bekämpfung geschaffen werden. Auch eine Art Nachbarschaftshilfe ist wichtig, um voneinander zu lernen und gemeinsam Bekämpfungsstrategien zu entwickeln. Zudem lohnt es sich, auch Partner ausserhalb der Imkerbranche zu suchen: Ornithologen, Gartencenter oder auch Hundehalter können zukünftig mithelfen, Beobachtungen zu melden.

Rolle der Betriebsprüfer/-innen

Auch im Bereich Goldsiegel soll in Zukunft die Zusammenarbeit erhöht werden. An beiden Anlässen präsentierte Andres Schneider von der Arbeitsgruppe Goldsiegel eine erste Massnahme, wie das Goldsiegel und auch die Rolle der Betriebsprüfer/-innen gestärkt werden. Im Grundkurs gibt es einige Themen wie die Honiggewinnung, die Tiergesundheit oder der Wachskreislauf, bei denen die Betriebsprüfer/-innen die Fachpersonen sind und so die Betriebs­berater/-innen in ihrer Arbeit unterstützen können. Ziel sei es nun, dass sie stärker in die Grundkursplanung eingebunden werden und einzelne Lektionen im Grundkurs übernehmen könnten. Dafür stellt die Arbeitsgruppe den Betriebsprüferinnen und -prüfern Unterlagen zur Verfügung, die auf die Inhalte aus der Checkliste der Betriebsprüfungen und das Grundkurs-Curriculum abgestimmt sind. Der neue Ansatz wird von den Anwesenden positiv aufgenommen. Neben der Aufwertung des Grundkurses wird so auch die erste Hürde, sich für die Betriebsprüfung anzumelden, herabgesetzt, da die Grundkursteilnehmenden bereits früh in der Ausbildung die Betriebsprüferin/den Betriebsprüfer kennenlernen. Dies soll auch das Label als Ganzes und das Qualitäts­management stärken.

Honigqualität

Zwei wichtige Parameter für die Honigqualität sind der Wassergehalt und HMF. Markus Michel, Verantwortlicher für Bienenprodukte bei BienenSchweiz, und Christina Kast vom ZBF informierten die anwesenden Betriebsprüfer/-innen über diese beiden Faktoren. Sie halten fest, dass ein Wassergehalt von 15–17 % anzustreben sei, um das Risiko einer Fermentation gering zu halten. Es sollte also nur reifer, möglichst verdeckelter Honig geerntet werden. Unterstützend hierbei ist auch ein gut besetzter Brut- und Honigraum. Auch ein Raumentfeuchter im Schleuderraum kann zusätzlich helfen, die Feuchtigkeit des Honigs tief zu halten. HMF bildet sich in Abhängigkeit von Zeit und Temperatur. Frisch geschleuderter Honig hat praktisch keinen HMF. Im Wärmeschrank sollte der Honig deshalb nicht über 40 °C (maximal 2–3 Tage), im Melitherm über 55 °C, erwärmt werden. Bei der Lagerung sind dunkle und kühle Räume wichtig: «Das Schaufenster hingegen ist wirklich ein schlechter Platz!», so Markus Michel.

Christina Kast zeigt den anwesenden Betriebsprüfer/-innen, dass ein tiefer Wassergehalt zwischen 15 und 17 % anzustreben ist, um die Gärungstendenz möglichst klein zu halten.
Christina Kast zeigt den anwesenden Betriebsprüfer/-innen, dass ein tiefer Wassergehalt zwischen 15 und 17 % anzustreben ist, um die Gärungstendenz möglichst klein zu halten.

Gewappnet für die neue Saison

In beiden Weiterbildungen wurden die Anwesenden mit vielen Informationen für die neue Saison ausgerüstet. Bei den Betriebsberaterinnen und -beratern stand vor allem das Jahresthema von BienenSchweiz, die Gemüllkontrolle, im Fokus und wie dies dann auch in den Grundkurs oder den Höcks integriert werden könnte. Bei praktischen Übungen lohnt es sich, die Gemüllunterlage mit Haarspray zu besprühen, damit das Gemüll fixiert wird. Grundkursteilnehmende könnten zudem dazu animiert werden, eine Art «Gemülltagebuch» zu führen. So können sie ihre Beobachtungen festhalten und diese dann im Grundkurs besprechen.

Bei den Betriebsprüfer/-innen stellte Franziska Ruprecht die Pollenimkerei vor und zeigte, was es beim Sammeln von Pollen zu beachten gibt und wie es in der Apitherapie angewendet wird. Pollen spielte auch im Vortrag von Christina Kast vom ZBF eine Rolle. Sie präsentierte den Teilnehmenden Ergebnisse aus einem Pollen-Monitoring, in dem Rückstände von Pestiziden im eingetragenen Pollen und Bienenbrot untersucht wurden. Dank der Untersuchung mittels Pollen konnte unter anderem festgestellt werden, dass einige der eingesetzten Pestizide auch im Pollen von nicht-behandelten Pflanzen gefunden wurden. Durch Drift wurden diese ebenfalls belastet und so von den Bienen in den Stock getragen. Im Jahr 2024 wird das Monitoring nun auf mehrere Imkereien aus unterschiedlichen Regionen ausgeweitet.

Was gibt es bei der Gemüllkontrolle alles zu beachten? Stefan Jans und Isabelle Bandi gaben den Betriebsberaterinnen und -beratern wertvolle Tipps mit auf den Weg.
Was gibt es bei der Gemüllkontrolle alles zu beachten? Stefan Jans und Isabelle Bandi gaben den Betriebsberaterinnen und -beratern wertvolle Tipps mit auf den Weg.

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