Fauna auf dem Bienenstand

07/23 | Wissenschaft und Praxis
Stefan Jans, Regionalberater Zentralschweiz, Bienengesundheitsdienst (BGD), (stefan.jans@apiservice.ch)

Immer mal wieder kommt es vor, dass Tiere auf einem Bienenstand oder in einem Bienenhaus kleinere Schäden anrichten; grössere Probleme treten nur in Einzelfällen auf. Häufig ernähren sich die Störenfriede dabei von Bienen oder im Volk gelagerten Bienenprodukten.

Wer Honigbienen hält, begegnet am Bienenstand zwangsläufig vielen anderen Lebewesen. Gewisse werden als Eindringlinge oder gar als Schädlinge empfunden, andere beunruhigen die Bienenhaltenden kaum oder gar nicht. Das neue Merkblatt «3.4. Fauna auf dem Bienenstand» beschreibt, wie mit häufig anzutreffenden tierischen Gästen umzugehen ist sowie ob und welche Massnahmen getroffen werden können.

Bei einer allfälligen Beseitigung oder Bekämpfung ist besondere Vorsicht geboten. Es gilt, den Bienen, anderen Tieren, dem Menschen und der Umwelt keinen Schaden zuzufügen. Nützlinge und Wildtiere sind ein wichtiger Bestandteil der Fauna, weshalb auf das Aufstellen von Fallen zu verzichten ist. Zur Bekämpfung auf dem Bienenstand dürfen zudem keine Biozide verwendet werden (siehe Anhang 2 des BLV-Kontrollhandbuchs Primärproduktion). Dies kann zu Bienenvergiftungen und/oder Rückständen im Honig und anderen Bienenprodukten führen.

Bienenschädlinge wie die Varroa, die Asiatische Hornisse (Vespa velutina), der Kleine Beutenkäfer (Aethina tumida) und die Wachsmotte (Galleriinae), werden in separaten Merkblättern behandelt und sind in diesem Artikel und im neuen Merkblatt nicht berücksichtigt.

Hautflügler und andere Insekten

Oft treffen wir neben unseren Bienen auf dem Bienenstand weitere Sechsbeiner an. Verschiedene Wildbienen, Käfer, Schmetterlinge, Fliegen, Wespen oder Mücken sind je nach Standort, Witterung und Jahreszeit häufig zu sehen. Von uns Imkernden werden einige Hautflügler, welche im Bienenhaus oder in Zwischenräumen der Kästen nisten oder sich an den Vorräten oder den Bienen selbst bedienen, eher wahrgenommen und als störend empfunden.

Um im Deckel der Beute nistende Ameisen zu beseitigen, können die Nester inklusive der Eier und die Königin regelmässig abgebürstet werden. Nach zwei bis drei Wiederholungen kehren die Ameisen erfahrungsgemäss nicht mehr zurück. Oder wie im neuen Merkblatt beschrieben, kann man mit verschiedenen Methoden versuchen, die Ameisen am Einlaufen in die Beute oder das Bienenhaus zu hindern.

Im Spätsommer und Herbst können teilweise Europäische Hornissen (Vespa crabro)sowie Gemeine (Vespula vulgaris) oder Deutsche Wespen (Vespula germanica) bienenjagend vor den Fluglöchern beobachtet werden. Bei starkem Beflug sollte man die Fluglöcher eng halten. Für gesunde und starke Völker stellen sie keine Gefahr dar.

Vereinzelt können in Kästen oder im Bienenhaus Nester der Orientalische Mörtelwespen (Sceliphron curvatum) angetroffen werden. Diese Grabwespen bauen, wie auf dem Bild auf der nächsten Seite ersichtlich, für sie typische «Amphoren» aus Lehm und sind unproblematisch.

Ebenfalls kein Problem stellt der Totenkopfschwärmer (Acherontia atropos) dar. Der Wanderfalter ernährt sich auf seiner Reise von Südeuropa nach Mittel- oder Nordeuropa gerne von Honig. Dazu dringt der Nachtfalter in Bienenstöcke ein. Oft erkennt man dies an den propolisierten Tieren, welche man später tot im Kasten findet. Sichtungen am Flugloch sind aufgrund seiner Nachtaktivität eher selten.

Säugetiere

Je nach regionalem Vorkommen und Standort können Weide- und Wildtiere wie Kühe, Ziegen, Schafe, Rothirsche, Wildschweine oder Dachse ungesicherte und freizugängliche Magazine umstossen. Aktiv auf Futtersuche ist der Bär. Dieser bedient sich gerne am Honig und frisst die Bienenbrut. Hier hilft ein einfacher Weidezaun oder das straffe Festzurren mit einem Spanngurt nicht. Ein sicherer Zaun nach dem AGRIDEA-Merkblatt «Schutz von Bienenständen vor Braunbären» kann die Bienen schützen (SBZ 08/2021, S. 12–13).

Kleinere Schäden und eine grosse Unordnung richten seltener Marder, Wiesel oder Siebenschläfer in einem Bienenhaus an. Insbesondere wenn sie eingesperrt sind und nicht aus dem Bienenhaus entkommen können.

Grössere Schäden im Bienenvolk kann hingegen eine Maus anrichten. Wird das Eindringen nicht rechtzeitig erkannt, kann dies bis zum Tod des Volkes führen. Kot und Frassspuren, tote Bienen oder Wabenteile sind auf den Unterlagen oder dem Flugbrett sichtbar. Um ein Einnisten im Volk zu verhindern, sollten die Fluglöcher auf eine Maximalhöhe von 6 mm begrenzt oder ein Gitterschutz mit einer Maschenweite von maximal 7 mm angebracht werden.

Vögel

Honigbienen sind Nahrungsbestandteil verschiedenster Vogelarten. Von ihnen macht den Bienenhaltenden und den Bienen vorwiegend der Specht das Leben schwer. Um die Völker auszurauben, hackt er im Herbst und Winter grosse Löcher in die Beuten. Ist er einmal erfolgreich, kommt er immer wieder und dies über Jahre hinweg. Die Kästen müssen entsprechend mit einem steifen Netz geschützt oder umplatziert werden.

Mehr Details dazu sind im Merkblatt «3.4. Fauna auf dem Bienenstand» zu finden. Dort werden noch weitere, in diesem Artikel nicht erwähnte Tiere, beschrieben. Die Aufzählung ist nicht abschliessend und behandelt nur einen kleinen Teil der vorkommenden Fauna.

Wild- oder Überwachungskamera

Bekommt man auf einem Bienenstand immer wieder Besuch und weiss nicht von wem, kann sich die Anschaffung einer Wildtier- oder Überwachungskamera lohnen. Es gibt inzwischen diverse solarbetriebene Modelle mit Mobilfunkanbindung, welche komplett autark funktionieren, sofern Sonne und Mobilfunknetz vorhanden sind.

Die Verwendung einer Kamera muss zwingend mit einem Hinweisschild deklariert werden. Weitere Details zur Videoüberwachung eines Bienenstandes sind im Artikel von Martin Schwegler in der SBZ 09/2019, Seiten 20–21 zu finden (Archiv www.bienenzeitung.ch).

Merkblätter (www.bienen.ch/merkblatt)

3.4. Fauna auf dem Bienenstand

Nächste Online Live-Veranstaltungen

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13.07.2023, 19 Uhr: Fauna auf dem Bienenstand
10.08.2023, 19 Uhr: Asiatische Hornisse
14.09.2023, 19 Uhr: Völkerbeurteilung und -auslese

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