217 Diplome in einer Dekade

08/24 | BienenSchweiz
Hanspeter Gerber, Geschäftsführer Imkerbildung Schweiz GmbH und Mathias Götti Limacher, Schulleiter Deutschschweiz, (mathias.goetti@bienenschweiz.ch)

Der Imkerschaft einen Bildungsschub zu verleihen – das war das Ziel, als vor zehn Jahren die Ausbildung zur Imkerin/zum Imker mit eidgenössischem Fachausweis begann. Heute ziehen wir Bilanz.

«Am Schluss dieser Weiterbildung werden Sie nicht mehr die gleichen Imker sein», meinte Robert Sieber am ersten Orien­tierungstag und brachte so die Ziele der Weiterbildung auf den Punkt: Die Ausbildung vertieft einerseits das Fachwissen. Anderseits hinterfragen die Teilnehmenden auch die eigene Imkerpraxis kritisch und entwickeln diese aktiv weiter. Dies geschieht in 27 Ausbildungstagen, verteilt über vier Jahre, in denen sowohl theoretisches Wissen als auch Praxissequenzen angeboten werden.

Selbstsicherheit in der Imkerpraxis gewonnen

So betonte Katja Schobert, Absolventin aus Gümmenen (BE), dass sie ihre Bienenvölker naturnaher führe und trotzdem stärkere Bienenvölker und höhere Honigerträge habe. «Der Fachausweis bietet so viele Möglichkeiten, die Imkerpraxis zu verbessern, dass man selber mit seinen Tieren nachher wesentlich besser dasteht und selbstsicherer imkert», so die Absol­ventin Elisabeth Orglmeister aus Flüelen (UR).

Die Teilnehmenden bezeichneten auch den Austausch untereinander als sehr bereichernd: «Der Kurs, die vielseitige Ausbildung, ist das eine, das andere sind die Gespräche mit den anderen Imkerinnen und Imkern, die zwar alle das gleiche Hobby haben, aber von ganz unterschiedlichen Regionen kommen und verschiedene berufliche Hintergründe haben – das machte das ganze sehr spannend und wertvoll», meinte Bernhard Kunz aus Mesikon (ZH).

Botschafterinnen und Botschafter für die Bienen

Ein weiteres Ziel der Ausbildung besteht darin, dass die Absolventen/-innen als Botschafter/-innen für die Bienen auftreten und in den Imkervereinen und der Öffentlichkeit viel Gutes bewirken. «Ich bin selbstsicherer geworden, weiss, wann ich etwas weiss und weiterzugeben habe – auch an ganz alte und erfahrene Imker/-innen – und wann ich schweigen und gut zuhören sollte, wenn der jahrzehntealte Erfah­rungsschatz mir etwas mitteilen will», sagte eine Absolventin. Und Hanspeter Gerber, Geschäfts­leiter Imkerbildung Schweiz, ergänzt: «Ich treffe regelmässig Imkerinnen und Imker mit Fachausweis in Kaderpositionen an und auch beim Bienengesundheitsdienst (BGD) haben sehr viele diese Weiterbildung durchlaufen. Aus meiner Warte ist auch dieses Ziel erreicht.»

Die Diplomierten gründeten zudem eine Alumniorganisation, um das entstandene Netzwerk und den fachlichen Austausch untereinander und gegen aussen weiter zu pflegen.

Blick in die Zukunft

Und wie geht es weiter? Mathias Götti Limacher, Schulleiter Deutschschweiz, hat darauf eine klare Antwort: «Wir entwickeln die Ausbildung stets weiter. Wir verspüren beispielsweise vermehrt den Wunsch, dass man die Module auch einzeln besuchen kann. Dies ist sehr gut möglich.» Seit die Ausbildung vor zehn Jahren begann, hat sich vieles verändert. Damals stand der Bienengesundheitsdienst noch am Anfang und die heute zentralen Merkblätter waren erst am Entstehen. Viele Kursinhalte und Erkenntnisse sind inzwischen ins Bienenbuch eingeflossen und bereichern die Imkerpraxis.

Im nächsten Kurs mit Start im Januar 2025 hat es noch Plätze frei. Wir freuen uns auf den gemeinsamen Austausch und die Auseinandersetzung mit der Imkerei!

Foto: Mathias Götti Limacher Von der Volkserneuerung über die verschiedenen Betriebsweisen, die Bienenprodukte bis zur Königinnenzucht und Bienengesundheit: Im Kurs wird das Wissen praxisnah vermittelt.
Von der Volkserneuerung über die verschiedenen Betriebsweisen, die Bienenprodukte bis zur Königinnenzucht und Bienengesundheit: Im Kurs wird das Wissen praxisnah vermittelt (Foto: Mathias Götti Limacher).

Imkern mit eidgenössischem Fachausweis

An der 136.  Delegiertenversammlung 2014 des Vereins deutschschweizerischer und rätoro­manischer Bienenfreunde (VDRB) erteilten die Delegierten dem Zentralvorstand mit grossem Mehr die Kompetenz, für Schweizer Imker/-innen einen anspruchsvollen Weiterbildungslehrgang anzubieten.

Nach der Grundausbildung (Grundkurs) vertieften bisher die Jungimker/-innen ihre Kenntnisse in der praktischen Bienenhaltung und nahmen an Weiterbildungsveranstaltungen ihrer Sektionen teil. Abgesehen von der Ausbildung zu Imkerkadern wurde in der Schweiz im Gegensatz zum Ausland keine umfassende Weiterbildung angeboten.

Das Projekt dieses neuen Ausbildungslehrgangs wurde durch den Förderfonds Engagement- Migros unterstützt. Dank dieser überaus grosszügigen dreijährigen Anschubfinanzierung waren wir in der Lage, den Lehrgang auf einem soliden finanziellen Fundament aufzubauen.

Die Weiterbildung verfolgt unter anderem die folgenden Ziele:

  • Die Vertiefung des imkerlichen Wissens
  • Die eigene Situation kritisch hinterfragen
  • Die Sicherheit bei der Meisterung neuer Situationen erlangen
  • Schweizweit ein höheres Niveau in der Bienenhaltung erreichen

Die Ausbildung wird in der ganzen Schweiz, inklusive der Société Romande d’Apiculture (SAR) und der Società Ticinese di Apicoltura (STA), mindestens zweisprachig angeboten.

Der Titel «Imkerin/Imker mit eidgenössischem Fachausweis» ist vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) als Abschluss einer höheren Berufsbildung anerkannt. Bis heute haben 217 Imker/-innen mit Diplom abgeschlossen.

Hanspeter Gerber, Projektleiter und Geschäftsführer Imkerbildung Schweiz

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