Bienen füttern

02/23 | Wissenschaft und Praxis
Matthieu Guichard und Pierre-Alain Kurth, apiservice/Bienengesundheitsdienst (BGD),

Umwelteinflüsse wie Wetter oder Trachtquellen können zu einem stark schwankenden Nahrungsangebot für die Bienen führen. Wenn dieses zu gering wird, müssen Bienenhaltende reagieren, um die Gesundheit der Bienenvölker zu gewährleisten.

Bienen sammeln in der Umwelt Nahrung, um den Bedarf des Bienenvolkes zu decken. Diese Futterquellen beinhalten einerseits Kohlenhydrate, vor allem im Blütennektar und im Honigtau, und Proteine, die im Blütenpollen zu finden sind. Kohlenhydrate sind die Energiequelle der Bienen und werden in erster Linie für die Entwicklung des Organismus, die Bewegungen, den Flug und die Wärmeregulierung benötigt. Proteine hingegen werden neben der Entwicklung beispielsweise für die Immunität oder auch für die Kommunikation genutzt. In der Schweiz finden die Bienen während der Saison in der Regel genügend Pollen, um den Bedarf des Bienenvolkes zu decken (etwa 15 bis 30 kg pro Jahr). Aus diesem Grund sollte sich die Fütterung durch die Imker/-innen auf die Kohlenhydratzufuhr in Form von Zuckerwasser, Sirup oder Futterteig beschränken. Die Fütterungsmethode unterscheidet sich je nach Jahreszeit und Art des Volkes (Wirtschaftsvolk oder Jungvolk).

Futterkontrolle anfangs Frühjahr

Während der Schneeglöckchenblüte werden die auszuwinternden Bienenvölker kontrolliert, um sicherzustellen, dass sie über genügend Futterreserven verfügen. Aufgrund des Massenwechsels nach dem Winter steigert das Volk seine Brutaufzucht und verbraucht genau in der Zeit ohne ergiebige Nektarquellen mehr Vorräte. Für seine Entwicklung ist es völlig auf seine Reserven angewiesen. Wenn diese nicht ausreichen (beispielsweise bei weniger als 5 kg Restfutter), können sie mit Futterwaben oder Futterteig ergänzt werden. Auf flüssige Reizfütterungen sollte verzichtet werden, da sie keinen Einfluss auf die Dynamik der Brutproduktion haben und das Risiko einer Verunreinigung des später eingetragenen Honigs bergen.

Verschiedene Futterteigarten aus dem Handel.
Verschiedene Futterteigarten aus dem Handel.

Jungvölker füttern

Die Jungvölker, die während der ersten Haupttracht gebildet werden, sind die Zukunft des Bienenbestands. Sie können zum Beispiel eventuelle Winterverluste kompensieren oder am Ende der Saison mit einem Wirtschaftsvolk vereint werden, dessen ältere Königin ersetzt werden muss. In den ersten Wochen nach der Bildung bis zum Schlupf der ersten Brut kann es bei Jungvölkern zu einem Ungleichgewicht in der Bienenpopulation kommen. Sie reagieren deswegen empfindlicher auf schlechte Trachtverhältnisse, da sie für den Ausbau der Mittelwände auch noch Energie benötigen. Es empfiehlt sich daher, Jungvölker mit 1:1-Zuckerwasser zu füttern, bis die Mittelwände ausgebaut sind. Später sichert die Verabreichung von Futterteig den Futterstrom in den Jungvölkern und bietet Imkerinnen und Imkern Sicherheit in kalten Frühjahren.

Mit Trachtlücken umgehen

In der Schweiz sind viele Regionen während der Bienensaison von einer vorübergehenden Trachtlücke betroffen (oft im Juni). Konnten die Bienenvölker während der Frühjahrstracht beispielsweise wegen Kälte und Feuchtigkeit nicht genügend Honig produzieren, können ihnen die Reserven vorzeitig ausgehen, die ihr Überleben bis zur Sommertracht sichern. Das gleiche kann passieren, wenn der Imker oder die Imkerin im Frühling eine zu grosse Menge Honig geerntet hat. In einer Ausnahmesituation dieser Art ist es sinnvoll, eine Notfütterung mit eingelagerten Futterwaben oder mit Honig aus dem eigenen Betrieb durchzuführen. Fehlen solche Vorräte, kann Futterteig verwendet werden. Im letzten Fall schreibt das Reglement zum Honig-Qualitätssiegel apisuisse vor, dass zwischen der Fütterung und dem Aufsetzen von Honigzargen eine Frist von zwei Wochen einzuhalten ist. Die Verwendung von nicht betriebseigenem Honig birgt das Risiko, dass die Bienen Krankheitserregern ausgesetzt werden, und ist daher zu unterlassen. Die Verwendung von Zuckerwasser oder Sirup aus dem Handel wird zu dieser Zeit nicht empfohlen, wenn man eine Sommerernte machen möchte; der später geerntete Honig kann dadurch beeinträchtigt werden. Wenn jedoch keine Sommertracht ansteht und die Trachtlücke länger dauert (wie im Jahr 2021), sollten Honigzargen entfernt und die Völker flüssig gefüttert werden, damit diese vor der Einwinterung stark genug sind. Nach Mitte Juli lohnt es sich ohnehin nicht mehr, für eine Honigernte auf eine Spättracht zu warten. Dies würde auch die Varroabehandlung verzögern und das Risiko von Völkerverlusten erhöhen. Imkerinnen und Imker handeln langfristig verantwortungsvoll, indem sie jederzeit die Gesundheit ihrer Bienenvölker in den Vordergrund stellen.

Auffüttern

Ab der letzten Ernte bereiten Bienenhaltende ihre Völker nach und nach auf die Überwinterung vor. Sie müssen sicherstellen, dass die Bienen über genügend leicht verdauliche und zugängliche Nahrung verfügen, um sich bis zum nächsten Frühjahr selbst versorgen zu können. Die Fütterung findet abwechselnd mit den Varroabehandlungen statt und sollte dazu führen, dass die Völker im Oktober über etwa 20 Kilogramm Reserven verfügen. Die Fütterung richtet sich nach den bereits im Volk vorhandenen Vorräten und erfolgt in einer oder mehreren Etappen mit 3:2-Zuckerwasser oder Sirup. Das Füttern zum Jahresende wurde bereits ausführlich in einem Artikel beschrieben, der im August 2022 in der Schweizerischen Bienen-Zeitung erschienen ist.

Eine Wabe im Dadant-Format kann bis zu 4 kg Futter beinhalten, wenn sie ganz voll ist.
Eine Wabe im Dadant-Format kann bis zu 4 kg Futter beinhalten, wenn sie ganz voll ist.

Schlussfolgerungen

Die Gesundheit der Bienenvölker wird dadurch gefördert, dass während der Saison jederzeit ausreichend Futter vorhanden ist. Die Kontrolle der Vorräte ist neben einer strengen Kontrolle des Varroabefalls sowie einem frühzeitigen Erkennen von Krankheiten und Schädlingen eine der wichtigsten Aufgaben zur Sicherung des Bienenbestandes über Jahre hinweg. 

Wichtige imkerliche Aufgaben bezüglich Fütterung gemäss dem Merkblatt 4.2 des Bienengesundheitsdienstes.
Wichtige imkerliche Aufgaben bezüglich Fütterung gemäss dem Merkblatt 4.2 des Bienengesundheitsdienstes.

Literatur

Imdorf, A.; Ruoff, K.; Fluri, P. (2008) Volksentwicklung bei der Honigbiene. ALP forum, 68: 1–88 (https://ira.agroscope.ch/de-CH/Page/Einzelpublikation/Download?einzelpublikationId=20483).

Guichard, M. (2022) Die Auffütterung – wichtig für ein erfolgreiches Überwintern. Schweizerische Bienen-Zeitung, 8: 14–16

Nächste Online Live-Veranstaltungen

(www.bienen.ch/bgd-anlaesse): Teilnahme ohne Anmeldung,einfach auf Teilnahmelink klicken.
09.02.2023, 19 Uhr: Futterkontrolle und Fütterung
9.03.2023, 19 Uhr: Naturwabenbau

Merkblätter (www.bienen.ch/merkblatt)
Merkblatt 4.2. Fütterung
Handyvideo «Fütterung»

 

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