Der grosse Endspurt vor der Einwinterung

09/23 | Arbeitskalender
Regina Meury, Thierstein (regina.meury@ebmnet.ch)

Die zweite Ameisensäurebehandlung wird Anfang September durchgeführt, danach werden die Völker zum letzten Mal auf Gesundheit, Volksstärke und Futtervorrat kontrolliert. Nach dem Bettag entlasse ich sie in die Winterruhe.

Der Monat September ist gemäss phänologischem Kalender vom Frühherbst geprägt. Gemäss dem Deutschen Wetterdienst dauerte dieser in den Jahren 1960–90 aufgrund der Entwicklung der Natur im Mittel vom 9. bis 26. September (https://de.wikipedia.org/wiki/Phänologie). In den Jahren 1991–2019 wurde das Mittel der Frühherbstperiode vom 24. August bis 20. September angegeben. Der Vollherbst beginnt nun also in Deutschland sechs Tage früher als vor 60 Jahren.

Auch im September beschäftigen uns die Themen des Monats August: Varroabehand­lung, Wachsmotten, Fütterung und Räuberei. Der letzte Monat der Bienensaison ist noch sehr arbeitsintensiv.

Der eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag fällt in die Zeit der Tag-und-Nacht-Gleiche. Für mich als Imkerin ist es ein Datum in der Agenda, für das sonnenbezogene Insekt Honigbiene ist der Jahreszeitenwechsel relevant. Mein Imkervater hielt sich an die alte Regel, dass nach dem Bettag die Bienen nicht mehr gestört werden sollten. Ich halte mich auch an diese alte Regel und stelle sicher, dass ich bis zu diesem Tag alles in meiner Macht Stehende erledigt habe, um den Bienenvölkern eine gute Überwinterung zu ermöglichen.

Zweite Ameisensäurebehandlung Anfang September

Bei der zweiten koordinierten Sommerbehandlung verwende ich wieder 85 % Ameisensäure mit dem Liebig-Dispenser. Die Verdunstung der 100 ml dauert jetzt zehn Tage. Während dieser Zeit darf nicht gefüttert werden. Alle Völker (Wirtschafts- und Jungvölker) werden gleichbehandelt.

Fotos: Regina Meury
Fotos: Regina Meury

Putzen, aufräumen, entsorgen

Während die Völker im Ameisensäuresmog leiden, aber doch von vielen lästigen Milben befreit werden, dürfen sie nicht geöffnet werden. Dies ist für mich die Zeit des grossen Aufräumens. Das Hinterste wird nach vorne geräumt. Dinge, die ich letztes Jahr schon in der Hand hatte und dachte, das kann ich vielleicht in der nächsten Saison noch brauchen, aber die dann dieses Jahr doch nicht in Einsatz kamen, werden entsorgt. Schubladen und Kästen herausgeputzt, Rähmli gedrahtet und Apideakästchen geputzt.

Nach der Zucht ist auch beim Material vor der Zucht: Die Reinigung der Apideakästchen braucht viel Zeit. Ich überwintere die Apidea-kästchen in Einzelteilen.
Nach der Zucht ist auch beim Material vor der Zucht: Die Reinigung der Apideakästchen braucht viel Zeit. Ich überwintere die Apidea-kästchen in Einzelteilen.

Mäuseschutz anbringen

Wenn die Nächte im September kühl werden, suchen die Mäuse bereits warme Überwinterungsmöglichkeiten. Im Bienenhaus auf Ameisensockeln ist der Mäusebefall kein Thema. Bei den Magazinen bringen die unerwünschten Wintergäste aber viel Unruhe. Ich bringe darum den Mäuseschutz bereits Anfang September an. Die Frage nach der optimalen Gitterweite hat mich lange beschäftigt. Ich habe mich für die Maschenweite 8 × 8 mm entschieden, welche ich mit einem Holz-Bostitch befestige. Bei dieser Maschenweite könnten zwar kleinste Spitzmäuse noch in die Beute hereinkommen. Bei der Maschenweite von 6,3 mm wird es für die Bienen mit Pollenhöschen jedoch eng und der Pollen wird oft abgestreift.

Fertig Auffüttern

Die Empfehlungen, wie viel Winterfutter bei der Einwinterung in den Völkern sein muss, variieren stark. Der Bedarf ist abhängig von den Faktoren Volksgrösse, Höhenlage und Klima sowie Trachtbeginn und Trachtwetter in der kommenden Saison. Ich habe für meine Völker die sichere Variante von 20 kg gewählt. Diese Menge hat in der Vergangenheit auch in den schlechtesten Jahren bis zur Tracht gereicht. In guten Jahren bleiben so zwei Futterwaben für die Jungvölker im Folgejahr übrig. Ich kann darum im Frühjahr auf Notfütterungen oder Futterteig verzichten.

Grundsätzlich füttere ich bis Ende August auf. Stelle ich nach der Ameisensäurebehandlung fest, dass noch Futter fehlt, füttere ich eine «dicke» Zuckerwassermischung mit 14 kg Zucker und 8 Liter Wasser. Diese Menge ergibt für zwölf Völker je 1,5 Liter Futter.

Nach der Vorselektion im August werden mangelhafte Völker definitiv aufgelöst

Bereits im August-Arbeitskalender bin ich darauf eingegangen, dass ich nur vitale Völker auffüttere. Stelle ich bei der letzten Kontrolle bei einem Volk doch noch eine Schwäche fest, so wird dieses jetzt noch aufgelöst. Mir ist bewusst, dass die Auflösung eines Volkes ein sehr radikaler Eingriff ist. Die gesunde Brut wird ohne Bienen zu einem anderen Volk gehängt und darf dort in die neue Bienenfamilie hineinschlüpfen. Die gesunden Bienen werden abgewischt und betteln sich in einem anderen Volk ein. Diese Massnahme ist für die Bienen sicher besser, als ein schwaches oder weiselloses Volk durch den Winter serbeln zu lassen.

Letzte Völkerkontrolle

Da ich die Jungvölker früh im Mai bilde, haben sie ungefähr die gleiche Volksstärke wie die Wirtschaftsvölker und besitzen jetzt fünf bis sieben Waben mit Brut. Im Schweizer­mass überwintere ich die Völker auf 11 bis 12 Waben. Im Zandermagazin überwintere ich sie auf zwei Zargen. Die meisten Völker sitzen jetzt noch in der unteren Zarge mit den alten Waben auf der Brut und werden in den nächsten Wochen nach oben auf die Waben aus neuem Wachs zügeln. Vor dem Bettag nehme ich die letzten Kontrollen vor und notiere die Ergebnisse auf der Stockkarte.

  1. Sind die Völker weiselrichtig?
  2. Sind Brut und Bienen gesund?
  3. Auf wie vielen Waben haben die Völker noch Brut?
  4. Haben alle Völker die nötige Volksgrösse?
  5. Haben alle Völker 20 kg Futtervorrat?
  6. Sind die Magazine für die Herbststürme gesichert?
  7. Stört am und um den Stand nichts die kommende Winterruhe?

Danach «verabschiede» ich mich von meinen Bienen. Mussten diese doch von Juli bis September alle zwei Wochen und von April bis Juni sogar wöchentlich Störungen durch mich erdulden, haben sie von Ende September bis Ende Februar fünf Monate Ruhe, abgesehen von der Winterbehandlung Anfang Dezember.

Gesund und wohlgenährt, mit einem Futtervorrat von 20 kg, entlasse ich meine Bienen nun in die Winterruhe.
Gesund und wohlgenährt, mit einem Futtervorrat von 20 kg, entlasse ich meine Bienen nun in die Winterruhe.

Waben einschmelzen

Durch die Umstellungen während der Saison sind die ältesten Brutwaben im Schweizerkasten ganz hinten. Falls die Bienen das Futter dieser schwarzen Waben bereits in die Nähe des Brutnestes umgetragen haben, kann ich diese entnehmen und einschmelzen. Bis Ende September habe ich alle Brutwaben und bebrüteten Honigwaben eingeschmolzen. Dementsprechend leer sieht mein Brutwabenschrank Ende September aus. Ich überwintere keine bebrüteten Waben.

Nur unbebrütete Honig- und Brutwaben werden von mir über den Winter eingelagert.
Nur unbebrütete Honig- und Brutwaben werden von mir über den Winter eingelagert.

Arbeiten im September

  • Zweite Ameisensäurebehandlung durchführen.
  • Fertig auffüttern.
  • Mäuseschutz anbringen.
  • Beuten gegen Herbst- und Winterstürme sichern.
  • Letzte Völkerkontrolle machen.
  • Waben einschmelzen.
  • Putzen, aufräumen, entsorgen.
  • Nach Vorselektion im August, mangelhafte
  • Völker definitiv auflösen.

Korrigendum: Ein aufmerksamer Leser hat mich darauf hingewiesen, dass ich im August-Arbeitskalender die Fläche für 400 Bienen mit 10 cm2 angegeben habe. Es sind natürlich 100 cm2! Bitte entschuldigen Sie diesen Fehler!

Merkblätter Bienengesundheitsdienst

– 4.3. Überwinterung

– 4.4.2. Wabenlagerung

Wichtigste Trachtpflanzen im Juli

Pro 100 m Höhendifferenz muss mit Abweichungen von +⁄− 2 Tagen gerechnet werden.

  • Astern (Aster, Symphyotrichum)
  • Becherpflanze (Silphium)
  • Besenheide (Calluna vulgaris)
  • Büschelblume (Phacelia tanacetifolia)
  • Cladon-Bartblume (Caryopteris ×clandonensis)
  • Offen blühende Dahlien (Dahlia)
  • Efeu (Hedera helix)
  • Einjährige Sonnenblume (Helianthus annuus)
  • Fetthenne (Sedum)
  • Garten-Ringelblume (Calendula officinalis)
  • Herbst-Sonnenbraut (Helenium autumnale)
  • Herbst-Anemone (Anemone hupehensis)
  • Karde (Dipsacus fullonum)
  • Klee (Trifolium)
  • Lilienarten (Lilium)
  • Majoran (Origanum majorana)
  • Nachtkerze (Oenothera)
  • Nelken (Dianthus)
  • Persischer Ehrenpreis (Veronica persica)
  • Rainfarn (Tanacetum vulgare)
  • Reseda (Reseda)
  • Rosen (Rosa)
  • Ross-Minze (Mentha longifolia)
  • Senf (Sinapis)
  • Sonnenhut (RudbeckiaundEchinacea)
  • Wasserdost (Eupatorium cannabinum)
Der Gewöhnliche Sonnenhut (Rudbeckia fulgida) stammt ursprünglich aus dem Osten der USA.
Der Gewöhnliche Sonnenhut (Rudbeckia fulgida) stammt ursprünglich aus dem Osten der USA.

Exkurs: Wie ich Winterverluste vermeide

Seit 2016 hatte ich keine Winterverluste mehr. Neben den Merkblättern ist für mich die jährliche Umfrage und Analyse der Winterverluste wichtig. Diese wird jeweils im Juni in der Schweizerischen Bienen-Zeitung veröffentlicht. Mir hat das Studium der Ergebnisse in den vergangenen Jahren geholfen, mich bei den Vorbereitungen für die Einwinterung auf die kritischen Punkte zu fokussieren. Die nachstehenden Zahlen beziehen sich auf den Winter 2022/23 (SBZ 06/2023, S. 38–42).

Vorverluste (2022=6,5 von 100 Völkern)

Als Vorverluste bezeichnen wir Völker, die vor der Einwinterung am 1. Oktober bereits leergeflogen sind.

Vorverluste (2022 = 6,5 von 100 Völkern)Als Vorverluste bezeichnen wir Völker, die vor der Einwinterung am 1. Oktober bereits leergeflogen sind.

Echte Verluste (15 von 100 Völkern)

1. Königinnenproblem (7,6 von 100 Völkern): Wird vor der Einwinterung nicht auf Weiselrichtigkeit kontrolliert, bzw. schickt man ein Volk ohne Stockmutter in den Winter, hätte man das Volk auch gleich abschwefeln können, anstatt es langsam sterben zu lassen. Durch das Zeichnen der Königinnen fällt diese Kontrolle leichter.

Echte Winterverluste (15 von 100 Völkern)1. Königinnenproblem (7,6 von 100 Völkern)Wird vor der Einwinterung nicht auf Weiselrichtigkeit kontrolliert, bzw. schickt man ein Volk ohne Stockmutter in den Winter, hätte man das Volk auch gleich abschwefeln können, anstatt es langsam sterben zu lassen. Durch das Zeichnen der Königinnen fällt diese Kontrolle leichter.
2. Kählflug, tote Völker und Elementarschäden (7.4 von 100 Völkern)
2. Kahlflug, tote Völker und Elementarschäden (7,4 von 100 Völkern)

Frühjahresbeurteilung

Serbelverluste (10,9 von 100 Völkern)

FrühjahrsbeurteilungSerbelverluste (10,9 von 100 Völkern)Im Frühjahr 2022 lebten also nur noch 85 von 100 Völkern, beziehungsweise 74 von 100 wurden als gut bewertet. Mit anderen Worten: Nur drei von vier Völkern konnten für die Bestäubung und die Tracht genutzt werden. Diese Analysen reflektieren gut 10 % der Bienenvölker. Vielleicht machen Sie bei der Umfrage im nächsten Jahr auch mit?

FrühjahrsbeurteilungSerbelverluste (10,9 von 100 Völkern)Im Frühjahr 2022 lebten also nur noch 85 von 100 Völkern, beziehungsweise 74 von 100 wurden als gut bewertet. Mit anderen Worten: Nur drei von vier Völkern konnten für die Bestäubung und die Tracht genutzt werden. Diese Analysen reflektieren gut 10 % der Bienenvölker. Vielleicht machen Sie bei der Umfrage im nächsten Jahr auch mit?

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