Die Umgebung des Bienenstands und die Völkerauslese

09/24 | Wissenschaft und Praxis
Matthieu Guichard, apiservice/Bienengesundheitsdienst (BGD), (matthieu.guichard@apiservice.ch)

Wer seine Bienenvölker selektioniert oder sich für die Erbanlagen des Zuchtstoffs einer Züchterin oder eines Züchters interessiert, muss zahlreiche Umweltmerkmale berücksichtigen, damit das Beobachtete verglichen werden kann.

Die Völkerauslese ist ein wichtiger Schritt der Wintervorbereitungen (Merkblatt 4.7. Völkerbeurteilung und -auslese). Nicht zufriedenstellende Wirtschaftsvölker können durch vielversprechende Jungvölker ersetzt werden. Es ist jedoch keine leichte Aufgabe, Völker auszuwählen, die man behalten möchte. Ausser bei offensichtlichen Köni­ginnenproblemen können Umweltfaktoren den direkten Vergleich zwischen den Völkern erschweren.

Vielfältige Umwelteinflüsse

Unsere Beobachtungen an den Bienenvölkern hängen sowohl von der Genetik der Völker als auch von der Umwelt ab. Die Genetik beschreibt das angeborene Potenzial, das an Nachkommen weitergegeben werden kann. Umweltfaktoren können sehr unterschiedliche Formen annehmen (Liste nicht abschliessend):

  • Wetter: Temperaturen, Niederschläge
  • Bienenstand: Ausrichtung, Höhenlage, Nektar- und Pollenressourcen, Format und Material der Beuten
  • Krankheiten und Schädlinge: Varroamilben, Viren, Brutkrankheiten
  • Imkerpraxis: Ausbildung und Fähigkeiten der Imkerin/des Imkers, Betriebskonzept, Varroakonzept

Nimmt man am eigenen Bienenstand ein Problem wahr, ist es äusserst wichtig, zu verstehen, ob es eher durch die Umwelt oder die Genetik der Bienen verursacht worden sein könnte. Nur bei Letzterem kann es durch Selektion gelöst werden. Jede und jeder sollte sich daher erst folgende Fragen stellen:

  • Ist mein Bienenstand für die Bienenhaltung geeignet?
  • Ist mein Varroakonzept wirksam?
  • Ist das Bienenjahr besonders schwierig?

Ein Austausch mit Imkerkolleginnen und -kollegen aus der eigenen oder aus anderen Schweizer Regionen kann dabei sehr hilfreich sein.

Beobachtungen vergleichbar machen

Bienenvölker miteinander zu vergleichen, ist einfacher, wenn sie alle auf die gleiche Weise, mit dem gleichen Beuteformat und auf dem gleichen Bienenstand geführt werden. Waren die Völker bei der Auswinterung gleich gross und wurden sie zur gleichen Zeit erweitert, lassen sich spätere Entwicklungsunterschiede leichter feststellen. Zum Beispiel zeigen Völker mit einem schnelleren Wabenausbau, dass sie dynamischer sind. Dies hängt vielleicht mit der Qualität ihrer Königin oder ihren genetischen Fähigkeiten zusammen.

Bei mehreren Bienenständen ist ein Vergleich der Völker schwieriger. Weisen diejenigen,

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