Die Varroa im Griff – dank konsequenter Sommerbehandlung

07/23 | Wissenschaft und Praxis
Raphael Giossi, Regionalberater Nordwestschweiz, Bienengesundheitsdienst (BGD), (raphael.giossi@apiservice.ch)

Ein systematisches Arbeiten nach dem im Betriebskonzept des BGD integrierten Varroakonzept ermöglicht das frühzeitige Bremsen der Milbenentwicklung, eine Befallsdiagnose und wirksame Behandlungen der Bienenvölker gegen die Varroa.

Das Varroakonzept des Bienengesundheitsdienstes (BGD) ist ein erfolgreich überprüfter Ansatz, um die Varroapopulation in den Bienenvölkern unter der Schadschwelle zu halten (siehe dazu auch den Artikel «Varroatose – nicht zu unterschätzende Gefahr für Bienenvölker» in dieser Ausgabe). Es basiert auf den drei Pfeilern «Varroaentwicklung bremsen», «Milbenbefall schätzen» und «Behandeln».

Merkblatt 1.1. Varroa-Behandlungskonzept BGD

Wichtig vor dem Sommer

Mit einer erfolgreichen Winterbehandlung und den verschiedenen Varroabremsverfahren kann die Milbe weitgehend im Griff gehalten und die erste Sommerbehandlung wie geplant im Juli durchgeführt werden.

Nur wer die Varroabelastung in seinen Völkern kennt, kann rechtzeitig reagieren und so den Kampf gegen die Milbe gewinnen.

Damit die Varroapopulation bis zur Sommerbehandlung möglichst tief gehalten werden kann, ist es unerlässlich, im Frühjahr die Varroabelastung in den Völkern durch das mehrmalige Ausschneiden von verdeckelten Drohnenwaben und einer ausreichenden Jungvolkbildung zu bremsen. Vor der Sommerhonigernte ist auf eine Säurebehandlung von Wirtschaftsvölkern zu verzichten. Dies würde unweigerlich zu einem erhöhten Säuregehalt im Honig führen. Eine gute, etwas aufwendige Alternative zum Drohnenschnitt stellt die Wärmebehandlung mit dem Varroa Controller dar.

Sommerbehandlungen

Das Varroakonzept des BGD sieht zwei Sommerbehandlungen vor. In den letzten Jahren haben sich für die erste der beiden Behandlungen die alternativen Methoden ohne Ameisensäure zunehmend verbreitet. Dies ist sicher den häufig hohen Temperaturen im Juli geschuldet, welche die Behandlung mit Ameisensäure nicht oder nur bedingt zulassen. Die Imkerinnen und Imker entscheiden dabei selbst, basierend auf ihrem persönlichen Betriebskonzept, welche Behandlungsvariante sie anwenden möchten. Gänzlich ohne organische Säure kommt das Bannwabenverfahren aus (Merkblatt 1.6.2. Bannwabenverfahren).

Nach der Ernte des Sommerhonigs, je nach Region Anfang bis Mitte Juli, sollte die geplante Behandlung beginnen. Je nach Methode müssen am Bienenvolk bereits Anfang Monat Vorbereitungen durchgeführt werden. Die Behandlung mittels eines Brutstopps und der anschliessenden Sprühbehandlung mit Oxalsäure bedingt das rechtzeitige Absperren der Königin zum notwendigen Erreichen der Brutfreiheit.

Wer auf das Absperren verzichten möchte, und sich trotzdem für die Sommerbehandlung ohne Ameisensäure entscheidet, kann auf die Methode der Brutentnahme mit anschliessender Brutverwertung ausweichen.

Behandlung mit Ameisensäure

Bei der Sommerbehandlung mit Ameisensäure müssen die Völker bei Behandlungsbeginn über offenes Futter verfügen. Um bei hohen Temperaturen Brutschäden oder einen Königinnenverlust zu vermeiden, müssen die in der Gebrauchsanweisung festgelegten Maximal-temperaturen des eingesetzten Verdunsters unbedingt eingehalten werden. Dabei müssen die entsprechenden Vorgaben des eingesetzten Verdunsters unbedingt berücksichtigt beziehungsweise eingehalten werden. Auf kreative Behand-lungsmethoden ist zwingend zu verzichten.

Für eine Sommerbehandlung mit Ameisensäure stehen verschiedene Methoden zur Auswahl. In ihrer Wirksamkeit sind alle sehr ähnlich, sofern die Anwendungsvorgaben eingehalten werden. Der BGD empfiehlt, die Behandlung mit dem Nassenheider-Verdunster professional oder dem Liebig-Dispenser durchzuführen. Diese Modelle ermöglichen eine visuelle Kontrolle der verdunsteten Menge. Die Merkblätter mit Anwendungshinweisen für die vom BGD empfohlenen Ameisensäureverdunster finden sich auf der Internetseite unter: www.bienen.ch/varroa. Das Einhalten dieser Vorgaben und Empfehlungen ist für den Behandlungserfolg unerlässlich.

Ameisensäurebehandlungen sollten nicht bei grosser Hitze erfolgen.

Wirksamkeit der Behandlungsmethoden

Es muss unbedingt berücksichtigt werden, dass die verschiedenen Methoden einerseits temperatur- und feuchtigkeitsabhängig sind, und anderseits die Völker verschieden auf die Behandlung ansprechen. Nach der 2. Sommerbehandlung, diese soll spätestens Mitte September beginnen, ist der Behandlungserfolg zu überprüfen (Ende Oktober/Anfang November). Bei der Windelkontrolle sollen nicht mehr als 5 Milben pro Tag ausgezählt werden. Bei über 5 muss davon ausgegangen werden, dass die Anzahl Restmilben zu hoch ist und eine sofortige Zusatzbehandlung mit Oxalsäure nötig ist (Merkblätter 1.3.1. und 1.3.3.).

Vorbereiten von Nassenheider-Verdunster professional und Liebig Dispenser für den Einsatz.

Weitere Informationen:

BGD-Merkblätter und entsprechende Videos: (www.bienen.ch/merkblatt)

  • 1.1 Varroa-Behandlungskonzept BGD
  • 1.6.3. Hyperthermie

Kurzfilme:

Unter www.bienen.ch/bgd-anlaesse ist die Aufzeichnung des Kurzreferats vom 8. Juni 2023 zum Thema Varroa unter Kontrolle abrufbar.

Dieser Artikel könnte
Ihnen auch noch gefallen

Wissenschaft und Praxis | 04/24
10 Minuten
Nebst der Sicherung des Bestandes gewinnt die Jungvolkbildung bei der Eindämmung der Varroaentwicklung…