Hatten wir ein gutes oder schlechtes Honigjahr? Das war aus den Gesprächen mit Imkerinnen und Imkern in dieser Saison gar nicht so einfach rauszuhören. Die Honigumfrage von apisuisse zeigt nun, dass vielerorts auf eine Honigernte im Frühling verzichtet werden musste, während die Sommerhonigernte erfreulichere Ergebnisse hervorbrachte.
Wettertechnisch war der Frühling dieses Jahr nicht gerade bienenfreundlich. Reichlich Niederschlag, eine unterdurchschnittliche Sonnenscheindauer, kühle Temperaturen und die Bise dominierten das Wettergeschehen. So konnten die Bienen in vielen Regionen die blühenden Obstkulturen, Wiesen und Rapsfelder nur spärlich anfliegen. Das widerspiegelte sich auch in der Frühlingshonigernte. Während im Jahr 2022 an nur 19,5 % der Bienenstände kein Honig geerntet wurde, blieben dieses Jahr bei 36 % die Honigkessel leer. Gesamthaft beträgt die durchschnittliche Frühlingshonigernte pro Bienenvolk 5,9 kg. Das sind weniger als die Hälfte des letztjährigen Ertrags von rund 12,4 kg pro Volk.
Einige Umfrageteilnehmer/-innen berichten, dass der Honig aus der Frühlingsernte dieses Jahr ungewöhnlich dunkel war, was ein Hinweis für einen erhöhten Honigtauanteil sein kann. Gut möglich, dass sich die Bienen nach der verregneten Obst- und Rapsblüte am Honigtau der Laub- und Nadelbäume bedienten.
Wie in jedem Jahr zeigten sich regionale Unterschiede bei der Ernte des Frühlingshonigs. Diese sind in der Grafik auf der folgenden Seite oben ersichtlich. Beachten Sie bei den kantonalen Vergleichen jeweils auch die Anzahl der erfassten Bienenstände. Die Honigerträge für die Kantone Nidwalden, Glarus und Basel-Stadt beruhen beispielsweise auf weniger als zehn Meldungen. Die Zahlen sind also mit Vorsicht zu geniessen. Spitzenreiter waren im Frühling die Kantone Jura mit 19,6 kg, Neuenburg mit 14,3 kg und Freiburg mit 10,8 kg. Die kleinsten Mengen wurden aus dem Tessin (0,1 kg), Wallis (0,3 kg) und Uri (1,4 kg) gemeldet.
Ein Hoch auf den Sommer!
Die Sommermonate waren alles andere als trüb. Im Juni zeigte sich das Wetter fast anhaltend warm und sehr trocken, während im Juli die ersten Hitzewellen die Schweiz erfassten und Niederschläge der langen Trockenheit ein Ende setzten. Einzig im Jurabogen sowie vom Genfersee bis zum Neuenburgersee blieben die Regenmengen weiterhin deutlich unterdurchschnittlich.
Durch die bienenfreundlichen Witterungsbedingungen wurde die Honigbilanz mit der Sommerernte deutlich verbessert. Die «Totalausfälle», also Bienenstände, an denen kein Honig geerntet wurden, reduzierten sich nun auf 6,9 %, was praktisch dem Vorjahr entspricht. Auch bezüglich der Honigmenge pro Bienenvolk kann dieser Sommer mit dem letztjährigen mithalten. Mit 11,2 kg pro Volk konnten die Imkerinnen und Imker dieses Jahr praktisch gleich viel Sommerhonig wie im letzten Jahr ernten (11,5 kg).
Das Tessin verzeichnete mit rund 23,6 kg die höchste Sommerhonigernte, dicht gefolgt vom Kanton Jura mit 21,3 kg und dem Kanton Graubünden, welcher das erste Mal seit 2017 wieder die 20 kg-Marke überschritten hat. Die tiefsten Werte wurden aus Appenzell Innerrhoden (3,6 kg), dem Thurgau (5,2 kg), dem Kanton Zug (5,3 kg) und Freiburg (5,5 kg) gemeldet. Gut möglich, dass in diesen Kantonen ein lokales Sommergewitter der Honigtrautracht ein rasches Ende setzte. Auch die lang anhaltende Trockenheit könnte regional zu einem Versiegen der Nektarquellen geführt haben.
Gesamternte
Die Karte auf Seite 41 zeigt die Gesamthonigernte pro Volk und Kanton. Mit Ausnahme der Kantone Graubünden, Schaffhausen, Nidwalden, Appenzell Innerrhoden und Glarus wurden in der Zentral- und Ostschweiz sowie den Kantonen Zürich, Aargau und Basel-Stadt vergleichsweise kleinere Honigmengen geerntet. Im Mittelfeld befindet sich die Kantone Baselland, Solothurn, Jura, Bern, Fribourg, Waadt und das Wallis. Die höchsten Gesamtmengen verzeichnen der Kanton Jura, gefolgt von Nidwalden, Graubünden, dem Tessin, Neuenburg, Schaffhausen und Glarus, die jeweils Gesamterträge von über 20 kg erreichten. Wie in der Grafik oben ersichtlich, wurden in der Schweiz und in Liechtenstein dieses Jahr durchschnittlich 17,1 kg pro Volk geerntet, was unter dem langjährigen Mittelwert von rund 20,2 kg pro Volk liegt. Mitverantwortlich dafür waren die kleinen Ernten im Frühling, welche im Sommer nicht in allen Regionen wieder aufgeholt werden konnten.
Ab in die Höhe
In den schlechteren Honigjahren 2019 und 2021 zeigte sich, dass die höher gelegenen Bienenstände bessere Gesamterträge lieferten als diejenigen der tieferen Lagen. Das war auch dieses Jahr der Fall, wie aus der Grafik auf der folgenden Seite unten ersichtlich wird. Grund dafür dürfte die spätere Vegetationsentwicklung sein. So blühte es in den höheren Lagen erst nach der Schlechtwetterperiode, wodurch die Bienen die Tracht optimal nutzen konnten. Das Trachtangebot ist zudem in der Höhe diverser und besteht aus weniger grossen Massentrachten wie Obst- und Raps im Mittelland. Fällt die Schlechtwetterperiode im Mittelland in diese Tracht, sieht es mit der Frühlingshonigernte eher schlecht aus. In den Bergregionen können die Bienen zudem die Thermik und das gestaffelte Trachtangebot nutzen und zuerst in den tieferen Tallagen und später in den höheren Lagen Nektar und Pollen sammeln.
Wie viel kosten 500 g Honig?
Erstmals wurden in der Umfrage die Preise für 500 g Honig im Direktverkauf erfasst. Goldsiegel-Imkerinnen und Imker verkaufen ihren Honig im Durchschnitt für 14.20 Fr., während Bio-Suisse Honig durchschnittlich für 16.60 Fr. und Suisse Garantie Honig für 13.80 Fr. verkauft wird. Grundsätzlich ist es schwierig, mit der geringen Datenmenge Aussagen über die geografische Verbreitung der Honigpreise zu machen, da pro Kanton teilweise nur wenige Meldungen eingingen und somit Label-Zugehörigkeiten eine grosse Rolle spielen. In der Tabelle unten finden Sie deshalb nur die kantonalen Preise für Goldsiegel-Honige. Tendenziell sind die Preise im Kanton Jura, Uri und im Tessin am tiefsten, während sie in den Kantonen Schwyz, Wallis, Zürich, Graubünden, Nidwalden und Obwalden am höchsten sind. Beachten Sie jedoch auch immer die Anzahl teilnehmender Imkerinnen und Imker. Die Tabelle zeigt nur grobe Tendenzen.
Dank
Dieses Jahr haben 1139 Schweizer und Liechtensteiner Imkerinnen und Imker mit 1674 Bienenständen an der Umfrage teilgenommen. Über die Hälfte der Teilnehmer/-innen machen beim Goldsiegel-Programm von apisuisse mit, rund fünf Prozent sind Bio Suisse-Imker/-innen und 2,1 % verkaufen ihren Honig im Suisse Garantie Programm. Weitere Programme und Zertifizierungen wie verschiedene Regionallabels (Alpina Vera, Jurapark, Parc du Doubs, Regio Fribourg etc.) wurden nur vereinzelt genannt. Den teilnehmenden Imkerinnen und Imkern möchten wir hiermit herzlich für ihre wertvollen Angaben danken. Ein grosses Dankeschön gilt auch Nino Zubler und Samuel Rohner für das Erstellen und Versenden der Umfrage.
Unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde je eine Kiste Honigglasdeckel oder ein 200-Franken-Gutschein für den BienenSchweiz-Shop ausgelost. Die Gewinner sind:
- Josef Felder, Affoltern
- Simone Alini, Bellinzona
- Gérald Gigon, Ajoie/Clos-du-Doubs
- Annemarie Tannast, Westlich Raron
- Hugo Schwager, Hinterthurgauer Bienenfreunde
In einigen Regionen gab es diesen Herbst noch eine späte Waldtracht. Waldhonig kann als Winterfutter aufgrund des höheren Mineralstoffgehalts Verdauungsprobleme verursachen. Zudem konnten bei den warmen Temperaturen die Efeublüten rege beflogen werden. Efeuhonig kann auch problematisch werden, da er in den Waben kristallisiert. Die Bienen brauchen somit viel Wasser zum Auflösen des Futters, weshalb eine nahe Bienentränke umso wichtiger ist. Oft überwintern unsere Völker aber auf einer Mischung mit Winterfutter. Starke Völker können mit den problematischen Trachten sicher besser umgehen als Schwächlinge. In jedem Fall muss den Futtervorräten Beachtung geschenkt werden.
Späte Tracht
In einigen Regionen gab es diesen Herbst noch eine späte Waldtracht. Waldhonig kann als Winterfutter aufgrund des höheren Mineralstoffgehalts Verdauungsprobleme verursachen. Zudem konnten bei den warmen Temperaturen die Efeublüten rege beflogen werden. Efeuhonig kann auch problematisch werden, da er in den Waben kristallisiert. Die Bienen brauchen somit viel Wasser zum Auflösen des Futters, weshalb eine nahe Bienentränke umso wichtiger ist. Oft überwintern unsere Völker aber auf einer Mischung mit Winterfutter. Starke Völker können mit den problematischen Trachten sicher besser umgehen als Schwächlinge. In jedem Fall muss den Futtervorräten Beachtung geschenkt werden.