Ein neues Projekt bei Agroscope, unterstützt vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF), zielt darauf ab, die Züchtungsmöglichkeiten für die Varroaresistenz zu verbessern. Es basiert darauf, die zu züchtenden Bienenvölker durch genomische und natürliche Selektion zu bestimmen, wobei dieser Prozess von modernsten Techniken unterstützt wird.
Seit mehreren Jahrzehnten ist der Parasit Varroa destructor ein erbarmungsloser Gegner der Honigbiene. Trotz Behandlungsmöglichkeiten, beispielsweise mit Ameisen- und Oxalsäure oder sogar mit synthetischen Akariziden, bleibt der Verlust ganzer Bienenvölker eine bittere Realität. Der Wunsch nach einer resistenten Honigbiene ist gross. Doch bisher war die Züchtung dieser Varroaresistenz nicht sehr erfolgreich. Weshalb? Und was ist der Plan B?
Erblichkeit der Resistenzmerkmale in Völkern ist bisher gering und schwer messbar
Das gesamte Genom der Honigbiene wurde schon im Jahr 2006 entschlüsselt und liefert seither wichtige Informationen, auch über mögliche Zuchtmerkmale.1 Die Genorte, die mit Sanftmut, Hygieneverhalten und der Honigproduktion assoziiert werden, sind bekannt und hierfür könnte gezielter mit Hilfe von genetischen Markern gezüchtet werden.2 Auch das Erkennen von varroainfizierter Brut und das darauffolgende Öffnen und wieder Verschliessen der Brutzellen (Recapping) ist auf dem Genom kodiert. Es zeigt sich: Das Wissen über die V. destructor-Resistenzmechanismen wächst, doch leider weisen die bisher beschriebenen varroaassoziierten Verhalten eine geringe Heritabilität (Erblichkeit) auf, was die gezielte Zucht erschwert. Neben der geringen Heritabilität sind die Resistenzmerkmale nicht wiederholt messbar. Die zahlreichen Umweltfaktoren, die sowohl die Streuung in den Messungen erklären könnten als auch das Überleben der Völker beeinflussen, werden oft nicht berücksichtigt. Zusätzlich ist das Messen der assoziierten Verhalten aus verschiedenen Gründen schwierig und aufwendig.3
Das Darmmikrobiom als wichtiger Mitspieler der Bienengesundheit
Über den Einfluss des Darmmikrobioms (Gesamtheit aller Mikroorganismen im Verdauungstrakt) von Bienen wird intensiv geforscht. Es ist bekannt, dass das Verdau-ungssystem einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit der Honigbienen hat, z. B. positive Einflüsse auf die Futterverarbeitung, Vitamin-Biosynthese, Gewichtszunahme und Immunität gegenüber Pathogenen.