Beim Stechapparat einer Biene handelt es sich um ein überraschend aufwendiges Organ, das wir hier etwas genauer unter die Lupe nehmen wollen.
Die Biene gehört zu einer Insektengruppe, die man «Stechimmen» nennt. Sie ist daher mit einem Stachel ausgestattet. Dieser ist in keiner Weise mit einer gewöhnlichen Spritzennadel vergleichbar. Er hat auch nichts mit den Brennhaaren der Brennnessel zu tun. Diese stechen und brennen, weil die klitzekleinen Härchen eine spröde glasige Konsistenz haben und bei Berührung wie Glas zerbrechen. Die abgebrochenen Röhrchen können dann ihre Giftstoffe, die Ameisensäure enthalten, in unsere Haut entleeren und so einen Juckreiz verursachen. In diesem Fall handelt es sich also um eine passive Abwehr.
Der Bienenstachel hingegen ist eine aktive Angriffswaffe gegen Angreifer. Der Wehrstachel hat alle Eigenschaften eines dazu notwendigen Geräts. Tatsächlich handelt es sich um einen «Stechapparat» mit beweglichen Teilen, die von Muskeln angetrieben werden.
Giftdrüsen und –blase
Der Stechapparat wird in einer Stachelkammer des Hinterleibs der Biene aufbewahrt. In dieser eingezogenen Position ist der Stachel von einer häutigen Hülle, der Stachelscheide, bedeckt. Abdomendruck bewirkt, dass der Stachel austritt. Das Bienengift wird in einer Drüse, der sogenannten «Sauren Drüse», gebildet. In Wirklichkeit handelt es sich um eine gespaltene Giftdrüse. Die Giftsekrete fliessen in ein langes Rohr, das sich zu einer Blase erweitert, in der das Gift gesammelt wird. Die Giftblase mündet in den Stachelrinnekolben, eine Erweiterung der Stachelrinne (Grafik unten).

Bei gerade schlüpfenden Arbeiterinnen ist die Giftblase leer. Sie füllt sich allmählich mit flüssigem Gift. Nach etwa zwei bis drei Wochen enthält sie bis zu 0,3 Milligramm Gift. Die Giftdrüsen von Arbeiterinnen und Königinnen haben nur einen Sekretionszyklus, der bei Arbeiterinnen gleich nach dem Schlüpfen und bei Königinnen am Ende der Verpuppung beginnt.
Arbeiterinnen brauchen das Gift, wenn sie ausserhalb des Bienenstocks tätig sind, was um den 20. Tag des Erwachsenenlebens beginnt. Im Gegensatz