Esparsetten als Augen-, Vieh- und Bienenweide

01/25 | Natur und Wildbienen
Daniel Ballmer, Verein Floretia (daniel@floretia.ch)

Einst schätzten sie die Bauern als Kraftfutter und natürliches Medikament, dann gerieten sie in Vergessenheit. Aber noch heute bereichern die Esparsetten (Onobrychis) viele trockene Wiesen und Weiden. Und sie liefern Unmengen an Pollen für Hummeln, Wild- und Honigbienen. Höchste Zeit, sie wieder stärker zu fördern.

Wer heute an Kraftfutter für Vieh denkt, sieht vor allem zwei Pflanzen vor sich: Mais und Soja. Noch vor hundert Jahren war das ganz anders. Weil Dünger, gute Ackerböden und Bewässerung teurer und seltener waren als heute, wurden widerstandsfähige Schmetterlingsblütler angebaut, die mit Trockenheit gut umgehen konnten und mithilfe von Wurzelbakterien ihren eigenen Stickstoff produzierten. Kleine Felder mit verschiedenen Klee-Arten (Trifolium), Saat-Luzerne (Medicago sativa) oder Saat-Esparsette (Onobrychis viciifolia) prägten jahrhundertelang unsere Landschaft, in einer Dichte, die heute schwer vorstellbar ist. Klee und Luzerne werden noch immer als Zwischenfrüchte angebaut, aber als Kraftfutter haben sie ihre Bedeutung praktisch verloren. Die Saat-Esparsette, die neben Stickstoff auch natürliche Entwurmungsmittel produziert, ist fast komplett aus unseren Feldern verschwunden. Als Kraftfutter ist sie deutlich weniger produktiv als Mais und Soja, und gegen die Mengen an Darmparasiten, die unser Vieh in der heutigen Dauerweide- und Stallhaltung aufnimmt, kommt sie nicht an. In trockenen Blumenwiesen kommt sie noch vor und ist stellenweise durchaus häufig. Nur wurden die Blumenwiesen im letzten Jahrhundert ebenfalls grossflächig gedüngt und «verbessert», sodass die Saat-Esparsette auch dort dramatisch abgenommen hat. Und weil sich die Intensivierung der Landwirtschaft laufend auf höher gelegene Wiesen und Weiden ausweitet, nehmen auch die beiden anderen Arten der Gattung ab, die Berg- und die Sand-Esparsette (O. montana, O. arenaria). Wirklich selten sind alle drei zum Glück noch nicht. Aber wie bei so vielen einst häufigen Pflanzen sind ihre Bestände nur noch ein Schatten ihrer selbst.

In trockenen, montanen Lagen wie hier in Salouf (GR) sind Esparsetten ein fester Bestandteil der bunten Bergwiesen. Fotos:                    <div class=

Jetzt alle Artikel lesen

Abonnieren Sie jetzt „ Die Schweizerische Bienenzeitung“ und erhalten sie Zugriff auf all unsere Artikel und Literatur rund um das Thema Bienen und Imkerei.

Dieser Artikel könnte
Ihnen auch noch gefallen

Wissenschaft und Praxis | 06/24
7 Minuten
Um die Winterverluste zu ermitteln, führt BienenSchweiz jedes Jahr zusammen mit dem Zentrum…