Genetisch bedingte Resistenz gegenüber der Varroa ist erreicht

03/23 | Wissenschaft und Praxis
Paul Jungels, Luxemburg, (paul@apisjungels.lu)

Wollen wir weitere 40 Jahre unsere Bienen mit Säuren und Chemie behandeln? Um das zu verhindern, kann jeder Imker, jede Imkerin sich für die Resistenzzucht engagieren. Denn es zeigt sich: Ein behandlungsfreies Imkern ist möglich!

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich bin ein entschiedener Verfechter von Varroabehandlungen, dort wo diese notwendig sind. Dagegen halte ich den gedankenlosen vorbeugenden Einsatz jedweder Mittel, eingeschlossen der Ameisen- und Oxalsäurebehandlungen sowie die vorbeugende sogenannte Restentmilbung aller Völker im Winter für nicht mehr zeitgemäss. Imker/-innen müssen zwingend dahingehend geschult werden, die Schadschwellen im Spätsommer selbst zu erkennen, um dann entsprechend den Bedürfnissen und den Gegebenheiten zu handeln, respektive auch zu behandeln. Und zwar mit den Mitteln, die zum jeweiligen Zeitpunkt passend sind. Das nennt man gute fachliche Praxis.

Nachhaltige Lösung: Züchtung auf Varroaresistenz

Bereits sehr früh war offensichtlich, dass sich die Milben in verschiedenen Linien (Volksgruppen mit gleichen Vorfahren) langsamer vermehrten. Allerdings gab es kaum handfeste Hinweise auf genetisch bedingte Merkmale bei den Bienen, die eine Auslese rechtfertigten. Daher sprachen Wissenschaftler oft von Varroatoleranz: ein eher undefiniertes Zusammenleben von Wirt und Parasit, wie es in einigen abgelegenen Bienenpopulationen weltweit vorkommt. In Gegenden mit hoher Bienendichte, wie bei uns, ist dies undenkbar aufgrund des direkten Kontaktes der Bienenvölker an einem Stand und zu den Nachbarständen untereinander. Nur eine ausgeprägte Resistenz (aktiver Widerstand) der Bienenvölker gegenüber den Milben kann hier die Völker sinnvoll schützen.

Die Auslese am Phänotyp (= das, was man sehen kann) führte in unserer Imkerei, beharrlich und konsequent durchgeführt, zu einigen Erfolgen. Den Beweis hierfür lieferte sowohl der bekannte Unije-Vergleichsversuch an 14 gebräuchlichen Bienenstämmen europäischer Bienen1 wie auch die praktische Erfahrung: In den Problemjahren 2012 und 2013 wirkten die damals fast ausschliesslich verwendeten chemischen Mittel gegen Varroa nicht mehr oder ungenügend. Viele Imker/-innen stellten zu spät auf die Anwendung von Säuren um. Hierdurch überlebten rund ein Drittel

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