Manuka-Honig: der grosse Bluff

02/24 | Wissenschaft und Praxis
Adrian Frutiger, Trimmis, (a.frutiger@sunrise.ch)

Manuka-Honig aus Neuseeland ist in aller Munde. Er wird als Luxusprodukt zu astronomischen Preisen vermarktet, von Promis hochgelobt und als Heilmittel dargestellt. Auf diesen Hype sollten wir aber nicht hereinfallen!

Kürzlich in der Apotheke, zuvorderst auf der Verkaufstheke entdeckt: Gläser mit Neuseeländischem Manuka-Honig, etikettiert als «Manuka Health Honey» und als Heilmittel angepriesen. Preis: 46.– CHF. Das sei für ein Pfund Honig doch wohl teuer, dachte ich und schaute die Etikette genauer an: Das Glas wog aber sogar nur 250 g!

Das interessierte mich und eine Recherche der gängigen Preise ergab, dass 46 Franken noch «günstig» waren: Bis sage und schreibe 164.– kostet ein halbes Pfund Manuka-Honig hierzulande. Bei Harrod’s in London werden 230 g Manuka-Honig gar für unglaubliche 1300 £ angeboten! Derartig groteske Preisexzesse rufen nach einer Erklärung. Sie liegt zunächst darin, dass Manuka-Honig ganz unverblümt als exklusives Heilmittel angepriesen wird: «Medizin aus der Natur», «Manuka Health Honey», «Medihoney», «Manuka Doctor», «süsse Medizin aus Neuseeland», oder «eines der wertvollsten Naturprodukte der Welt». Prominente lassen uns wissen, dass sie Manuka-Honig konsumieren: Gwyneth Paltrow hat ihn immer im Kühlschrank, Novak Djokovic gibt ihn ins Müsli und Herzogin Meghan Markle nimmt davon zum Frühstück. Als «liquid gold» (dt. «flüssiges Gold») wird dieser Honig genial vermarktet. Man schreibt ihm fast wundertätige Alleinstellungsmerkmale zu, die ihn von allen anderen Honigen abheben sollen. Das alles ist zu hinterfragen.

Was ist Manuka?

Der Manukastrauch, auf Deutsch Südseemyrthe (Leptospermum scoparium), ist zusammen mit etwa 80 anderen Myrthengewächsen in Neuseeland, Südostaustralien und Tasmanien heimisch. Als mit Captain Cook im Jahr 1769 erstmals Europäer Neuseeland betraten, war auch der Botaniker Joseph Banks dabei, der ein reiches Herbar unbekannter Pflanzen nach England brachte. Er beschrieb bereits einen «tea tree», aus dessen Blättern man einen erfrischenden Trank gebraut habe. Von Honig ist in Captain Cooks Berichten nirgends die Rede.

Blüten und Blätter des Manukastrauchs wurden durch die Maoris vielfältig genutzt:

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