Über 1000 Imkerinnen und Imker haben an der diesjährigen apisuisse Umfrage zu den Winterverlusten teilgenommen. Die Zahlen zeigen einen signifikanten Anstieg der Winterverluste. Wir haben untersucht, ob regionale Unterschiede bestehen und inwiefern Faktoren wie das angewandte Varroakonzept, Melezitosehonig oder das Auftreten der Asiatischen Hornisse die Verluste beeinflusst haben könnten.
1065 Imkerinnen und Imker mit insgesamt 1219 Bienenständen haben dieses Jahr an der apisuisse Umfrage zu den Winterverlusten teilgenommen. Zum Zeitpunkt der Einwinterung (Stichtag: 1. Oktober 2024) betreuten sie total 15 430 Bienenvölker. Ein Grossteil der Fragen stammt aus dem internationalen Forschungsprojekt COLOSS, an dem auch die Schweiz mit dem ZBF beteiligt ist. Dadurch können die Datensätze später mit anderen Ländern verglichen und analysiert werden.
Welche Verlustarten gibt es?
Bienenvölker können zu verschiedenen Zeitpunkten im Jahr und aufgrund verschiedener Ursachen sterben. Bereits im Sommer zwischen dem Abräumen und dem Einwintern im Oktober kann es zu ersten Verlusten kommen (sogenannte Vorverluste). Als echte Verluste bezeichnet man die Verluste, die zwischen dem 1. Oktober und dem 1. April anfallen. Diese werden in drei Unterkategorien unterteilt: «Tote oder kahlgeflogene Völker» umfasst alle Völker, die aufgrund einer Schwächung, wie zum Beispiel Nahrungsmangel oder Viren durch die Varroa, gestorben sind. Je nach Temperatur verlassen die geschwächten Bienen den Stock, wodurch der Imkernde einen leeren, «kahlgeflogenen» Kasten vorfindet. Es kann aber auch sein, dass die Bienen den Stock nicht mehr verlassen können, weshalb tote Bienen am Kastenboden liegen. Die weiteren Kategorien sind «Elementarschäden» (zum Beispiel durch einen Sturm) sowie «Königinnenprobleme». Bei der letzteren Kategorie hat das Volk zwar überlebt, kann sich jedoch aufgrund einer Weisellosigkeit oder einer drohnenbrütigen Königin nicht mehr weiterentwickeln. Auch überlebende Völker, die weiselrichtig sind, können zu schwach sein, um sich zu einem starken Wirtschaftsvolk zu entwickeln. Hier sprechen wir von den «Serbelverlusten». Die verschiedenen Verlustarten und die entsprechenden Resultate werden in der Grafik unten ersichtlich.

Vorverluste
Zwischen dem Abräumen der Völker im Sommer und dem Einwintern im Oktober sind 9,6 % der Bienenvölker gestorben, aufgelöst oder vereint worden. Dieser Anteil ist signifikant höher als im Vorjahr, als 7,4 % betroffen waren. Die ungünstigen Wetterbedingungen im Jahr 2024 dürften diese Situation im Herbst und die notwendigen Vereinigungen schwacher Bienenvölker verursacht haben.
Echte Verluste
Zum Stichtag am 1. Oktober wurden insgesamt 15 430 Bienenvölker eingewintert. Davon haben 18,9 % den Winter nicht überlebt. Die Verlustrate liegt damit vier Prozentpunkte über dem Vorjahreswert (14,9 %) – ein ebenfalls signifikanter Anstieg.
Von allen Bienenstandorten kamen rund 34 % ohne echte Verluste aus dem Frühling, was weniger ist als im Vorjahr (41,6 %). An 63 Standorten, 5 % der Bienenstände, wurden Totalverluste festgestellt. Dies entspricht dem Wert des Vorjahres.

Zusammensetzung der echten Verluste
Wie setzen sich diese echten Verluste zusammen? Rund 57,6 % (entspricht 10,9 % aller eingewinterten Völker) gehören zur Kategorie tote und kahlgeflogene Völker, 40,1 % (7.6 %) sind auf Königinnenprobleme zurückzuführen und 2,4 % (0,4 %) sind durch Elementarschäden entstanden.

Serbelverluste
Von den ausgewinterten Völker waren im Frühling 12 % zu schwach, um sich zu einem trachtfähigen Volk zu entwickeln. Somit sind die Serbelverluste höher als im Vorjahr (10,1 %).
Varroakonzept
Die Resultate verdeutlichen, wie wichtig die Einhaltung des Varroakonzepts ist. Positiv wirkten sich die Befallsmessungen sowie der Drohnenschnitt aus. Bei einer Befallsmessung fielen die echten Verluste mit 18,3 % geringer aus, als wenn diese nicht durchgeführt wurde (20 %). Auch der Drohnenschnitt hatte eine positive Auswirkung und führte zu 17,3 % Winterverluste im Vergleich zu 21,6 % ohne Drohnenschnitt. Eine späte oder gar keine Sommerbehandlung führte zu überdurchschnittlichen Winter-verlusten (25,1 %, respektive 24,3 %).
Bei der Winterbehandlung zeigt sich, dass die Völker, die im November behandelt wurden, die geringste Verlustraten hatten (17,2 %). Sehr hohe Verlustraten (29 %) lagen bei den Völkern vor, die erst im Januar behandelt wurden, oder bei Völkern ohne Winterbehandlung (22,1 %).
Regionale Unterschiede
Die regionalen Unterschiede sind in der Grafik auf auf der folgenden Seite oben ersichtlich. Da die Datenmenge pro Kanton teilweise sehr klein war, präsentieren wir die echten Verluste nicht nach Kantonen, sondern innerhalb der sieben Grossregionen der Schweiz sowie Liechtenstein. Wir beobachten in allen Regionen Verluste, die über denen des Vorjahres liegen. Mit 28,9 % meldet die Région Lémanique (Kantone VS, VD, GE) die höchste Verlustrate. Über dem Durchschnitt liegen auch der Kanton Zürich (23,3 %) und das Tessin (22,5 %).
Im Vorjahr zeigten sich die höchsten Verluste in der Region Espace Mittelland (BE, FR, SO, NE, JU). Dieses Jahr liegen diese dort bei 17,5 % und somit unter dem schweizweiten Durchschnitt. Ähnlich sieht es mit 17,6 % auch in der Region Nordwestschweiz (BS, BL, AG) und mit 16,5 % in der Ostschweiz (GL, SH, AR, AI, SG, GR, TG) aus. Die Zentralschweiz (LU, UR, SZ, OW, NW, ZG) verzeichnet mit 15,8 % die tiefste Verlustrate. Mit nur fünfzehn Bienenstände kann für das Fürstentum Liechtenstein keine abschliessende Aussage getroffen werden.
In der Vergangenheit zeigte sich, dass die höheren Lagen (zwischen 1000 und 1800 m ü. M) am wenigsten Verluste aufwiesen. Dies konnte dieses Jahr nicht bestätigt werden. Zwischen den verschiedenen Höhenlagen gab es keine Unterschiede.

Melezitosehonig und Asiatische Hornisse
Das vergangene Bienenjahr war geprägt vom Melezitosehonig und dem weiteren Vormarsch der Asiatischen Hornisse in Richtung Deutschschweiz, Wallis, Freiburg und Waadt. Könnten diese Entwicklungen zu den erhöhten Völkerverlusten beigetragen haben? Die entsprechenden Fragen zur Überwinterung mit Waldhonig sowie zum Hornissenbeflug wurden nicht von allen Teilnehmenden beantwortet. Trotzdem erlaubt die statistische Auswertung eine erste Einschätzung: Völker, die auf Waldhonig überwinterten, zeigten deutlich höhere Verlustquoten (23,4 % mit Waldhonig, 16,4 % ohne Waldhonig). Da Melezitosehonig letztes Jahr typischerweise in Waldhonig enthalten war, liegt der Verdacht nahe, dass dessen schlechte Bekömmlichkeit eine wesentliche Rolle gespielt hat.
Der Hornissenbeflug allein hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Verlustquote. Auffällig ist jedoch die Wechselwirkung: In Kombination mit Waldhonig stieg die Verlustquote markant an. Dieser Effekt betrifft allerdings nur eine kleine Stichprobe von 20 Bienenständen, weshalb das Ergebnis mit Vorsicht zu interpretieren ist. Ob die hohe Verlustequote in der Région Lémanique auf die Asiatischen Hornisse zurückzuführen ist, lässt sich auf Basis unserer Daten nicht abschliessend beurteilen.

Dank
Wir möchten uns herzlich bei allen Imkerinnen und Imkern bedanken, die sich die Zeit nahmen und die zahlreichen Fragen gewissenhaft beantworteten. Unter allen Teilnehmenden haben wir sechs Gutscheine im Wert von 50 CHF für unseren Onlineshop verlost. Die Gewinner/-innen wurden per E-Mail informiert. Vielen Dank auch an Joëlle Quadri, die die Umfrage zusammengestellt hat und die Daten für die Auswertung vorbereitet hat.