Wovon ernährt sich Varroa?

10/23 | Wissenschaft und Praxis
Agnes Przewozny, Berlin (Deutschland) (gruenes.lektorat@posteo.de)

Jahrzehntelang ging man davon aus, dass sich die Varroamilbe von der Hämolymphe der Honigbiene ernährt, und das, obwohl eigentlich alles dagegen sprach. Ein junger Wissenschaftler aus den USA hat damit aufgeräumt und mit umfassenden Untersuchungen belegt: Die Varroa ernährt sich vom Fettkörper und das hat Konsequenzen für die Bekämpfung.

Die Varroamilbe (Varroa destructor) ernährt sich von der Hämolymphe, also dem Blut der Biene. So lautete fast fünf Jahrzehnte lang der Lehrsatz bei Bienenwissenschaftlern und Imkern. Samuel Ramsey, damals Doktorand von Dr. Dennis vanEngelsdorp an der University of Maryland/USA, hatte daran Zweifel und sah sich die Ernährung der Varroamilbe noch mal genauer an. Er und seine Kollegen vermuteten, dass der Grund, warum sich viele der durch die Varroa verursachten Bienenschäden nicht recht erklären liessen, darin liegen könnte, dass die Milbe sich von einem anderen Organ ernährt. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie 2019 in den Proceedings of the National Academy of Sciences.1

Viele Eigenschaften der Varroa sprechen gegen die Theorie vom Blutsauger: die näheren genetischen Verwandten, die Mundwerkzeuge, das Verdauungssystem und die Exkremente. Im genetischen Stammbaum steht die Varroa von den blutsaugenden Milben soweit wie möglich entfernt. Ihre engsten Verwandten ernähren sich, ähnlich wie Spinnen, vielmehr durch extraorale Verdauung, das heisst, sie injizieren ihren enzymhaltigen Speichel in das Wirtsgewebe. Die Enzyme zerstören das Gewebe und der Parasit saugt es in flüssiger Form aus dem Wirt. Entsprechend sind die Mundwerkzeuge solcher Milben ausgebildet. Auch unterscheiden sich die Verdauungssysteme je nach Ernährungsweise. Blut besteht vor allem aus Wasser und sehr wenig Nährstoffen. Das überschüssige Wasser geben solche Parasiten schnell wieder ab, weil sie sonst platzen müssten. Die Varroa hingegen scheidet als Verdauungsprodukt kristallines Guanin aus, ein typisches Exkrement von Fleischfressern.

Samuel Ramsey prüfte zunächst einmal eine einfache Frage: Wo genau sitzen die Milben eigentlich auf der Biene und was machen sie dort? Wenn sie sich von Hämolymphe ernähren, sollte

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