Buchbesprechung «Behandlungsfrei imkern – Auf dem Weg zur behandlungsfreien Bienenhaltung» von David Heaf, Haupt-Verlag
David Heaf spricht ruhig, überlegt. Seine Aussagen sind präzis und vor allem gut belegt. Nach seiner Karriere in der biochemischen Forschung hat er sich der Bienenhaltung zugewandt. Inzwischen ist er nicht nur zu einem Pionier der behandlungsfreien Imkerei, sondern auch zu einer «wandelnden Bibliothek» der Bienenforschung geworden. Er stellt ethische Fragen und geht in die Tiefe. Dabei ist er unbequem; auch sich selbst gegenüber. Im Februar 2023 ist die deutsche Übersetzung seines neusten Buches «Treatment-Free Beekeeping» erschienen.
In seiner akribischen Art legt uns der Autor dar, dass er unter «behandlungsfrei» das Vermeiden aller Behandlungen versteht, die langfristig die Fitness der Bienen verringern. Dabei unterscheidet er mechanische, biotechnische und chemische Behandlung. Er beschreibt, wie er zu seiner persönlichen – wesensgerechten und behandlungsfreien – Betriebsweise gekommen ist. Es wird deutlich, wie scharf er beobachtet, hinterfragt, ausprobiert, liest und tüftelt. Er bebildert und erklärt Beutetypen und Betriebsweisen mit Genauigkeit, Detailtreue, Quellenangaben und Endnoten. Seine Bienenhaltung ist darwinistisch. Wer nicht fit (im Sinne von «stark» bzw. «anpassungsfähig») ist, überlebt nicht. Für David Heaf muss der Fortschritt auf Populationsebene erreicht werden. Völkerverluste sind für ihn zwar schmerzhaft, aber im Selektionsprozess notwendig und ethisch vertretbar.
Die eigene Region wird genau beschrieben: In der Grafschaft Gwynedd im Nordwesten von Wales ist die Mehrheit der Bienenhaltungen behandlungsfrei, und dies bei unterschiedlichsten Betriebsweisen. Auf die detaillierte und mit Daten unterlegte Beschreibung folgen dreissig Porträts behandlungsfrei Imkernder in Europa und Nordamerika. Die meisten stammen aus dem Vereinigten Königreich; ein Porträt stammt aus der Schweiz.
Die Beschriebe sind auf einer Flughöhe gehalten, die eine Sammlung in diesem Umfang