Zuckerrüben sind generell eine äusserst anspruchsvolle Kultur und deren Anbau ist mit einigen Herausforderungen verbunden. Mit vereinten Kräften setzt sich die Zuckerbranche, zusammen mit apisuisse, für eine bienenfreundliche Produktion ein.
Die Zuckerbranche mit dem Schweizerischen Verband der Zuckerrübenpflanzer und der Schweizer Zucker AG hat im letzten Jahr mit apisuisse Kontakt aufgenommen mit dem Anliegen, die Zuckerproduktion gemeinsam mit der Imkerbranche in eine bienenfreundliche Richtung weiterzuentwickeln. Auslöser war das Engagement von apisuisse gegen eine Notzulassung des neonicotinoidhaltigen Beizmittels Gaucho. Letzten Herbst wurde eine gemeinsame Absichtserklärung unterschrieben (SBZ 10/2022).
Um die gesetzten Ziele zu erreichen, sind die Verantwortlichen der beteiligten Organisationen im regelmässigen Kontakt. Eine wichtige Massnahme ist die Ausweitung der Bio- und IP-SUISSE-Anbauflächen. In beiden Systemen wird insbesondere auf den Einsatz von Insektiziden und Fungiziden verzichtet, beides Mittelkategorien, in welchen die kritischsten Wirkstoffe für Bienen zu finden sind. Im Biolandbau sind keine Herbizide zugelassen. Bei IP-SUISSE dürfen diese Mittel zwar grundsätzlich angewendet werden, sie sind aber eingeschränkt und es sind Bestrebungen im Gange, die Herbizidmengen stark zu reduzieren oder wenn technisch möglich, ganz darauf zu verzichten. Die Entwicklung von Feldrobotern, welche Unkräuter entfernen können, schreitet in grossen Schritten voran und bietet diesbezüglich eine gute Perspektive. Die Kontrolle der Beikrautflora ist denn auch eine sehr wichtige Frage. Die Zuckerrüben sind zu Beginn ihrer Entwicklung wenig konkurrenzstark und ertragen es nicht, wenn andere Pflanzen um sie herum zu stark wachsen.
Förderung der Biodiversität
Bei beiden Programmen, sowohl Bio-Suisse wie auch IP-SUISSE, ist die Förderung der Biodiversität sehr wichtig und wird mit verschiedenen Massnahmen gefördert. Bekannt ist beispielsweise das Punktesystem von IP-SUISSE, welches zusammen mit der Schweizerischen Vogelwarte Sempach entwickelt wurde und Anreize schafft, um etwa blütenreiche Wiesen, Blühstreifen und auch Buntbrachen anzulegen.
Die Flächen des Rübenanbaus unter Biobedingungen nehmen laufend zu. Wegen der grossen Herausforderungen an die Produzenten sind diese Flächen aktuell aber immer noch sehr knapp. Im Jahr 2022 lagen diese bei 208 ha. Das entsprach lediglich 1,3 % der gesamthaft 15 660 ha Zuckerrübenflächen. Damit kann die Nachfrage nach Bio-Zucker in der Schweiz bei Weitem nicht gedeckt werden.
Der Anbau von IP-SUISSE-Rüben hat in den letzten Jahren bei den Landwirtinnen und Landwirten stark an Beliebtheit gewonnen. Diese Fläche liegt mit 3413 ha im Jahr 2022 bei einem Anteil von rund 22 % an der Gesamtfläche. Trotz der Vorteile für die Biodiversität gestaltet sich der Absatz des IP-SUISSE-Zuckers als nicht einfach. In vielen Läden ist der Zucker mit diesem Label bereits erhältlich und steht somit zur Verfügung. Allerdings fliesst rund 80 % des in der Schweiz konsumierten Zuckers in die Lebensmittelverarbeitung und nur 20 % gelangen in den Detailhandel. Der Einfluss der Konsumentinnen und Konsumenten ist also beschränkt. Die Unternehmen schreiben sich heute gerne «Nachhaltigkeit» auf die Fahne. Paradoxerweise scheint dann allerdings der relativ geringe Preisaufschlag von weniger als 10 % gegenüber dem konventionellen Zucker oft bereits zu hoch zu sein. Kommt noch hinzu, dass der Zucker in einem Produkt in der Kommunikation nicht im Vordergrund steht. So ist denn auch die Motivation, in der Werbung IP-SUISSE-Zucker als Besonderheit eines Produktes hervorzuheben, noch wenig vorhanden.
Fütterung mit einheimischem Zucker
Wir Imkerinnen und Imker brauchen schätzungsweise rund 2000 Tonnen Zucker jährlich, um unsere Bienen zu füttern. Das entspricht einer Anbaufläche von ungefähr 200 ha und ist eine nicht unbedeutende Menge. Damit können wir einen Einfluss auf die Zuckerproduktion ausüben. Es stehen nämlich mit Zucker aus Bio- oder IP-SUISSE-Produktion bienenfreundliche Alternativen zur Verfügung. So scheint es mir nur konsequent, wenn wir als Imkerinnen und Imker bei der Fütterung auf solchen Zucker aus einheimischer Produktion setzen. Der Preisaufschlag, der bei Bio-Zucker etwas höher, bei IP-Suisse-Zucker allerdings recht gering ist, sollte es uns Wert sein. Sowohl Zucker wie auch Futtersirup ist in beiden Produktionsformen erhältlich.