Die Bienengesundheit entspricht in der Schweiz und in Liechtenstein insgesamt etwa dem Vorjahr. In gewissen Bereichen zeichnen sich leichte Verbesserungen ab, in anderen geringfügige Verschlechterungen oder Verschiebungen.
Im Auftrag des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) hat der Bienengesundheitsdienst (BGD) auch für das vergangene Jahr einen zusammenfassenden Bericht zur Bienengesundheit in der Schweiz und in Liechtenstein erstellt. Berücksichtigt wurden die Seuchenstatistik Info SM, der Jahresbericht des Früherkennungsprogramms Apinella, die Winterverlusterhebung, die Verdachtsmeldungen zu Vergiftungen und zur Asiatischen Hornisse (Vespa velutina) sowie die BGD-Umfrage zur Bienengesundheit.
Der detaillierte Bericht «Bienengesundheit Schweiz 2023» ist unter www.bienen.ch/apiservice und unter www.bienen.ch/downloads/weitere-unterlagen/ verfügbar. Nachfolgend finden Sie das Wichtigste in zusammengefasster Form und zwei Grafiken zum zeitlichen Auftreten des Nektar- und Pollenmangels, welche im Bericht nicht enthalten sind.

Brutkrankheiten
Im Jahr 2023 wurden 163 Sauerbrut- und 41 Faulbrutfälle registriert. Verglichen mit dem Vorjahr handelt es sich bei der Sauerbrut (84 Fälle im Vorjahr) fast um eine Verdoppelung und bei der Faulbrut (29 Fälle im Jahr 2022) um mehr als ein Drittel mehr Fälle. Der verregnete und kühle Mai 2023 und die dadurch mangelnde Pollen- und Nektarversorgung hat die Völker vermutlich anfälliger auf die Krankheit gemacht. Es ist zu beachten, dass die Seuchenmeldungen jeweils pro Bienenstand erfolgen. Das heisst, mehrere von Faul- oder Sauerbrut befallene Stände eines Bienenhaltenden werden in der Seuchenstatistik als mehrere Fälle erfasst. Zudem gibt es den Spezialfall, dass auf einem Stand sowohl Faul- als auch Sauerbrut festgestellt werden kann. Im Jahr 2023 gab es laut dem Laboratorium der Urkantone beispielsweise in Obwalden zehn und in Uri drei Fälle von Doppelinfektionen mit Faul- und Sauerbrut auf einem Bienenstand, zum Teil sogar in denselben Bienenvölkern. Im Informationssystem Seuchenmeldungen (Info SM) müssen die Meldungen pro Seuche erfasst werden. Bienenstände mit Doppelinfektionen werden somit zweimal (einmal bei Faulbrut, einmal bei Sauerbrut) erfasst. Diesem Umstand wird hier nicht weiter Rechnung getragen, da diese Doppelinfektionen im Info SM nicht erkennbar sind.
Wie in den vergangenen Jahren wurden die meisten Sauerbrutfälle im Kanton Bern gemeldet. Dabei ist auch die hohe Völkerzahl zu berücksichtigen. Der Kanton Bern liegt zahlenmässig zwar an der Spitze, prozentual zur Anzahl Imkerinnen und Imker im Kanton sind von dieser Brutkrankheit aber lediglich 1,4 % der Bienenhaltenden betroffen. Obwalden war mit 17,5 % betroffenen Imkerinnen und Imkern im Jahr 2023 am stärksten betroffen.
Die Faulbrutfälle bewegen sich insgesamt immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau. Im Vergleich mit der Anzahl Imker/-innen wurden im Jahr 2023 ebenfalls in Obwalden am meisten Fälle registriert: 13,8 % der Imker/-innen waren betroffen. In Uri waren 2,9 %, in Genf 1,3 % und in den weiteren Kantonen weniger als 1 % der Imker/-innen tangiert.


Winterverluste 2022/23
In der SBZ 06/2023 wurden die Ergebnisse der Winterverlustumfrage 2022/2023 bereits ausführlich vorgestellt. Die Winterverluste lagen im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Den Winter haben 15 % der Völker nicht überlebt. Weitere 17,4 % der Völker gingen bereits vor dem Einwintern verloren oder waren beim Auswintern zu schwach, um sich zu einem Wirtschaftsvolk zu entwickeln.
Neue Schädlinge
Die Schweiz und Liechtenstein sind immer noch frei vom Kleinen Beutenkäfer (Aethina tumida) und den asiatischen Tropilaelaps-Milben. Im Jahr 2023 hat sich die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) in der Schweiz rasant weiterverbreitet. Bestätigt wurden Funde in den Kantonen Aargau, Bern, Baselland, Basel-Stadt, Freiburg, Genf, Jura, Luzern, Neuenburg, Solothurn, Thurgau, Waadt, Wallis und Zürich. Einen ausführlichen Artikel zur Asiatischen Hornisse finden Sie in der vorliegenden Ausgabe. Ein Beitrag zu den Zuständigkeiten bei der Asiatischen Hornisse ist in der SBZ 04/2024 erschienen.
Umfrage Bienengesundheit
Im Dezember 2023 und Januar 2024 hat der Bienengesundheitsdienst (BGD) mittels Fragebogen die Gesundheit der Honigbienenvölker in der Schweiz und in Liechtenstein ermittelt. Insgesamt haben 626 Personen an der Umfrage teilgenommen (464 aus der Deutschschweiz/Liechtenstein, 129 aus der Romandie, 33 aus dem Tessin). Wie schon im Vorjahr wird die Varroamilbe als am ehesten problematisch beurteilt und liegt mit grossem Abstand an der Spitze, gefolgt von der Wachsmotte, der Kalkbrut, dem Flügeldeformationsvirus und der Asiatischen Hornisse.

Varroabelastung
Von den Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmern beurteilten 82 % (im Vorjahr waren es 86 %) die Varroabelastung als durchschnittlich bis unterdurchschnittlich. Da etwa gleich viele Personen die Belastung als überdurchschnittlich (18 %) respektive unterdurchschnittlich (17 %) betrachteten, scheint die Varroasituation derjenigen der vergangenen Jahre zu entsprechen. Regional haben sich 2023 gewisse Unterschiede gezeigt: 17 % der Imker/-innen in der Deutschschweiz beurteilten die Varroabelastung als überdurchschnittlich hoch, in der Romandie 23 % und im Tessin 9 %.

Nektarangebot
Da eine ausreichende Futterversorgung für gesunde Bienen essenziell ist, hat der BGD die Umfrageteilnehmenden nach allfälligen Mängeln im Bereich Nektareintrag und Pollenversorgung gefragt. Nach einem milden März waren die April-Temperaturen laut MeteoSchweiz verbreitet unterdurchschnittlich und es fiel, ausser im Tessin, regional ausgesprochen viel Regen. Wegen des trüben und niederschlagsreichen Wetters konnten die Bienen Mitte Mai oft nicht ausfliegen. Der Sommer war mit zwei ausgeprägten Hitzewellen auf der Alpennordseite und drei auf der Alpensüdseite der fünftwärmste seit Messbeginn im Jahr 1864. Die Niederschlagsmengen blieben laut MeteoSchweiz in der Westschweiz unter und im restlichen Teil der Schweiz im Durchschnitt. Die Sonnenscheindauer war insbesondere im Juni verbreitet überdurchschnittlich und trug in weiten Teilen der Schweiz zu einer guten Sommertracht bei.
Von den Befragten haben 36 % im Jahr 2023 einen Nektarmangel festgestellt. Der Mangel verteilte sich im schweizerischen Durchschnitt, wie in der Grafik oben links ersichtlich, überraschend gleichmässig über die Monate April bis August. Der Mangel im April und Mai war wahrscheinlich verbreitet auf die kühlen und regnerischen Witterungsbedingungen in diesen Monaten zurückzuführen.
Pollenangebot
Im schweizerischen Durchschnitt haben nur 8 % der Befragten einen Pollenmangel festgestellt, im Vorjahr waren es 15 %. Die 8 %, welche im Berichtsjahr einen Pollenmangel feststellten, beobachteten diesen vorwiegend in den Monaten April, Mai und August. Im Frühling ist der Mangel vermutlich wiederum auf das kühle und nasse Wetter zurückzuführen und im August wahrscheinlich auf eine ausgeprägte Hitzewelle und Trockenheit.
Regional zeigt sich bezüglich Pollenmangel folgendes Bild: 15 % im Tessin, 9 % in der Westschweiz und 7 % in der Deutschschweiz. Im Vorjahr war die Situation insbesondere im Tessin ausgeprägter. 56 % der Tessiner Umfrageteilnehmer gaben damals an, Ende Sommer (Juli/August) einen Pollenmangel festgestellt zu haben.
Bienenvergiftungen
Im Berichtsjahr 2023 wurden dem Bienengesundheitsdienst (BGD) 15 Verdachtsmeldungen auf Bienenvergiftung gemeldet. Dies entspricht in etwa den Meldungen der letzten Jahre. In zwei Fällen konnte eine akute Vergiftung bestätigt werden.
Die Details zu den Vergiftungen entnehmen Sie dem Bericht «Bienenvergiftungen 2023» in der SBZ 04/2024.