Bienengesundheit 2024

05/25 | Wissenschaft und Praxis
Stefan Jans, Regionalberater Zentralschweiz, Bienengesundheitsdienst (BGD), (stefan.jans@apiservice.ch)

Die Bienengesundheit entspricht in der Schweiz und in Liechtenstein insgesamt etwa den Vorjahren. Varroa und Wachsmotten bleiben weiterhin das Hauptproblem.

Im Auftrag des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) hat der Bienengesundheitsdienst (BGD) auch fürs vergangene Jahr einen Bericht zur Bienengesundheit in der Schweiz und in Liechtenstein erstellt. Berücksichtigt wurden die Seuchenstatistik Info SM, der Jahresbericht des Früherkennungsprogramms Apinella, die Winterverlust-Erhebung, die Verdachtsmeldungen zu Vergiftungen und Asiatischer Hornissen sowie die BGD-Umfrage zur Bienengesundheit.

Nachfolgend finden Sie das Wichtigste in zusammengefasster Form und wie im letzten Jahr zwei Grafiken zum zeitlichen Auftreten des Nektar- und Pollenmangels, welche im Bericht nicht enthalten sind.

Brutkrankheiten

Im Jahre 2024 wurden 137 Sauerbrut- und 15 Faul­brutfälle registriert. Verglichen mit dem Vorjahr handelt es sich bei der Sauerbrut (163 Fälle im Vorjahr) um eine Reduk­tion von 16,0 % und bei der Faulbrut (41 Fälle in 2023) sogar um 63,4% weniger Fälle (Abb. 1). Der niederschlagsreiche Frühling und Frühsommer 2024 und die dadurch mangelnde Pollen- und Nektarversorgung hat die Völker überraschenderweise nicht anfälliger auf die Krankheit gemacht. Die Seuchenfälle sind im Berichtsjahr wieder auf ein tiefes Niveau gesunken.

Es ist zu beachten, dass die Seuchenmeldungen jeweils pro Bienenstand erfolgen. Das heisst, mehrere von Faul- oder Sauerbrut befallene Stände eines Bienenhaltenden werden in der Seuchenstatistik als mehrere Fälle erfasst. Zudem gibt es den Spezialfall, dass auf einem Stand sowohl Faul- als auch Sauerbrut festgestellt werden. Im Informationssystem Seuchenmeldungen (Info SM) müssen die Meldungen pro Seuche erfasst werden. Bienenstände mit Doppelinfektionen werden somit zweimal (einmal bei Faulbrut, einmal bei Sauerbrut) erfasst. Dem Umstand wird im vorliegenden Bericht nicht weiter Rechnung getragen, da diese Doppelinfektionen im Info SM nicht erkennbar sind.

Wie in den vergangenen Jahren wurden die meisten Sauerbrutfälle im Kanton Bern gemeldet. Dabei ist auch die hohe Völkerzahl im Kanton zu berücksichtigen. Bern liegt zahlenmässig zwar an der Spitze, prozentual zur Anzahl Imkerinnen und Imker im Kanton sind von dieser Brutkrankheit aber lediglich 1,3% der Bienenhaltenden betroffen. In Obwalden waren 8,1%, in Glarus 4% und in Uri 3,9% betroffen – die weiteren Kantone lagen unter 2%.

Die Mehrheit der Faulbrutfälle wurde im Berichtsjahr im Wallis festgestellt. Sie bewegen sich insgesamt jedoch auf sehr niedrigem Niveau. Im Vergleich mit der Anzahl Imker / -innen wurden 2024 in Obwalden am meisten Fälle registriert: 2,3 % der Bienenhaltenden waren betroffen. In Glarus waren es 1,0  % der Imker / -innen – die weiteren Kantone lagen unter einem Prozent.

Winterverluste 2023 / 24

In der Juni-Ausgabe 2024 der Schweizerischen Bienen-Zeitung wurden die Ergebnisse der Winterverlustumfrage 2023 / 24 bereits ausführlich vorgestellt. Die Winterverluste lagen im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. 14,9 % der Völker haben den Winter nicht überlebt. Weitere 17,5 % der Völker gingen bereits vor dem Einwintern verloren oder waren beim Auswintern zu schwach, um sich zu einem Wirtschaftsvolk zu entwickeln.

Neue Schädlinge

Die Schweiz und Liechtenstein sind immer noch frei vom Kleinen Beutenkäfer und von der Tropilaelaps Milbe. Die Präsenz dieser asiatischen Milbe wurde 2024 jedoch in Osteuropa (in Georgien und Russland) bestätigt. 2024 hat sich die Asiatische Hornisse in der Schweiz rasch weiterverbreitet. Bestätigt wurden Funde in den Kantonen Aargau, Bern, Baselland, Basel-Stadt, Freiburg, Genf, Jura, Luzern, Neuenburg, St. Gallen, Solothurn, Schwyz, Waadt, Wallis, Zug und Zürich. Einen ausführlichen Artikel zur Asiatischen Hornisse findet sich in der vorliegenden Ausgabe.

Umfrage Bienengesundheit

Im Dezember 2024 und Januar 2025 hat der BGD mittels Fragebogen die Gesundheit der Honigbienenvölker in der Schweiz und in Liechtenstein ermittelt. Insgesamt haben 597 Personen an der Umfrage teilgenommen (426 aus der Deutschschweiz und Liechtenstein, 148 aus der Romandie, 23 aus dem Tessin).

Wie schon im Vorjahr wird die Varroamilbe als am ehesten problematisch beurteilt und liegt mit grossem Abstand an der Spitze, gefolgt von der Wachsmotte, der Kalkbrut, der Asiatischen Hornisse und dem Flügeldeformationsvirus. Während die Problematik der meisten Krankheiten unverändert geblieben ist, bereitet die Asiatische Hornisse je nach Region zunehmend Sorgen (Abb. 2 unten).

Varroabelastung

80  % der Umfrageteilnehmer / -innen (im Vorjahr waren es 82 %) beurteilen die Varroa­belastung als durchschnittlich bis unterdurchschnittlich. Da leicht mehr Personen die Belastung überdurchschnittlich (20 %) als unterdurchschnittlich (16 %) betrachten, scheint die Varroabelastung 2024 im Vergleich zu den vergangenen Jahren insgesamt leicht höher gewesen zu sein. Dies kann mit dem milden Jahresstart und der frühen Bruttätigkeit der Bienenvölker und einem damit verbundenen frühen Aufbau der Varroapopulation in Verbindung gebracht werden (Abb. 3).

Nektarangebot

Da eine ausreichende Futterversorgung für gesunde Bienen essenziell ist, hat der BGD die Umfrageteilnehmenden nach allfälligen Mängeln im Bereich Nektareintrag und Pollenversorgung gefragt.

Nach dem mildesten Winter seit Messbeginn zeigte sich der Frühling in vielen Gebieten ausgesprochen niederschlagsreich, vor allem auf der Alpensüdseite. Die Sonnenscheindauer erreichte laut MeteoSchweiz im Frühling verbreitet nur 70 bis 80 % der Norm 1991 – 2020.

Der Juni war regional nass, der Juli und August blieben niederschlagsmässig unterdurchschnittlich. Weiter brachte der Sommer den zweitwärmsten August seit Messbeginn und einige schwere Unwetter. All diese Faktoren zeigen sich laut der Umfrage insbeson­dere im Tessin und in der Westschweiz in einem geringeren Nektar- und Pollenangebot.

Zudem gab es 2024 in vielen Teilen der Deutsch- und Westschweiz grosse Melezitose-Einträge. Dies stellte die Imkerinnen und Imker bei der Ernte vor Herausforderungen und stellte ein Risiko dar für Völker, welche ausschliesslich auf diesem kristallisierten Honigtau überwintern mussten.

37% der Befragten haben 2024 einen Nektarmangel festgestellt. Im Vorjahr waren davon 36% der Umfrageteilnehmenden in der Zwischentracht betroffen. Im Tessin haben mit 83% und in der Romandie mit 60 % deutlich mehr Imkernde einen Nektarmangel festgestellt als in der Deutschschweiz mit 27 %. Der Mangel verteilt sich im schweizerischen Durchschnitt wie bereits im Vorjahr überraschend gleichmässig über die Monate April bis August (Abb. 5).

Pollenangebot

Im schweizerischen Durchschnitt haben 12 % der Befragten einen Pollenmangel festgestellt, im Vorjahr waren es 8%. Regional zeigt sich bezüglich Pollenmangel folgendes Bild: 43 % im Tessin, 15% in der Westschweiz und 9 % in der Deutschschweiz. Im Vorjahr war die Situation insbesondere im Tessin weniger ausgeprägt. 15 % der Tessiner Umfrageteilnehmenden gaben damals an, einen Pollenmangel festgestellt zu haben.

Die 12 %, welche im Berichtsjahr einen Pollenmangel feststellten (Abb. 6), beobachteten diesen vorwiegend in den Monaten Mai und Juni. Der Mangel im Frühling ist vermutlich wiederum auf das nasse Wetter zurückzuführen.

Bienenvergiftungen

Der Bienengesundheitsdienst erhielt im Berichtsjahr sieben Verdachtsmeldungen auf Bienenvergiftung. Dies entspricht in etwa der Hälfte der vergangenen Jahre. Eine akute Vergiftung konnte in keinem Fall bestätigt werden. Details zu den Vergiftungen entnehmen Sie dem Bericht «Bienenvergiftungen 2024», welcher in der SBZ 04/25 veröffentlicht wurde.

Der vollständige Bericht findet sich unter: www.bienen.ch/apiservice.

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