Bienenvergiftungen 2022

04/23 | Wissenschaft und Praxis
Marianne Tschuy, apiservice/Bienengesundheitsdienst (BGD), (marianne.tschuy@apiservice.ch)

Auch im Jahr 2022 wurden dem Bienengesundheitsdienst Verdachte auf Bienenvergiftungen gemeldet. Tatsächlich bestätigt wurde nur eine Vergiftung.

Letztes Jahr erhielt der Bienengesundheitsdienst insgesamt dreizehn Meldungen auf Vergiftungsverdacht, davon wurden sieben Proben auf Rückstände von Pestiziden untersucht. In vier Fällen konnten keine Wirkstoffe gefunden werden. Zweimal wurden geringe Rückstände von Pflanzenschutzmitteln nachgewiesen, eine Vergiftung konnte aber ausge-schlossen werden. In einem Fall schliesslich belegten die Untersuchungsergebnisse eine akute Bienenvergiftung durch das Biozid Bendiocarb. In den sechs Proben, die nicht im Labor untersucht wurden, lagen die Gründe für das Sterben der Bienen wahrscheinlich bei zu starker Varroabelastung im Winter sowie Kälte im Frühling und dem Chronischen Bienen-Paralyse-Virus im Vorsommer.

Ein akutes Bienensterben kann durch unterschiedliche Gründe verursacht werden. Im Folgenden werden diese detaillierter dargestellt.

Über- und Auswinterung

Gesunde Winterbienen sind Voraussetzung für eine gute Überwinterung der Bienenvölker. Ist deren Lebensdauer zum Beispiel durch eine starke Virenbelastung verringert, sterben die Bienen vor dem Massenwechsel im März/April. Meist finden Imkerinnen und Imker dann kahlgeflogene Beuten vor oder viele tote Bienen auf dem Kastenboden. Die ersten vier Meldungen im Januar/Februar konnten durch eine erhöhte Varroabelastung erklärt werden. Im März/April kann es auch vorkommen, dass (alte) Pollensammlerinnen von der Kälte geschwächt den Heimflug gerade noch schaffen, aber vor Erschöpfung schliesslich vor oder auf den Flugbrettern sterben. Dies schien bei der fünften Verdachtsmeldung der Fall zu sein.

Infolge Kälte gestorbene Pollensammlerin.
Infolge Kälte gestorbene Pollensammlerin.

Warmer und trachtreicher Frühling

Dank der guten Wetterbedingungen und dem daraus resultierenden ausgezeichneten Trachtangebot im Frühling 2022 entwickelten sich die meisten Schweizer Bienenvölker sehr gut. Die warmen, trockenen und sonnenreichen Tage gaben zudem den Landwirt/-innen viele Zeitfenster, um die notwendigen Behandlungen der Kulturen mit Pflanzenschutzmitteln fachgerecht durchzuführen.

Im April/Mai trafen vier Bienenproben mit Verdacht auf Vergiftung beim Bienengesundheitsdienst (BGD) ein. Nur eine Probe wies Fungizid-Rückstände auf, die nachgewiesene Menge war aber

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