Das Zuchtjahr 2024

06/25 | Wissenschaft und Praxis
Raphael Giossi, apiservice / Fachstelle Zucht, (raphael.giossi@apiservice.ch)


Trotz den nicht immer idealen Witterungsbedingungen im Jahr 2024 konnten Züchtende und Prüfende einen durchschnittlichen Erfolg verzeichnen. Die Anzahl aufgeführter Begattungseinheiten lag leicht über dem Vorjahr, jene der erfolgreichen Prüfabschlüsse etwas darunter.

Die Bienenzucht ist und bleibt sehr anspruchsvoll. Die Rassenzuchtorganisationen, die Zuchtkommission, die Züchtenden, die Prüfstandleitenden, die Belegstationsleitenden sowie die Fachstelle Zucht von apisuisse leisten für die Bienenzucht in der Schweiz einen wichtigen Beitrag. Ihnen allen gebührt ein grosses Dankeschön.

Belegstationen

Im vergangenem Zuchtjahr 2024 betrieben die drei apisuisse angeschlossenen Rassenzuchtorganisationen (SAR, mellifera.ch und SCIV) insgesamt 18 A-Belegstationen (zwei weniger als im Vorjahr) und 32 B-Belegstationen (gleich viele wie 2023), welche mit Beiträgen des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) unterstützt wurden.

A-Belegstationen führte die Société romande d’apiculture (SAR) deren sieben, der Verein Schweizerischer Mellifera Bienenfreunde (mellifera.ch) deren fünf sowie die Schweizerische Carnicaimker-Vereinigung (SCIV) deren sechs. Bei den B-Belegstationen kamen total 32 in den Genuss von Fördergeldern. Diese verteilten sich wie folgt: Eine Belegstation der Société romande d’apiculture (SAR), 13 Belegstation des Vereins Schweizerischer Mellifera Bienenfreunde (mellifera.ch) und 18 Belegstation der Schweizerische Carnicaimker-Vereinigung (SCIV).

Insgesamt wurden 23 399 Begattungseinheiten aufgeführt. Dies sind 326 mehr als im Zuchtjahr 2023. Die Anzahl variiert von einer Belegstation zur anderen stark. Mit total 1 658 aufgeführten Begattungseinheiten verzeichnete die Station «Muotathal» der Schweizerische Carnicaimker-Vereinigung (SCIV) im Jahr 2024 die grösste Nachfrage, dicht gefolgt von der Station «Les Toules» der Société romande d’apiculture (SAR) mit 1 571 Auffuhren. Nur leicht weniger Auffuhren hatte die Station «Hogrin» (auch SAR) mit 1 425. Der Begattungserfolg der einzelnen Belegstationen schwankt zwischen 56 und 87 % (Zahlen der SAR fehlen, da sie nicht erhoben werden). Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass eine zielführende Begattung nur mit Dröhnerichen der Belegstation erreicht werden kann. Auch diese Auswertung findet nicht systematisch statt, weshalb entsprechende Zahlen fehlen.

Prüfungen

Die Wichtigkeit der Erhaltung der genetischen Vielfalt unserer Bienen ist unbestritten. Dazu haben sich die Rassen-Zuchtorganisationen zum Ziel gesetzt, möglichst viele Zuchtlinien der einzelnen Rassen zu bewahren. Jede regionale Umgebung, die dabei anzutreffenden Umweltbedingungen sowie die zunehmend unterschiedlichen Witterungsbedingungen fordern den Organismus Bien stark. Nur mit gezielter Selektion auf allen Zuchtstufen sowie einer einheitlichen Leistungsprüfung, basierend auf den aktuellen Wissensgrundlagen, kann die Vielfalt aller Rassen für die kommenden Generationen erhalten beziehungsweise bewahrt werden. Um eine lokal angepasste Biene zu erhalten, müssen die Prüfungen auf die ganze Schweiz verteilt und nach möglichst gleichen Beurteilungskriterien durchgeführt und beurteilt werden.
Zum Erhalt der verschiedenen Bienenrassen-Linien selektionieren die Züchtenden aus ihren geprüften Königinnen die besten Nachkommen. Diese dienen anschliessend wieder dem Weiterzüchten. Weiter übernehmen die Prüfenden eine wichtige Aufgabe. Nur bei einer sauberen und gewissenhaften Prüfungsdurchführung – sie beinhaltet vor allem auch eine lückenlose und genaue Dokumentation – können die erzielten Ergebnisse verglichen und damit der Entscheid über die Nachzuchtwürdigkeit getroffen werden.

Prüfabschlüsse im Jahr 2024

An den Leistungsprüfungen haben die Zuchtverbände Carnica-Sektion der Société romande d’apiculture (SAR), der Verein Schweizerischer Mellifera Bienenfreunde (mellifera.ch) sowie die Schweizerische Carnicaimker-Vereinigung (SCIV) teilgenommen.
Die nachfolgende Statistik zeigt die erfolgreichen Prüfabschlüsse der drei Rassen-Organisationen nach Prüfjahr, unabhängig einer finanziellen Unterstützung durch das BLW.

Im Sommer 2023 wurden auf insgesamt 61 Prüfständen 552 Prüfvölker erstellt. Davon haben 354 Völker die Leistungsprüfung im Jahr 2024 abgeschlossen. Die Erfolgsquote bei den Prüfabschlüssen erreichte mit 64 % einen Wert knapp über dem Durchschnitt der letzten 10 Jahre (63 %). Verglichen mit den Zuchtjahren davor, kann eine Stabilisierung der Anzahl eingerichteter Prüfstände festgestellt werden. Es fällt auf, dass die zwei Zuchtverbände SAR und SCIV eine identische Anzahl an Prüfvölker gegenüber dem Jahr 2023 erstellt hatten. Detailliertere Angaben zu den Prüfergebnissen finden sich im Zuchtbericht 2024 respektive im dazugehörenden Anhang.

Gemäss der geltenden schweizerischen Tierzuchtverordnung standen zur Förderung der Honigbienenzucht 0,8% des gesamten Tierzuchtbudgets zur Verfügung. Für das Jahr 2024 entsprach dies CHF 263 030.– Die SAR erhielt für ihre Zuchtanstrengungen davon CHF 60 254.51, mellifera.ch CHF 85 584.79, die SCIV CHF 55 159. 84. Von den verbleibenden 62 030.86 CHF wurden CHF 8057.10 für die Zuchtwertberechnung aufgewendet und für die Fachstelle Zucht von apisuisse CHF 53 973. 76. Aufgrund von zeitaufwändigen Vorbereitungen im Zusammenhang mit der Tierzuchtverordnung 2026, musste der Anteil der Fachstelle Zucht im vergangenen Jahr von 15 auf 20,52 % erhöht werden.

Erhaltungsprojekte

Bei den vom Bund geförderten Erhaltungsprojekten geht es um den Erhalt der einheimischen Rassenvielfalt. Die Dunkle Biene Apis mellifera mellifera ist die einzige als heimisch geltende Schweizer Bienenrasse. Das BLW hat im Jahr 2024 das nachfolgend beschriebene Projekt finanziell unterstützt.

Optimierung der langfristigen züchter­ischen Entwicklung der Dunklen Honigbiene (2021 – 2024)

Um den Erhalt der Dunklen Biene in der Schweiz zu sichern, wurde mit diesem vom BLW unterstützten Projekt im Jahr 2021 gestartet. Ziel war es, in den vier Projektjahren eine instrumentelle Besamung in die Erhaltungszucht zu integrieren. Im Detail war geplant, der Hybridisierung, welche der Schweizer Population der Dunklen Biene aufgrund des Paarungsverhaltens der Königinnen und der hohen Bienendichte droht, entgegenzuwirken. Mittels gezielter Anpaarung sollte der Unsicherheitsfaktor durch die Vaterseite ausgeschlossen werden. Ein weiteres Ziel war die verbesserte und einfachere Zuchtplanung. Trotz Schwierigkeiten im Projektjahr 2022 konnten die Zielsetzungen im Jahr 2024 sowie die Gesamtzielsetzung des Projektes dank einem grossen Engagement der Projektleitung, der beteiligten Personen und Züchtenden erreicht werden. Das Projekt wurde im Jahr 2024 abgeschlossen. Eine detaillierte Auswertung steht noch aus.

Fachstelle Zucht

Die Fachstelle Zucht übernimmt die administrativen Belange der Zucht im Auftrag von apisuisse und ist organisatorisch bei der apiservice GmbH angegliedert. Sie dokumentiert in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Bienenforschung (ZBF) neue wissenschaftliche Entwicklungen im Bereich der Zucht zuhanden der Zuchtkommission apisuisse und erstellt Auswertungen über die Leistungsprüfungen und Zuchtwertschätzungen. Sie ist verantwortlich für die Jahresabrechnung der Zuchtförderbeiträge und koordiniert/ kontrolliert die Abrechnungen der Rassenzuchtorganisationen. Für das BLW ist sie Hauptansprechpartner in Fragen rund um die Bienenzucht und die TZV 2026.

Nach Möglichkeit unterstützt die Fachstelle die Aus- und Weiterbildung der Zuchtkursleitenden, pflegt den Austausch mit den Rassenzuchtorganisationen und unterrichtet zum Thema Zucht für die Ausbildung zum «Imker mit eidgenössischem Fachausweis».
Finanziert wird die Fachstelle Zucht für die rassenübergreifenden Aufgaben über einen prozentualen Anteil am Tierzuchtbudget Bienen und für Arbeiten in Zusammenhang mit Erhaltungsprojekten mit einem im Vorfeld mit mellifera.ch festgelegten Beitrag. Im Berichtsjahr weist die Fachstelle Zucht ein Minus von knapp CHF 1000 aus.

Ausblick

Zurzeit beschäftigen sich die Zuchtkommission, die Rassenzuchtorganisationen sowie weitere Akteure insbesondere mit Vorbereitungsarbeiten zur TZV 2026. Die anstehenden, bedeutenden Anpassungen der Tierzuchtverordnung, werden auch für Züchtende und Prüfende von Honigbienen grundlegende Veränderungen bedeuten. Dies beinhaltet auch eine generelle Überarbeitung der Zuchtreglemente sowie Anpassungen bei Zuchtbuchhaltung, Geldflüssen und unterstützungswürdigen züchterischen Aufgaben.

Den vollständigen Tätigkeitsbericht Zucht inklusive aller Zuchtwerte finden Sie auf www.bienen.ch/downloads/zucht/.

Belegstelle Melchtal (Foto: apiservice)

Dieser Artikel könnte
Ihnen auch noch gefallen