Die Waldhonigernte beginnt mit Zweige hochbiegen

06/24 | Wissenschaft und Praxis
Victoria Seeburger, Redaktion bienen&natur, Deutschland

Wer dunklen Honig will, muss in den Wald. Dort suchen Imker/-innen nach Läusen und finden die besten Wanderplätze.

Stellen Sie sich einmal vor, Sie spazieren durch den Wald. Das Dach aus Zweigen dämpft das Licht, es läuft sich weich auf dem mit Nadeln bedeckten Boden, und der Geruch von Harz und Erde wirkt beruhigend. Waldtrachtimker/-innen erleben dies während der ganzen Saison, wenn sie nach Läusen und deren Honigtau Ausschau halten. Warum ist es so wichtig, den Honigtau zu finden, wenn die Bienen ihn doch selbst finden und zu Waldhonig verarbeiten? Es gibt viele verschiedene Lausarten, und wer sie auseinanderhalten kann, weiss, was für eine Waldhonigsorte später zu erwarten ist. Je nachdem, wie viele Läuse Imker/-innen an einem Ort finden, schätzen sie den Honigertrag ein und wandern mit den Bienenvölkern an den geeigneten Ort. Nebenbei ernten sie nur gewünschte Waldhonige und vermeiden Zementhonig, indem sie bei Melezitoseläusen abwandern.

Waldtrachtimker/-innen beginnen mit der Laussuche, indem sie einzelne Zweige hochbiegen. Die Läuse leben versteckt auf der Unterseite von Fichten- und Tannenzweigen (Foto: Victoria Seeburger).

Wann gibt es Lecanienhonig?

Von April bis Juni überwachen Imker/-innen ihre Waldtrachtstandorte. Zu Beginn der Honigtausaison honigen die Lecanien, zu deutsch Quirlschildläuse (Physokermes): Sie sitzen in den vorderen Astgabeln der Zweige und geben dort Honigtau ab (Foto folgende Seite oben). Lecanien-Weibchen saugen den Siebröhrensaft der Fichten und ernähren damit die Nachkommen, die sich in ihren Körpern befinden. Die nicht benötigten Zucker scheiden sie als Honigtau wieder aus. In dieser Phase haben die Weibchen ihre Beine und Fühler bereits verloren und sitzen ortsfest am Zweig. Am Ende stirbt das Weibchen und wird nur noch Brutblase genannt. Die Nachkommen schlüpfen aus der Brutblase und überwintern als Larven (Foto links

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