Fast ein normales Honigjahr 2022 in der Schweiz 

11/2022 | Wissenschaft und Praxis
BRUNO REIHL, WILEN B. WOLLERAU (bruno.reihl@bienenschweiz.ch)

Im Gegensatz zum Jahr 2021 fällt die Honigernte 2022 erfreulich aus. Sowohl die Frühlingsernte wie auch die Sommerernte trugen schweizweit gleichermassen zu einem überdurchschnittlichen Honigertrag bei. Regional gab es allerdings Abstriche, die der Trockenheit im Sommer und lokalen Hagelgewittern geschuldet sind, dabei war die Alpensüdseite besonders betroffen.

Mit Sorge hatten die Schweizer Imkerinnen und Imker das Bienenjahr 2022 erwartet. Würde es wieder so eine schlechte Honigernte geben wie im letzten Jahr? Wie viel Kilogramm Futter müssen wir unseren Bienen geben, damit sie nicht verhungern? Werden wieder viele Jungvölker eingehen? Auch die finanziellen Folgen waren 2021 ein grosses Thema an den Höcks: Kein Honig bedeutet keine Einnahmen. 

Am Ende der Bienensaison 2022 können wir mit Erleichterung und dankbar feststellen, dass Petrus und der Heilige Ambrosius für ein gutes Bienenjahr gesorgt haben. Die Honigernte (Frühling wie Sommer) fiel überdurchschnittlich aus und die Brutableger haben sich prächtig entwickelt. Die jährliche Umfrage von BienenSchweiz zur Honigernte 2022 bestätigt diesen positiven Eindruck, auch wenn es regional und lokal Abstriche gibt, verursacht durch die Trockenheit, hohe Temperaturen und lokale Hagelzüge. 

Entscheidend für ein gutes Honig­jahr im Mittelland ist das Wetter im Frühjahr, speziell im Mai. Dann blühen die wichtigen Nektarlieferanten: Obstbäume, Sträucher und Wiesen­blumen. Das Klimabulletin von Meteo­Schweiz schreibt dazu: «Die Schweiz registrierte den zweitwärmsten Mai seit Messbeginn 1864. Lokal gab es eine rekordhohe Zahl von Sommertagen und neue Mai-Rekorde bei der Tagesmaximum-Temperatur. Die Niederschlagssummen blieben regional weit unterdurchschnittlich.» Das steht im krassen Gegensatz zum Wetter im Mai 2021, dem kältesten und nassesten Mai seit Messbeginn (siehe zur Honigumfrage 2021 SBZ 11 / 2021, S. 26–30). 

Bereits der Winter 2021 / 2022 war sehr mild gewesen, sodass die Bienen früh in die Brut gegangen sind oder gleich durchgebrütet haben. MeteoSchweiz schreibt: «Der Winter zeigte sich landesweit mild, regional sehr sonnig und im Süden sehr trocken. Auf der Alpensüdseite wurde lokal der zweitmildeste, der sonnigste und der zweittrockenste Winter seit Messbeginn verzeichnet. Im Verhältnis am mildesten präsentierte sich der Februar mit landesweit knapp 2 °C über der Norm von 1991−2020. In der ganzen Schweiz überaus sonnig war es im Januar und im Februar. Auf der Alpensüdseite blieb es zudem in allen drei Wintermonaten anhaltend niederschlagsarm.» 

Für unsere Bienen scheinen das gute Startbedingungen gewesen zu sein. Die schweizweiten Honigernten der letzten 13 Jahre werden in der Tabelle 1 für die ganze Schweiz zusammengefasst und daraus der langjährige Mittelwert bestimmt. Seit 2018 hat sich ein Zweijahresmuster etabliert, so wie es bereits in den Jahren 2011 bis und mit 2017 existierte. Immer im zweiten Jahr kommt auf der Alpennordseite der Wald- beziehungsweise Blatthonig hinzu und bringt die Gesamthonigmenge pro Bienenvolk im schweizweiten Durchschnitt über die 20 kg-Marke. Nach dem schlechten Honigjahr 2021 konnten wir mit diesem Muster heuer wieder mit einer Waldtracht rechnen. Damit wird der grosse Einbruch des letzten Jahres wieder ausgeglichen und der langjährige Jahresmittelwert der Honigerntemenge bleibt bei rund 20 kg pro Bienenvolk. 

An der Online-Umfrage von BienenSchweiz zur Honigernte 2022 haben 1258 Imkerinnen und Imker teilgenommen, das ist seit Jahren erstmals wieder ein Rückgang um 159 Personen oder 11 Prozent. Sie betreuten 1484 Bienenstände, ebenfalls ein Rückgang um 203 Stände oder 12 Prozent. Über die Gründe kann ich nur spekulieren. Vermutlich hat das extrem schlechte Honigjahr 2021 die Motivation gedrückt. Leider musste ich bei der Auswertung 32 Datensätze wegen Unvollständigkeit streichen. Der Frauenanteil an der Umfrage ist leicht gesunken: Imker betreuten 81 Prozent, Imkerinnen 19 Prozent der Bienenstände, eine Differenz von zwei Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Das Durchschnittsalter der Imkerinnen und Imker ist angestiegen, von 52 auf 54 Jahre bei den Imkerinnen und von 58 auf 59,5 Jahre bei den Imkern. Fast drei Viertel der Teilnehmer/-innen (73,5 Prozent) sind Mitglied von BienenSchweiz, 16,4 Prozent gehören dem Westschweizer Verband SAR an, weitere 6,3 Prozent sind Mitglied des Tessiner Verbandes FTA und 3,8 Prozent geben keine Mitgliedschaft an. Bei den Rückmeldungen der Teilnehmer/-innen kamen Fragen zu den Themen Frühlingshonig und Sommerhonig sowie Jungvolk und Wirtschaftvolk vermehrt vor. Wir handeln beide Themen in einem separaten Kästchen ab. 

Wie aus Grafik 1 ersichtlich, sind aus allen Kantonen und aus dem Fürstentum Liechtenstein Meldungen eingegangen, allerdings überall weniger. Zum Beispiel war allein im Kanton Bern (Vorjahr: 248) der Rückgang auf 214 massiv. In den Kantonen Zürich (Vorjahr: 132) und Aargau (Vorjahr: 124) nahmen die Zahlen der Teilnehmenden ebenfalls ab (121 und 108). Aus Basel-Stadt (6), Glarus 10), Nidwalden (6) und Obwalden (7), Schaffhausen (11) und dem Fürstentum Liechtenstein (11) kamen nur wenige Meldungen, sodass deren Auswertung eine grössere Unsicherheit aufweist. Das gilt besonders für Basel-Stadt und Nid- und Obwalden. 

Auch in dieser Umfrage haben wir nach der Qualitätskontrolle beziehungsweise dem Erstöffnungsschutz mit entsprechendem Label gefragt. Die Antworten sind aufschlussreich: 52,4 Prozent (Vorjahr: 53,4 Prozent) stammen von Goldsiegel-Imker/-innen mit Honig aus kontrollierter Produktion; 4,5 Prozent (4,4 Prozent) verwenden den Erstöffnungsschutz des Verbandes Schweizerischer Imkereifachgeschäfte (VSI); 4,1 Prozent (4,5  Prozent) sind BioSuisse zertifiziert; 2,1 Prozent (unverändert) verwenden das Suisse Garantie Label; 2,1 Prozent (0,5 Prozent) haben Bundes Bio.Demeter, alpina vera, Regional-Label und sonstige kommen auf 5,8 Prozent. Ein Drittel verwendet keinen Erstöffnungsschutz und unterliegt keiner Qualitätskontrolle. Schweizweit liegt der Anteil der Goldsiegelimker/-innen bei 24 Prozent, aber hier sind sie überproportional stark vertreten und bilden den Hauptanteil dieser Umfrage zur Honigernte. Dafür einen besonderen Dank den Goldsiegel­imkern und -imkerinnen.

Wetter im Frühjahr

Heuer war der Monat Mai sehr sonnig, warm und trocken. Dieser Wettercharakter hatte sich schon im Februar abgezeichnet, wie das Klima­bulletin von MeteoSchweiz ausführt. Die Temperaturen lagen in den Frühlingsmonaten 2–3 Grad über der langjährigen Norm. Die bekannten Wettersingularitäten, die Eisheiligen im Mai und die Schafskälte im Juni, fielen nur durch einen geringen Temperaturrückgang auf. Die von den Obstbauern gefürchteten Nachtfröste blieben aus, was auch unsere Bienen zu schätzen wussten. 

Für die Vegetation und insbesondere die Trachtpflanzen (Wiesenblumen, Sträucher und Obstbäume) waren das optimale Bedingungen. Davon haben auch unsere Bienen profitiert, die sich mehrheitlich zu sehr starken Völkern entwickelten und die rechtzeitig gegebenen Honigräume füllten. Eine ganz neue Erfahrung für mich persönlich war Mitte Mai das Aufsetzen einer vierten Zarge bei meinem Zander-Magazinstand. Beim Ernten des Frühlingshonigs Mitte Juni fand ich dann in der unteren Honigzarge goldgelben Blütenhonig vor, während sich in der später aufgesetzten zweiten Honigzarge die Beimischung von Blatthonig durch eine bräunliche Farbe bemerkbar machte. Natürlich müssen beide Honigzargen getrennt geschleudert und abgefüllt werden. Siehe dazu das nebenstehende Kästchen zu den Bezeichnungen Frühlingshonig und Sommerhonig. 

Die durchschnittlichen Frühlings­honigernten über die letzten fünf Jahre für alle Kantone und das Fürstentum Liechtenstein zeigt die Grafik 2. In allen Kantonen und dem Fürstentum Liechtenstein fällt die Honigernte im Vergleich zum schlechten Vorjahr 2021 erfreulich aus (im Wallis wird praktisch nie Frühlingshonig geerntet). Die Frühlingsernte 2022 hat sich also vom Totalausfall des Vorjahres in den Kantonen BS, NW, UR und ZG und den Minimalmengen in AI, AR, BL, GL, TI und VS sowie dem Fürstentum Liechtenstein markant erholt und erreicht wieder die langjährigen kantonalen Durchschnittswerte.

Wetter im Sommer

Hier schreibt das Klimabulletin von MeteoSchweiz (Auszug): «Die Schweiz blickt auf den zweitwärmsten Sommer seit dem Messbeginn im Jahre 1864 zurück. Er brachte drei ausgeprägte Hitzeperioden. Die Hitze setzte im Juni ungewöhnlich früh ein und erfasste auch die Monate Juli und August. Zur Hitze gesellte sich über längere Zeit ein massiver Regenmangel. Der wenige Regen liess Platz für viel Sonnenschein, was gebietsweise zum sonnigsten Sommer seit Messbeginn führte. 

Die Hitzeperiode im Juli, die besonders stark die West- und Südschweiz betraf, war aussergewöhnlich, was ihre Dauer vom 14. bis zum 26. Juli betraf. Damit gehörte sie zu den längsten Hitzeperioden, die in der Schweiz je gemessen wurden. Lugano und Genf registrierten die zweitheisseste 14-Tagesperiode seit dem Messbeginn 1864. Eine vergleichbare anhaltende Hitze gab es bisher nur im Juli 2015 und im August 2003.» 

Trotz der Hitze haben unsere Bienen fleissig Nektar und Honigtau gesammelt, wenn nicht ein schweres Hagelgewitter die Trachtquellen zerstört hat und damit die Saison lokal beendet wurde. Die Grafik 3 zeigt die durchschnittliche Sommerhonigernte 2022 für alle Kantone und das Fürstentum Liechtenstein. Wieder erkennen wir in fast allen Kantonen (Ausnahmen: BS, GR, NE und TI) mehr oder weniger ausgeprägt das Zweijahresmuster der Honigtau-Tracht, was mit der Populationsdynamik der Honigtau-Erzeuger, den Lachniden, zusammenhängt. 

Das Tessin lieferte in den Vorjahren jeweils Rekordmengen an Sommerhonig und rettete damit im extrem schlechten Jahr 2021 die Honigliebhaber in der ganzen Schweiz. Heuer ist die Erntemenge dort etwas zurückgefallen. Dafür gibt es zwei Gründe: Der klassische Sommerhonig des Tessins und der Bündner Südtäler basiert nicht auf einer Honigtau-Tracht wie auf der Alpennordseite, sondern ist Blütenhonig der Edelkastanien- und Lindenwälder. Wenn es zu trocken ist wie in diesem Jahr, versiegt der Nektarfluss in den Blüten. Dann kamen in diesem Jahr schwere Hagelunwetter hinzu, die sich nach den extrem heissen Sommertagen lokal entluden. Das Foto zeigt ein Beispiel aus Buseno (GR) am 29. Juni 2022. Danach war die Tracht dort zerstört. 

Die Gesamthonigmengen 2022 für alle Kantone und das Fürstentum Liechtenstein zeigt die Grafik 4. Die durchschnittlichen Gesamthonigmengen erreichen den Mittelwert der letzten Jahre und setzen sich ungefähr zu gleichen Teilen aus Frühlings- und Sommerhonig zusammen. Die Ausnahme ist hier das Wallis, wo die Sommerernte die Gesamthonigmenge bestimmt. Es fällt auf, dass nicht wie sonst in den guten Honigjahren die nördlichen Grenzkantone Neuenburg, Basel-Stadt und Schaffhausen die grössten Honigmengen erzeugen konnten, sondern heuer dominieren die Kantone der Romandie: Freiburg, Waadt und Jura mit Abstand, obwohl hier die Hitzewellen am ausgeprägtesten waren. 

Die Imker/-innen haben in der Umfrage ihren prozentualen Waldhoniganteil im Sommerhonig geschätzt. Das wird in der Grafik 5 im Vergleich der letzten fünf Jahre (2018–2022) dargestellt. Die gute Sommerhonigernte korreliert mit einem höheren Waldhoniganteil. Er ist im Jahr 2022 im Jurabogen und in den Mittellandkantonen (AG, BE, FR, JU, SO, TG, VD, ZG und ZH) mit über 40 Prozent auf dem zweithöchsten Stand der letzten fünf Jahre. Entsprechend ist dort auch die Sommerhonigmenge hoch. 

Einfluss der Höhenlage 

Im schlechten Honigjahr 2021 gab es mehr Honig oberhalb von 1000 m ü. M. als im Mittelland. Jetzt haben wir wieder eine normale Situation, das heisst, im Mittelland gibt es viel mehr Honig als in der Höhe. 

Berücksichtigt man die besondere klimatische Lage des Tessins und entfernt seine Werte bei der Rubrik «Tiefe Lagen», so sanken dort in den vergangenen Jahren die durchschnittlichen Honigerntemengen. Dieses Jahr ist das nicht der Fall: Die Mengen steigen bei der Frühlingshonigernte und bleiben bei der Gesamternte gleich. Auch das ist ein Hinweis dafür, dass das Tessin und die Bündner Südtäler dieses Jahr mit ähnlichen Wetterphänomenen zu kämpfen hatten wie die Imker/-innen auf der Alpennordseite, nämlich grosse Trockenheit und grosse Hitze mit lokalen Hagelunwettern. 

Gesamthonigernte

Die Gesamthonigerntemengen der letzten fünf Jahre (2018 bis 2022) zeigt die Grafik 6. Die orangen Balkenanteile spiegeln das schlechte Honigjahr 2021 wider. Die neuen blauen Balkenanteile repräsentieren die Honigerntemengen aus diesem Jahr. Für alle Kantone und das Fürstentum Liechtenstein sind sie wieder erfreulich gross. Die Grenzkantone Basel-Stadt, Genf, Jura, Schaffhausen, Neuenburg und führend das Tessin ragen besonders heraus. Die beiden Appenzell, das Fürstentum Liechtenstein und die Zentralschweizer Kantone bilden hier den Schluss der Rangliste. 

Die geografische Verteilung der Honigerntemengen in der Schweiz im Jahr 2022 wird in der Grafik 7 dargestellt. Die Kantone und das Fürstentum Liechtenstein sind in vier Kategorien eingeteilt und entsprechend eingefärbt: 12–18 kg pro Volk (gelb), 18–22 kg pro Volk (orange), 22–30 kg pro Volk (blau) und mehr als 30 kg pro Volk (grün). Auffallend ist heuer das West-Ost-Gefälle im Gegensatz zu früheren Jahren, in denen wir meist ein Nord-Süd-Gefälle hatten. Dieses Jahr dominieren die Westschweizer Kantone Freiburg, Waadt und Jura, während die östlichen Kantone am Ende der Rangliste liegen. Das Tessin liegt im Mittelfeld, was im Vergleich zu früher eher ungewöhnlich ist. Diese Beobachtung korreliert mit den Hitzewellen, die im Westen ausgeprägter waren. 

Insgesamt brachte das Honigjahr 2022 eine gute und überdurchschnittliche Honigernte auf der Alpennordseite. Auf der Alpensüdseite war die Honigernte auch gut, aber unterdurchschnittlich. Somit kann man 2022 als ein fast normales Honigjahr bezeichnen.

Dank

Zum Schluss möchte ich allen Imker­innen und Imkern, die an dieser Honig­umfrage 2022 teilgenommen haben, herzlich danken. Nur ihre sorgfältigen Angaben ermöglichen eine seriöse Auswertung. Für nächstes Jahr wünsche ich mir wieder eine Steigerung der Teilnehmerzahlen. Samuel Rohner und Nino Zubler von der Geschäftsstelle BienenSchweiz in Appenzell haben mit grossem Engagement die Fragen aufbereitet und verschickt sowie die Rückmeldungen gesammelt. Herzlichen Dank dafür!

Tabelle 1:  

ErntejahrFrühlingsernteSommerernteGesamternte
20105,3 kg15,8 kg21,1 kg
201114,4 kg14,7 kg29,1 kg
20125,5 kg8,5 kg14,0 kg
20134,5 kg18,3 kg22,8 kg
20146,7 kg7,5 kg14,2 kg
20158,1 kg19,1 kg27,2 kg
20167,8 kg6,2 kg14,0 kg
20177,6 kg18,4 kg26,0 kg
201810,7 kg12,5 kg23,2 kg
20193,5 kg9,5 kg13,0 kg
202011,2 kg18,7 kg29,9 kg
20211,9 kg5,3 kg7,2 kg
202212,4 kg11,5 kg23,9 kg
Durchschnitt 2010–20227,7 kg12,7 kg20,4 kg
Die durchschnittlichen Honigernten der Jahre 2010 bis 2022 in kg pro Volk. 

Guete Rat 

I der Nacht, wänn’s Chindli schreit, 
Und die ehlich Rueh verheit 
Schimpft de Ma sich ganz i d’Wuet, 
Und das ist für niemer guet. 

Bylihungg i d’Chammer g’nah, 
Und e chli an Nüggi t’ta 
Ist für’s Chind en Hochgenuss 
Und dänn git’s e kei Verdruss. 

Wie hat dein Kindlein Wangen bleich, 
Und schwache, dünne Hände! 
Wie sieht es aus so schmerzensreich, 
Es stirbt dir noch am Ende! 

Wie ist mein Kind so frisch und rund 
Mit rosenrotem Munde! 
Durch Honig wird es so gesund, 
Den es bekommt zu jeder Stunde. 

(Schweizer Honigwerbeplakat um 1930,  
Autor unbekannt) 

Wirtschaftsvolk und Jungvolk in der Imkerei 

Als Wirtschaftsvolk bezeichnen wir Imker/-innen ein Bienenvolk, das mindestens ein Jahr alt ist und somit mindestens einmal erfolgreich überwintert hat. Seine Entwicklung im Frühjahr ist stark genug, sodass es ausreichend Tracht eintragen kann, um Honigreserven anzulegen, die wir ernten können. Ein Wirtschaftsvolk wird auch als Altvolk bezeichnet. 

Das Gegenstück zum Wirtschaftsvolk ist das Jungvolk. So bezeichnen wir ein Volk, das in der laufenden Saison entstanden ist, zum Beispiel als Brutableger, Naturschwarm oder Kunstschwarm. Es erreicht normalerweise nicht die Grösse, um viele Honigreserven anzulegen, die wir ernten könnten, ohne dem Jungvolk zu schaden. Im Gegenteil, meist muss es gefüttert werden. In guten Trachtjahren kann es allerdings vorkommen, dass zum Beispiel grosse Schwärme durchaus den Honigraum füllen, der dann Ende Juli abgeräumt werden kann. Aber im Regelfall liefert dieses Volk erst im folgenden Jahr nach erfolgreicher Überwinterung Honig, wenn es zu einem starken Wirtschaftsvolk herangewachsen ist. 

In der Honigumfrage berücksichtigen wir nur die Honigerntemengen der Wirtschaftsvölker auf einem Stand, um die Erntemenge in kg pro Volk zu bestimmen. 

Frühlingshonig und Sommerhonig 

Laut der Verordnung des EDI über Lebensmittel tierischer Herkunft (VLtH) sind gültige Bezeichnungen für Honig: Blütenhonig, Honigtauhonig, Tropfhonig, Schleuderhonig oder Presshonig. Zusätzlich kann eine Sortenhonig-Bezeichnung erfolgen, wenn dafür die sortenspezifischen Voraussetzungen erfüllt sind. 

Die kantonalen Lebensmittelinspektorate tolerieren aber auch die Bezeichnungen «Frühlingshonig» und «Sommerhonig» als Vereinfachungen für «Bienenhonig (Frühlingsernte)» und «Bienenhonig (Sommerernte)». Für uns Imker/-innen hat das den Vorteil, dass wir zum Beispiel Blütenhonig mit Beimischung von Blatthonig einfach als «Frühlingshonig» deklarieren können, wenn er vor dem 21. Juni geerntet wurde, denn reiner Blütenhonig ist das nicht mehr. Dasselbe gilt für die Honigernte beim Abräumen Ende Juli: Er ist oft sehr dunkel wegen des hohen Anteils von Waldhonig, aber erreicht nicht die für Waldhonig vorgeschriebene elektrische Leitfähigkeit von mindestens 0,8 mS / cm (mS = Millisievert). Mit der Bezeichnung «Sommerhonig» befreien wir uns auch aus diesem Dilemma. 

HöhenstufeHöhenbereich [m ü. M.]Mittelwert Frühlingsernte 2022 [kg]Höhenbereich
Sommerernte 2022 [kg]
Mittelwert Jahresernte 2022 [kg]
Alpin1000 bis 20005.913.619.5
Voralpin500 bis 99912.711.223.9
Tiefe Lagen50 bis 49914.111.525.6
Tiefe Lagen ohne Tessin50 bis 49914.710.925.6
Die durchschnittlichen Honigernten 2022 gemittelt auf drei Höhenstufen der Schweiz. 

Preisgewinner/-innen der Honigumfrage 2022

Unter den Teilnehmer/-innen wurde  
je eine Kiste Honigglasdeckel oder alternativ ein 200-Franken-Gutschein für den BienenSchweiz-Shop ausgelost. Die Gewinner/-innen sind: 

  • Herr Adrian Scherler, BienenSchweiz, Sektion 205 Bern Mittelland 
  • Herr Urs Bräker, BienenSchweiz, Sektion 102 Uster  
  • Hans-Rudolf Maurer, BienenSchweiz, Sektion 1913 Suhrental AG 
  • Herr Roland Muller, SAR, Section SAR Alpes 
  • Frau Veronica Branca Mase, Sezione FTA 

Bild- und Grafiklegenden: 

Grafik 1:  
Die Anzahl der Teilnehmer/-innen pro Kanton / Fürstentum Liechtenstein im Jahre 2022. 
 Grafik 2: Die Frühlingsernte 2022 hat sich vom Totalausfall des Vorjahres in den Kantonen BS, NW, UR und ZG und den Minimalmengen in AI, AR, BL, GL, TI und VS sowie dem Fürstentum Liechtenstein markant erholt und erreicht wieder die langjährigen Durchschnittswerte. 
Grafik 3: Die Sommerernte 2022 zeigt in fast allen Kantonen (Ausnahmen: BS, GR, NE und TI) mehr oder weniger ausgeprägt ein Zweijahresmuster. Das Tessin lieferte in den Vorjahren jeweils Rekordmengen an Sommerhonig und rettete im extrem schlechten Jahr 2021 die Honigliebhaber in der ganzen Schweiz. Heuer ist die Erntemenge etwas zurückgefallen. 
Grafik 4: Die durchschnittlichen Gesamthonigmengen 2022 erreichen den Durchschnitt der letzten Jahre und setzen sich ungefähr zu gleichen Teilen aus Frühlings- und Sommerhonig zusammen. Ausnahme ist hier das Wallis, wo die Sommerernte die Gesamthonigmenge bestimmt. 
Grafik 5: Der geschätzte Waldhoniganteil im Jahr 2022 ist im Jurabogen und in den Mittellandkantonen (AG, BE, FR, JU, SO, TG, VD, ZG und ZH) mit über 40 % auf dem zweithöchsten Stand der letzten fünf Jahre. Entsprechend ist dort auch die Sommerhonigmenge hoch. 
Grafik 6: Bei der Gesamthonigmenge der letzten fünf Jahre ragen die Grenzkantone Basel-Stadt, Genf, Jura, Schaffhausen, Neuenburg und führend das Tessin heraus. Die beiden Appenzell, das Fürstentum Liechtenstein und die Zentral­schweizer Kantone bilden den Schluss der Rangliste. 
 
Grafik 7:  
Die durchschnittliche Gesamthonig­ernte nach Kantonen / FL und ihre geografische Verteilung. 

GRAFIKEN: BRUNO REIHL 

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