Eine der Frühlingsblumen, auf die ich mich jedes Jahr speziell freue, ist das Frühlings-Fingerkraut (Potentilla verna). Die niedrige Polsterpflanze, die uns bald knallgelb von Mauern, Trockenwiesen und Wegrändern entgegenleuchtet, mag klein und sonst eher unauffällig sein – genau wie die Insekten, die sich darauf tummeln. Aber von Fingerkräutern ernährt sich eine beeindruckende Artenvielfalt, die ein genaueres Hinschauen verdient oder zumindest eine Förderung.
Fingerkräuter (Potentilla) eignen sich perfekt für zwei Sorten von Menschen: Jene, die leidenschaftlich gern durch Lupen und Mikroskope blicken, weil sie alles ganz genau wissen wollen. Und jene, die sich auch über Vielfalt freuen, die sie selbst nicht sehen können. Ich selbst zähle mich zur zweiten Sorte. Ich habe nie die Geduld aufgebracht, die rund vierzig teils sehr schwer unterscheidbaren heimischen Fingerkraut-Arten bestimmen zu lernen. Und auch die vielen Wildbienen, die sie anfliegen, vermag ich höchstens auf Gattungsebene auseinanderzuhalten. Aber einige Fingerkräuter erkennt man auf den ersten Blick. Und jene, die für uns schwierig zu trennen sind, scheinen auch die Wildbienen kaum zu unterscheiden. So lässt sich auch ohne Detailwissen eine grosse Bienenfauna fördern, und auf mageren Böden profitieren sogar Schmetterlinge mit.

Spielerische Formenvielfalt
Der Grundbauplan der Fingerkräuter ist schnell erzählt: Niedriger, meist krautiger Wuchs über der Erde und ein Netz aus langlebigen, gerb- und farbstoffreichen Rhizomen unter der Erde. In fünf Finger geteilte Blätter, die den Fingerkräutern ihren Namen geben. Kleine,