Die uralte Methode der Mondscheinpaarung kommt wieder in Mode und liefert erfolgversprechende Resultate.
Der Flaschenhals des genetischen Fortschritts in der Bienenzucht ist fast immer die Paarungskontrolle. Da natürliche Begattungen nur im Flug, in grosser Höhe und – zumindest in Landschaften mit Höhenrelief – an zentralen «Drohnensammelplätzen» stattfinden, gelingt eine gezielte Zuchtauswahl auf der männlichen Seite nur durch besondere Massnahmen. Die beiden etablierten Verfahren dazu, die Verwendung von isolierten Belegstellen und die künstliche Besamung, funktionieren gut, haben aber beide ihre Nachteile: Die Anzahl an geeigneten Örtlichkeiten für die Einrichtung von Belegstellen ist begrenzt und auf jeder Belegstelle kann in der Regel nur Vatermaterial einer einzigen Herkunft eingesetzt werden. Die künstliche Besamung erfordert besondere technische Fähigkeiten, die nicht jedem zu Gebote stehen. Daher verwundert es nicht, dass schon seit Langem nach weiteren Verfahren der Paarungskontrolle gesucht wird.
Ein langes Schattendasein
Ein sehr alter Ansatz von genialer Einfachheit ist die zu verpaarenden Königinnen und Drohnen erst nach Ende der natürlichen Begattungsflüge, also am späten Nachmittag, freizusetzen. Diese Methode ist schon mindestens seit den 1930er-Jahren bekannt, und in Abwandlungen als «Köhler’sches Verfahren», «Mondscheinpaarung», «Horner Method» oder «Delayed Flight Time Method» beschrieben. Wesentlicher Vorteil dieses Ansatzes ist, dass er auch bei Anwesenheit fremder Bienenvölker in der Umgebung angewendet werden kann. Obwohl von vielen Praktikern immer wieder erprobt, führte die Methode lange ein Schattendasein. Hauptgrund dafür war wohl, dass der Aufwand bis jetzt recht hoch war. Um die Begattungsvölkchen während der natürlichen Paarungszeiten ruhig zu halten, wurden sie in abgedunkelte, kühle Räume wie Keller oder auch Kühlcontainer gebracht, von wo sie jeden Nachmittag zur genau bestimmten Stunde wieder herausgeholt werden mussten. Ein weiteres Verbreitungshindernis der Methode war aber sicher auch, dass es kaum belastbare Daten zur erzielbaren Paarungsreinheit gab.
Beides hat sich inzwischen geändert. Schon 2010 veröffentlichte eine australische Gruppe eine molekulargenetische Validierungsstudie, die zu dem Schluss kam, dass