Ätherische Öle und andere Hilfsmittel unterstützen uns in vielen Lebensbereichen. Sie sind sympathisch und erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Diese Substanzen reichern sich jedoch im Wachs an. Deshalb ist in der Imkerei Vorsicht geboten.
Die Zunahme von Anfragen veranlasste die Honigkommission erneut der Frage nachzugehen, inwieweit fettlösliche Substanzen, wie ätherische Öle, als Rückstände im Wachs verbleiben. Schon seit Jahren wird untersucht, welche negative Wirkung fettlösliche Rückstände auf Futtersaft und somit auf Larven und Bienen haben können. Die Honigernte kann ebenfalls betroffen sein.
Behandlungsmittel
In der Schweiz waren viele Behandlungsmittel zugelassen, die noch über Jahrzehnte hinaus den Wachskreislauf verunreinigen und nachweisbar sind. Viele fettlösliche Substanzen werden durch Einschmelzen und Reinigung im Wachs nicht abgebaut, sondern nur durch Zugabe von unbelastetem Neuwachs verdünnt.1 Während Coumaphos oder Flumethrin äusserst schädlich auf die Brut und die Bienen wirken,2,3 ist Thymol als natürlich vorkommende Substanz deutlich weniger problematisch und kann sich aus den Mittelwänden verflüchtigen. Organische Säuren wie Ameisensäure oder Oxalsäure sind wasserlösliche Substanzen und können sich im Wachs4 nicht anreichern. Sie stellen kein Problem für den Honig dar, wenn sie richtig eingesetzt werden.5
Ätherische Öle
Wie das Wachsmonitoring des Zentrums für Bienenforschung (ZBF, Agroscope) anhand der Behandlungsmittel deutlich aufzeigte, verbleiben fettlösliche Substanzen über Jahrzehnte im Wachskreislauf. Diese Gefahr besteht auch bei fettlöslichen Produkten aus «Smoker»-Alternativen, die mit Dampf funktionieren und bei denen die Zusammensetzung der ätherischen Öle unbekannt ist. Dadurch können sie über die Zellwand in Futtersaft und Honig gelangen. In der Liste der empfohlenen Imkereipräparate sind Alkohol, ätherische Öle und Abwehrsprays deshalb als «nicht empfohlen» eingestuft (Tabelle hier). Das Goldsiegel geht einen Schritt weiter und verbietet deren Verwendung gänzlich.
Eine Ausnahme bildet Thymol. Dies ist eine Einzelsubstanz, welche bezüglich Wirkung auf Bienen und Rückstände im Wachs und Honig gut untersucht ist. Falls Thymol-haltige Produkte richtig eingesetzt werden, stellen solche Rückstandsmengen kein Problem für Bienen und Honig dar.
Effektive Mikroorganismen EM
Die Zugabe von Milchsäurebakterien ist zunehmend verbreitet, in der Hoffnung, die Volkshygiene und Volksgesundheit zu unterstützen. Auf der Grundlage des derzeitigen Wissens sind keine schädlichen direkten Auswirkungen von EM bekannt. Allerdings muss bedacht werden, dass ein Bienenvolk natürlicherweise bereits von einem vielfältigen und komplexen Netz von Mikroben (Mikrobiom)* umgeben ist. Eine ständige Zugabe von Mikroorganismen von aussen kann diese Balance aus dem Lot bringen (Disbiosis). Bei einer zu häufigen Zugabe könnte das Gleichgewicht des Mikrobioms in Zusammensetzung und Menge im Volk aus den Fugen geraten und somit negativ beeinflusst werden.6
Fazit
Die Verwendung von ätherischen Ölen und anderen Hilfsmitteln ist in unserem Leben überall dort sinnvoll, wo sie nicht in Berührung mit Wachs, Honig oder Futtersaft kommen. Viele Imkerinnen und Imker berichten von der positiven Wirkung, beispielsweise bei Erkältungen. Gerade aber wenn die inhaltliche Zusammensetzung nicht bekannt ist, verwenden wir «die Katze im Sack» und sollten sie nicht im Bienenvolk einsetzen – wie bei allen Wundermitteln in der imkerlichen Praxis. Mit gemeinsamen Anstrengungen schaffen wir es, den Wachskreislauf in der Schweiz auf qualitativ gutem Niveau zu halten. Wir sollten uns bemühen, dies so zu erhalten, indem wir keine nicht zwingend nötigen Substanzen ins Bienenvolk bringen.
Wir wissen immer, was wir tun und welche Wirkung wir damit erzielen wollen.
*Mikrobiome = Alle Mikroorganismen, die mit dem Wirt verbunden sind, egal ob als Symbiont (positiv) oder als Parasit.

Literatur
- Kast, C.; Kilchenmann, V.; Charrière, J. (2021) Long-term monitoring of lipophilic acaricide residues in commercial Swiss beeswax. Pest Management Science 77(9): 4026–4033 (https://doi.org/10.1002/ps.6427).
- Kast, C.; Droz, B.; Kilchenmann, V. (2023) Toxicity of Coumaphos Residues in Beeswax Foundation to the Honey Bee Brood. Environmental Toxicology and Chemistry (https://doi.org/10.1002/etc.5645).
- Liu, C.; Wu, X.; Yang, H.; Yu, L.; Zhang, Y. (2022) Effects of larval exposure to the insecticide flumethrin on the development of honeybee (Apis mellifera) workers. Frontiers in Physiology 13. (https://doi.org/10.3389/fphys.2022.1054769).
- Pohl, F. (2019) Handbuch Bienenkrankheiten. Kosmos Verlag. ISBN 978-3-440-15609-4.
- Bogdanov, S.; Charrière, J.-D.; Imdorf, A.; Kilchenmann, V.; Fluri, P. (2002) Determination of residues in honey after treatments with formic and oxalic acid under field conditions. Apidologie 33(4): 399–409 (https://doi.org/10.1051/apido:2002029)
- Schmidt, K.; Engel, P. (2016) Probiotic treatment with a gut symbiont leads to parasite susceptibility in honey bees. Trends in Parasitology 32(12): 914–916. (doi: 10.1016/j.pt.2016.09.005).
* Mikrobiome = Alle Mikroorganismen, die mit dem Wirt verbunden sind, egal ob als Symbiont (positiv) oder als Parasit.