Sechs ist nicht immer Trumpf

10/25 | Natur und Wildbienen
Agnes Przewozny, Berlin (Deutschland) (gruenes.lektorat@posteo.de)


Obwohl die Evolution Honigbienen und soziale Wespen schon vor 179 Millionen Jahren trennte, entwickelten beide die gleiche Lösung für ein spezielles Wabenbauproblem.


Fotos: Michael L. Smith

Honigbienen der Gattung Apis und soziale Faltenwespen der Gattung Vespula bauen Waben, die aus sehr regelmässigen sechseckigen Zellen bestehen. Das nutzt den Raum optimal, spart Material und Energie und ist so stabil, dass sich der Mensch das schon lange zum Vorbild nimmt. An manchen Stellen, dort wo unterschiedlich grosse Zellen aufeinandertreffen, wird der Wabenbau aber scheinbar unordentlich. Ob die Arbeiterinnen hier wirklich einfach irgendwie und plötzlich regellos beliebig geformte Zellen bauen, schien Michael L. Smith, Biologe und Leiter des Smith Bee Lab an der Universität von Auburn in Alabama / USA, sehr fraglich: «Man sieht das und weiss, sie müssen das irgendwie zusammenbringen und weder Material noch Zeit sind unbegrenzt da. Sie müssen also irgendwie optimieren.»

Michael L. Smith forscht zu Nestarchitektur und Organisation von Kolonien bei sozialen Insekten. Michael L. Smith
Michael L. Smith forscht zu Nestarchitektur und Organisation von Kolonien bei sozialen Insekten. (Foto: Michael L. Smith)

Zwar bauen Bienen doppelseitige, senkrecht hängende Wachswaben, während Wespen einseitige, waagrecht hängende Waben aus Papier errichten, dennoch haben beide dabei eine ähnliche Aufgabe zu lösen, da nicht alle Tiere im Volk gleich gross sind. Beide müssen auf derselben Wabe kleine Zellen für die Arbeiterinnen und grössere Zellen für reproduktive Tiere – Drohnen bei den Honigbienen und Königinnen bei den Wespen – bauen. Für den Übergang zwischen grossen und kleinen Zellen brauchen sie irgendeine Lösung. «Es gibt so viele Unterschiede zwischen beiden, aber eines haben sie gemeinsam, sie müssen manchmal Sechseckzellen mit mehr oder weniger starken Grössenunterschieden auf derselben Wabe zusammenfügen und dafür einen Übergang finden», erklärt Michael L. Smith, der zusammen mit zwei Informatikern schon 2021 herausgefunden hat, wie Honigbienen das schaffen. «Wenn trotz 179

Jetzt alle Artikel lesen

Abonnieren Sie jetzt „ Die Schweizerische Bienenzeitung“ und erhalten sie Zugriff auf all unsere Artikel und Literatur rund um das Thema Bienen und Imkerei.

Dieser Artikel könnte
Ihnen auch noch gefallen

Wissenschaft und Praxis | 10/22
1 Minute
Bis zu 40 mg Blütenpollen, und damit die Hälfte ihres Leergewichtes, bringt eine Honigbiene…
Wissenschaft und Praxis | 03/25
10 Minuten
Honigbienen orientieren sich über ein kartenähnliches Landschaftsgedächtnis, das auch beim Schwänzeltanz eine Rolle…