Im Herbst sind nicht mehr viele Bienenarten unterwegs. Aber für jene, die noch fliegen, sind Spätblüher sehr wichtig. Späte Sommer- und Herbst-Astern können hier einen wichtigen Beitrag leisten – aber je nachdem auch einiges an Schaden anrichten. Wie Sie späten Bienen mit Astern ungetrübt Freude bereiten können, erfahren Sie hier.
Astern begeistern Gärtner/-innen, die sonst fast nichts gemeinsam haben: In traditionellen Bauern- und Klostergärten sind sie ebenso ein Fixum wie in Schlossgärten, und in wilden Naturgärten werden sie ebenso gerne eingesetzt wie in modernistischen, streng gestalteten Technokratengärten. Die unzähligen Arten und Zuchtsorten mit ihrer Farben-, Saison- und Formenvielfalt lassen so manches Gärtnerherz höherschlagen – bis hin zum Punkt, an dem ein gestandener Naturgärtner invasive Arten verteidigt.
Halt, Moment … Invasive Astern? Viele werden sich jetzt zwei Dinge denken: «Habe ich noch nie gesehen» und «Wäre doch schön, wenn es bei uns mehr Astern gäbe!» Und Sie haben mit beidem recht. Viele von uns haben noch nie invasive Astern gesehen – aber nicht, weil es sie nicht gäbe. Bei uns steht die Gruppe der Neubelgischen Astern (Aster novi-belgii-Aggregat) auf der Liste der invasiven Arten, weil sie mit ihren Ausläufern dichte Bestände bilden und andere Pflanzen verdrängen kann. Auch die Neuenglische Aster (A. novae-angliae) verwildert hie und da, aber nicht im selben problematischen Ausmass. Die Lebensräume, in denen diese Astern sich problematisch ausbreiten, sind Feuchtwiesen, flache Uferzonen und feuchte Ruderalflächen. Alles bedrohte Lebensräume, die nicht mehr überall anzutreffen sind und die meist als Naturschutzgebiete gepflegt werden. Das erklärt auch, warum uns in der Schweiz kaum je ein riesiger Asternbestand den Spazierweg zuwuchert: Die Neubelgischen Astern werden von unzähligen Naturschutzvereinen eingedämmt.
Auch mit dem anderen Gedanken haben Sie recht: Es sollte bei uns wirklich mehr Astern geben. Herbst-Astern sind hervorragende Tankstellen für Honigbienen und Hummeln; mit Nektarwert 3 und Pollenwert 3 bieten praktisch alle Herbst-Astern viel Energie in einer blütenarmen Zeit. Auch spät fliegende Schmetterlinge wie der Kleine Feuerfalter (Lycaena phlaeas), der Postillon (Colias crocea) und der Himmelblaue Bläuling (Lysandra bellargus) oder wandernde Schwebfliegen auf ihrem Herbstzug nach Süden profitieren von Astern. Und der Astern-Mönch (Cucullia asteris), ein seltener Nachtfalter mit hübsch gestreiften Raupen, zeigt sich auch ab und zu in Gärten und scheint bei der Eiablage keinen grossen Unterschied zwischen einheimischen Astern und Gartensorten zu machen.
Welche Astern verwildern?
Welche Astern verwildern?Die Gruppe der Neubelgischen Astern wird vom Bund als invasiv eingestuft. Sowohl Info Flora, die «Vogelwarte für Pflanzen», als auch wir von Floreta raten davon ab, sie zu pflanzen. Zu dieser Gruppe gehören die Neubelgische Aster (Aster novi-belgii), die Lanzettblättrige Aster (A. lanceolatus), Tradescants Aster (A. parviflorus), die Weiden-Aster (A. x salignus) und die Gescheckte Aster (A. x versicolor).Die Neuenglische Aster (Aster novae-angliae) verwildert an denselben Orten, bildet aber keine Ausläufer, was sie bisher deutlich weniger problematisch werden lässt. Durch die Klimaerwärmung könnte sich aber die Überlebensrate ihrer Samen bald deutlich erhöhen – hier ist Vorsicht angebracht.
Wählerischer sind die späten Wildbienen: Sie nutzen die meisten Astern zwar gelegentlich als Nektarquelle, aber nur selten zum Pollensammeln. Die einzige Herbst-Aster, die sehr gut von Wildbienen besucht wird, ist die einheimische, auf magere Trockenstandorte spezialisierte Gold-Aster (Aster
linosyris), die mit ihren einfarbig gelben Blütendolden eher dem Rainfarn (Tanacetum vulgare) gleicht als anderen Astern. Entsprechend wird sie auch von der oligolektischen Rainfarn-Seidenbiene (Colletes similis) angeflogen, zudem von mehreren Schmal- und Furchenbienen (Lasioglossum, Halictus). An Wärmestandorten in Deutschland beherbergt die Gold-Aster mit der Goldaster-Seidenbiene (Colletes collaris) sogar eine Pollenspezialistin. In der Schweiz wurde diese mediterrane Art leider schon länger nicht mehr festgestellt, aber mit einer verstärkten Renaturierung der Trockenwiesen könnte sie hierher zurückkehren.
Das wirft die Wildbienenfreundin, die Astern liebt, in ein kleines Dilemma: Gerade jene Herbst-Aster, der die hübschen Zungenblüten fehlen, ist bei den Wildbienen der Renner, während die schönen bunten Gartenformen links liegen gelassen werden. Die Lösung ist einfach: Sie pflanzen die Gold-Aster an einem Ort, wo es ihr gefällt, zum Beispiel in ein sonniges Magerbeet, auf eine Mauerkrone oder in einen grossen Topf auf einem sonnigen Balkon. Und zusätzlich, anderswo im Garten, setzen Sie andere Astern ein. Im Bewusstsein, dass sie vor allem fürs Auge und für die Honigbienen da sind und eher weniger für die Biodiversität. Zu kaufen gibt es Gold-Astern häufig nur in spezialisierten Wildstauden-Gärtnereien (z. B. www.wildstauden.ch).
Eine breite Auswahl an Herbst-Astern
Auch wenn Sie die verwildernden Arten ausklammern, bleibt immer noch eine grossartige Auswahl an Herbst-Astern übrig. Da wäre zum einen die einheimische, lockerwüchsige Berg-Aster (Aster amellus), die gerne sonnig und trocken bis frisch steht und von August bis September lila blüht. Ähnliche Ansprüche stellt die dichtere, etwas später lila oder weiss blühende Pyrenäen-Aster (A. pyrenaeus). Beide Arten sind recht konkurrenzschwach und können sich nur in mageren Böden gut halten, ohne dass sie regelmässig von Unkraut oder wuchernden Nachbarstauden befreit werden müssen.
Eine Zuchtform, die sich auch in etwas nährstoffreicheren Beeten gut durchsetzen kann, ist Frikarts Aster (A. × frikartii), eine Kreuzung aus der Berg-Aster und einer indischen Art, die ein Schweizer Gärtnermeister gezüchtet und popularisiert hat. Auch sie steht gerne an sonnigen, trockenen bis frischen Orten. Je nach Sorte blüht sie ähnlich wie die Berg-Aster oder auch deutlich länger, von Juli bis in den Oktober hinein. Ähnlich einsetzbar ist die nordamerikanische Myrten-Aster (A. ericoides), die trotz ihrer recht nahen Verwandtschaft zu den Neubelgischen Astern bisher nicht verwildert.
In sonnigen, klassischen Blumenbeeten mit nährstoffreichen Böden wächst die nordamerikanische Kissen-Aster (A. dumosus) sehr gut. Sie wird in diversen Farben verkauft und blüht spät, von September bis Oktober. Genetisch steht sie den Neubelgischen Astern sehr nahe, aber da sie Nässe schlecht verträgt und niedrig bleibt, wird sie kaum je ein Feuchtgebiet überwuchern.
Für feuchtere Standorte eignet sich die dichte, anderthalb Meter hohe Kleinblütige Herbst-Aster (A. glehnii). Sie stammt aus Japan, blüht weiss von August bis Oktober und verwildert bisher nicht, trotz ihrer langen Geschichte im Gartenbau und ihren Ansprüchen, die jenen der Neubelgischen Astern ähneln.
Egal, welche Aster wo steht: Sie sollte mit einer vielfältigen Mischung an Begleitstauden umgeben werden. Viele Astern sind anfällig auf Mehltau, gerade wenn sie direkt nebeneinander oder in einem sehr dichten Beet stehen. Wenn ihre Nachbarn nicht allzu nahe mit ihnen verwandt sind und etwas lockerer wachsen, sodass der Wind zwischen ihnen durchziehen kann, verringert dies das Risiko eines Mehltaubefalls massiv. Und auch die Wildbienenvielfalt steigt nochmals deutlich, wenn Astern mit anderen Spätblühern vergesellschaftet werden. So wird ein Astern-Beet zu einem Magneten für alles, was in der goldenen Jahreszeit noch fliegt.
Die Gruppe der Neubelgischen Astern wird vom Bund als invasiv eingestuft. Sowohl Info Flora, die «Vogelwarte für Pflanzen», als auch wir von Floretia raten davon ab, sie zu pflanzen. Zu dieser Gruppe gehören die Neubelgische Aster (Aster novi-belgii), die Lanzettblättrige Aster (A. lanceolatus), Tradescants Aster (A. parviflorus), die Weiden-Aster (A. x salignus) und die Gescheckte Aster (A. x versicolor).
Die Neuenglische Aster (Aster novae-angliae) verwildert an denselben Orten, bildet aber keine Ausläufer, was sie bisher deutlich weniger problematisch werden lässt. Durch die Klimaerwärmung könnte sich aber die Überlebensrate ihrer Samen bald deutlich erhöhen – hier ist Vorsicht angebracht.
Alle Arten, die in der Schweiz bisher verwildern, stammen aus Nordamerika und gehören der Untergattung Symphyotrichum an, die teilweise als eigene Gattung anerkannt wird. Deshalb werden sie oft auch unter diesem Gattungsnamen verkauft.
Astern für den Bienengarten
Gold-, Berg- und Pyrenäen-Astern an sonnigen, trockenen, mageren Orten lassen sich gut mit der Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria), der Acker-Ringelblume (Calendula arvensis), dem Echten Dost (Origanum vulgare), Bergminzen (Calamintha), späten Habichtskräutern (Hieracium lactucella, H. sabaudum), dem Wirbeldost (Clinopodium vulgare), der Besenheide (Calluna vulgaris), der Hirschwurz (Peucedanum cervaria) und dem Hasen-Klee (Trifolium arvense) vergesellschaften, die alle bis in den Oktober hinein blühen oder nachblühen und von verschiedensten späten Bestäubern besucht werden.
Astern in leicht trockenen bis frischen, nährstoffreicheren Beeten sind gut kombinierbar mit mediterranen Lang- und Spätblühern wie der Garten-Ringelblume (Calendula officinalis), Oregano oder Majoran (Origanum) oder mediterranen Minzen (Mentha). Aber auch mit einheimischen Arten wie dem Rotklee (Trifolium pratense), der Lampen-Königskerze (Verbascum lychnitis), der Wilden Malve (Malva sylvestris), dem Echten Honigklee (Melilotus officinalis), dem Aufrechten Ziest (Stachys recta), dem Klebrigen Salbei (Salvia glutinosa), der Grossen Braunelle (Prunella grandiflora), Leinkräutern (Linaria) und dem Rauen Milchkraut (Leontodon hispidus).
Astern in feuchteren Beeten gedeihen gut neben dem Abbisskraut (Succisa pratensis, siehe Trachtpflanzen-Kolumne vom letzten Monat), der Sumpf-Kratzdistel (Cirsium palustre), der Berg-Flockenblume (Centaurea montana), dem Wasserdost (Eupatorium cannabinum), dem Blut-Weiderich (Lythrum salicaria), der Grossen Bibernelle (Pimpinella major) oder der Wiesensilge (Silaum silaus).
Natürlich sollten im selben Beet immer auch passende Früh-, Frühlings- und Sommerblüher stehen, um Wildbienen und andere Bestäuber die ganze Saison über anzulocken und mit Pollen zu versorgen.
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