Unsere neue Kalenderfrau – Regina Meury aus dem Thierstein, Kanton Solothurn

01/23 | Arbeitskalender
Regina Meury, Thierstein (regina.meury@ebmnet.ch)

Ich freue mich, dass ich im Jahr 2023 den Arbeitskalender in der Schweizerischen Bienen-Zeitung gestalten darf. Etwas aufgeregt bin ich schon; ist die Leserschaft doch sehr unterschiedlich und anspruchsvoll.

Für Neuimker/-innen ist die Information, Planung und Durchführung der anstehenden Monatsarbeiten sicherlich wertvoll. Die erfahrenen Imker/-innen brauchen diese Aufgabenliste nicht mehr, haben sie die Jahresaufgaben doch verinnerlicht. Ich werde darum die Monatsberichte mit vertiefenden Exkursen ergänzen. Die Berichte erstelle ich aufgrund meiner Erfahrungen und Beobachtungen. Ich halte fest, dass auch ich in der Zusammenarbeit mit den Bienen immer Lernende bleibe. Unsere Bienen überraschen mich immer wieder.

Meine Imkerei

Als ich das erste Bienenvolk übernahm, hatte ich noch keine Ahnung, was für ein riesiges neues Universum von Wissen und schönen Erlebnissen sich vor mir auftun würde. Schon bald hatte ich durch einen Ableger ein zweites Volk und mittlerweile führe ich durchschnittlich 40 Völker an vier Standorten. Die Beobachtung der Populationen ermöglichte mir, immer mehr Unterschiede zwischen den Völkern festzustellen und mein Betriebskonzept unter Beachtung des Tierwohls weiterzuentwickeln. Ich beobachtete, dass jedes Volk anders ist, und begann, mich mit dem Thema Selektion und Zucht zu beschäftigen. Mittlerweile verkaufe ich jedes Jahr zwischen 10 und 20 Wirtschafts- und Jungvölker in die ganze Schweiz. Durch gezielte Selektion und Zucht möchte ich die bestmögliche Genetik beziehungsweise Eigenschaften an andere Imker/-innen weitergeben und einen kleinen Beitrag gegen die Bienenimporte leisten. Die Selektion der Völker mit starkem Hygieneverhalten ist seit Beginn meiner Imkerei das wichtigste Zuchtziel. Ich werde in einer der folgenden Ausgaben vertieft auf die Selektion eingehen. Seit 2017 bin ich Goldsiegelimkerin.

Meine Bienen, ihre Herkunft und Linien

Die Region Nordwestschweiz ist ein Carnica–Gebiet. Meine Bienen entsprechen optisch dieser Rasse. Da ich keine Reinzucht betreibe, Standbegattungen zulasse und Zuchtköniginnen auf B-Belegstellen bringe, kommt es ab und zu vor, dass bei einzelnen Bienen bei wenigen Völkern die buckfasttypischen gelben Ringe zu sehen sind. Völker, die nicht carnicatypisch sind, vermehre ich nicht weiter. Ich führe die Stockkarten seit vielen Jahren inklusive des Herkunftsnachweises. Ich finde es erstaunlich, dass auch bei den Völkern mit standbegatteten Königinnen sich immer noch deutliche Unterschiede im Verhalten meiner Linien zeigen. Meine Linie G bringt jedes Jahr die beste Frühjahrshonigernte und die Linie E immer am meisten Waldtracht. Durch die langjährige Selektion auf Hygieneverhalten sind alle Völker beider Linien sehr gesund.

Die Betriebsweise

Ich halte mich bei den Arbeiten, mit wenigen Ausnahmen, weitgehend an die Empfehlungen des Bienengesundheitsdienstes. Meine Lieblingsaufgabe auf dem Bienenstand ist die Jungvolkbildung. Durch die Jungvolkbildung und die damit zusammenhängenden Brutunterbrüche werden die Völker vom Milbendruck entlastet und haben mehr Zeit für Grooming, dem gegenseitigen Putzen. Die Selektion für die Vermehrung der Völker und die Zucht ist fokussiert auf das Hygieneverhalten, welches auch positive Auswirkungen auf die Bienengesundheit hat.

Im Winter des Jahres 2015 habe ich 50 % der Völker verloren und seither kein einziges Volk mehr. Ich bin überzeugt, dass die tiefen Verluste auch an der guten Genetik beziehungsweise an meinem Selektionskriterium dem Putzverhalten und an der Bildung der vielen Jungvölker liegt.

Ich verkaufe im Frühjahr Wirtschaftsvölker, um wieder Platz für Jungvölker zu schaffen. Dieses Vorgehen hat sich in den letzten Jahren für mich gut bewährt. Ich erachte eine gute Betriebs- beziehungsweise V.lkerführung als ausserordentlich wichtigen Faktor für die Vitalität der Völker, denn nur so können diese ihre Abwehrmechanismen gegen Schädlinge und Krankheiten genügend mobilisieren. Nachstehend folgen die wichtigsten Punkte meiner Betriebsweise, auf die ich in den kommenden Berichten im Detail eingehen werde:

  • Einhalten der Empfehlungen des BGD (mit wenigen Abweichungen).
  • Völkervermehrung: zwischen 50–100 % neue Jungvölker pro Jahr.
  • Die Jungvölker werden im Frühjahr mit Futter- oder Honigwaben gefüttert.
  • Die Bruträume werden dynamisch angepasst.
  • Mitmachen beim Goldsiegel-Programm.
  • Von April bis Juni erfolgt eine wöchentliche Völkerkontrolle bis zur Teilung der Völker (Vermehrung aus dem Schwarmtrieb). Dadurch habe ich nur selten Schwärme und kann die Weiselrichtigkeit sicherstellen und die Gesundheit der Völker beobachten.
  • Zweiwöchentliche Gesundheitskontrollen werden nach der Teilung der Völker und, sobald alle daraus entstandenen Völker weiselrichtig sind, gemacht.
  • Die Zucht erfolgt nach der gezielten Beobachtung und der Selektion der jeweils vitalsten Wirtschaftsvölker des Vorjahres mit dem Zuchtfokus auf den Putztrieb.
  • Die meisten Königinnen werden standbegattet und der Verkauf der überschüssigen Königinnen erfolgt im August.
  • Eine kompromisslose Standortwahl auf sonnige Standorte mit Pollenangebot und Tracht von Februar bis Oktober wird vorgenommen.
  • Eigener Wachskreislauf: Ich ernte im Durchschnitt ½ kg Wachs pro Volk und Jahr. Der Wachskreislauf ist halb-offen, da durch den Verkauf von Völkern jährlich rund 10 kg Wachs dem Wachskreislauf entnommen werden.
  • Keine Völkervereinigung: Schwache Völker löse ich auf. Bei vor Ende Juli weisellosen Völkern setze ich eine Königin aus eigener Zucht zu. Ab August werden neue Königinnen nur über das Kunstschwarmverfahren in weisellose Völker zugesetzt.
  • Die Einwinterung erfolgt zwischen dem Bettag und Ende September. Danach gönne ich den Bienen und mir die Winterruhe bis Ende Februar. Meine Völker sehen mich – mit Ausnahme der Winterbehandlung – also fünf Monate nicht mehr.
  • Die Winterbehandlung führe ich so früh wie möglich, aber frühestens 21 Tage nach dem ersten Bodenfrost durch. Ich kontrolliere die Völker nicht auf Brutfreiheit, da ich das Öffnen der Völker im Winter als unnatürlichen und grossen Stress für die Bienen erachte. Dies ist die erste der wenigen Abweichungen zu den Empfehlungen des Bienengesundheitsdienstes. Der Bienengesundheitsdienst empfiehlt die Kontrolle auf Brutfreiheit.
  • Die Selektion der Völker für die Zucht erfolgt im Herbst. Ich selektioniere pro Linie immer die beiden besten Völker, damit bei einem Winterverlust hoffentlich noch eines bleibt.
  • Die Winterfütterung besteht aus selbst gemachtem Zuckerwasser 1:1, jedes Volk erhält davon 20 bis 30 Liter. Dies ermöglicht mir, im Herbst von den Bienen noch Brutwaben ausbauen zu lassen, die ich bei der Erweiterung oder zur Unterdrückung des Schwarmtriebes im Frühjahr benötige. Dies ist die zweite der wenigen Abweichungen zu den Empfehlungen des Bienengesundheitsdienstes. In der Natur bauen die Bienen aber auch im Herbst noch Waben aus.
  • Meine Produktepalette besteht aus Bienenvölkern, Honig, Königinnen, Propolis-Tinktur für den Eigenbedarf und als Geschenk sowie Wachs für den eigenen Wachskreislauf.
Grafik: Regina Meury

Bienenstände und ihr Umfeld

Meine vier Bienenstände befinden sich in sehr unterschiedlichen Trachtgebieten. Der Honig unterscheidet sich dadurch sehr, auch wenn nur wenige Höhenmeter und geringe Distanzen von 3,5 Kilometern dazwischen liegen.

Mein «Headquarter» befindet sich in Himmelried auf 500 m ü. M. Dort schleudere ich auch den Honig aller Bienenstände. Das Bienenhaus steht auf Bio-Weideland und grenzt an das Naturschutzgebiet Kaltbrunnental mit viel Mischwald. Das ergibt ein vielseitiges Nektarangebot und im Sommer auch Waldhonig. Weiter südlich schliessen intensiv bewirtschaftete Felder (Raps, Kürbis, Mais und Getreidearten) an. In der Vergangenheit war die Löwenzahn- und Obstblüte eine verlässliche Massentracht. In den letzten zehn Jahren hat sich der Bestand der Obstbäume aber fast halbiert. Die Flugnischen sind nach Osten ausgerichtet und der Stand ist ganztags besonnt. Die Meldungen im Jahr 2021 über Bienendiebstähle haben mich veranlasst, das Areal mit Fotofallen auszurüsten. Es sind nicht die Kosten für neue Völker, die mich zu diesem Schritt bewogen haben, sondern der immaterielle Wert. Wären doch dadurch meine Zuchtbemühungen der letzten 15 Jahre verloren.

Das Bienenhaus in Laufen auf 300 m ü. M. steht in einer intensiv bewirtschafteten Landwirtschaftszone. Die Trachtquellen bestehen aus Obstbäumen, Weideland und Raps. Sie sind optimal für einen ausgewogenen Cremehonig. Nach der Frühjahrsernte besteht die Umgebung aus einer «grünen Wüste» und es gibt keine Sommerernte.

Beim Bienenstand in Meltingen besteht das Trachtangebot aus Blüten extensiv bewirtschafteter Weiden und Wald. Die Massentracht im Frühjahr stammt aus für die Region typischen Hochstamm-Obstgärten. Es kann alle paar Jahre Sommerhonig geerntet werden, welcher hauptsächlich aus Blatttracht besteht.

Der Jungvolkstand im Hausgarten ist nur von Juni bis Juli belebt. Hier stehen die Jungvölker in Dadant-Beuten, die ich vor der Einwinterung verkaufe.

Ich arbeite vorwiegend mit dem Schweizermass und Hinterbehandlungsbeuten. Am Hauptstand führe ich ein paar wenige Völker in Dadant-Magazinen. Dies erfolgt vorwiegend, um in den Grundkursen auch das Handwerk mit Magazinen und Oberbehandlung zu zeigen. Alle Beuten sind aus Holz, mit Ausnahme der Dadant-Jungvolkkästen.

Im Weiteren arbeite ich saisonal als Imkerin für ein Forschungsunternehmen und führe dort 30–40 Völker hauptsächlich in Zander-, aber auch in Schweizermagazinen.

Regelmässige Kontrollen

In der Saison 2022 habe ich bis zu 95 Völker betreut. Trotzdem bekommt jedes Volk das, was es gerade braucht. Dies ist sicherlich nicht die effektivste Arbeitsweise, aber sie macht mir so sehr viel Freude. Die vielen Kontrollen bieten auch Gelegenheit für überraschende Beobachtungen. Eine gerade schlüpfende Königin, ein Königinnenkampf, ein Bücherskorpion usw. Was würde ich alles nicht sehen, würde ich meine Völker nicht so oft kontrollieren? Die Völker entwickeln sich prächtig und bleiben ruhig, obwohl sie mich im Frühjahr wöchentlich sehen. Wie oft oder wie wenig man seine Völker kontrolliert, ergibt immer sehr hitzige Debatten in der Imkerschaft. Lassen wir unseren Imkerkollegen und -kolleginnen doch diese Freiheit. Solange die Völker gesund sind und keine Schwärme verloren gehen, ist doch alles in Ordnung!

Arbeiten im Januar – Innendienst

Auch wenn es bei den Bienen wenig zu tun gibt, stehen einige Innenarbeiten an:

  • Weiterbildung und Literaturstudium betreiben.
  • Einen Wissenstest mit dem Online-Kurs von BienenSchweiz machen – Kapitel «Die Honigbiene».
  • Die neuen Merkblätter des BGD lesen.
  • An den Online-Kursen des Bienengesundheitsdienstes teilnehmen.
  • Administrative Arbeiten erledigen wie die Analyse der vergangenen Bienensaison, die Vervollständigung der gesetzlichen Dokumente und die Bereitstellung der Goldsiegeldokumente.
  • Planung der kommenden Bienensaison: Will ich in der kommenden Saison wieder die gleiche Anzahl an Völkern pflegen oder will ich Völker kaufen oder verkaufen? Wie viele? Brauche ich mehr oder neues Material?
  • Material reparieren und bestellen.
  • Den Varroatotenfall vor, während und nach der Winterbehandlung auswerten.

Arbeiten im Januar – Kontrollen auf dem Stand

Die Arbeiten am Bienenstand halten sich in Grenzen. Trotzdem kann bei Kontrollgängen noch einiges erledigt und beobachtet werden:

  • Leben noch alle Völker? Seit dem grossen Winterverlust 2015 bin ich bei dieser Kontrolle immer äusserst angespannt. Auch wenn ich seither keine Völker mehr verloren habe, war das Erlebnis 50 % der Völker zu verlieren doch traumatisch für mich. Bei der Kontrolle lege ich das Ohr an die Beute und klopfe leicht. Ertönt ein leises kurzes «ch …» ist alles in Ordnung. Bleibt es still, stimmt wohl der Ausdruck «Totenstille».
  • Bei Winterverlust die Beute schliessen und möglichst rasch wegräumen. Dazu sollte es aber mindestens 12 Grad warm sein, damit die Nachbarvölker im Bienenhaus nicht gestört werden und von der Wintertraube fallen. Bei Magazinen kann die Beute jederzeit weggeräumt werden.
  • Gemüllkontrolle: Wie bewegt sich das Volk im Wintersitz? Sind Schäden von Mäusen sichtbar oder sehen wir einen Futterabriss?
  • Den Milbentotenfall nach der Winterbehandlung zählen.
  • Die Fluglöcher von Schnee und toten Bienen freihalten. Die Bienen brauchen im Winter eine gute Sauerstoffzufuhr.
  • Flugbrettkontrolle: Welches Gemüll finden wir auf dem Flugbrett? Das Merkblatt des Bienengesundheitsdienstes kann bei der Analyse helfen.
  • Den Keil bei Hinterbehandlungsbeuten entfernen. Die Königinnen beginnen nun teilweise bereits mit der Anlage von kleinen Brutnestern. Die Temperatur im Stock erhöht sich und dadurch entsteht bei Hinterbehandlungsbeuten am Fenster Kondenswasser. Die grössere Luftfeuchtigkeit kann zu Schimmelbildung an den Randwaben führen. Bei Magazinen sollte man den Bodenschieber leicht ziehen.

Ich freue mich auf Rückmeldungen aus der Leserschaft zu meinem Betriebskonzept, den Beobachtungen und der Arbeitsweise.

Merkblätter Bienengesundheitsdienst (BGD)

Online-Kurs: bienen.ch – DIE HONIGBIENE

Literaturempfehlungen:

  1. Storch, H. (1987) Am Flugloch. Europäische Bienenzucht Ausgaben (erhältlich im Shop von BienenSchweiz).
  2. Tourneret, E.; De Sait Pierre, S.; Tautz, J. (2018) Das Genie der Honigbiene. Verlag Eugen Ulmer.
  3. Bartikova, P. (2022) Der Bienenstock. (Fensterbuch zum Staunen und Lernen für Kinder und Grosskinder) Trösch Verlag GmbH & Co. KG.

Trachtpflanzen im Janaur

  • Das Schneeglöckchen (Galanthus nivalis))
  • die Christrose (Helleborus niger)
  • die Hasel (Corylus avellana)

Regina Meury:

Regina Meury beim Schwarmfang (Foto: Kosta Goulimakis).

Der Bezug zur Natur wurde mir durch meine naturverbundene Mutter in die Wiege gelegt. Die Leidenschaft für die Bienen wurde während des Schulunterrichts geweckt. Ein Imker brachte einen Bienenschaukasten ins Klassenzimmer und wir konnten die Bienen während mehrerer Monate beobachten. Die Bienen haben sofort mein Interesse geweckt und mein Herz gewonnen. Die Faszination für die Biene blieb, aber es ging mir wie vielen: Familie und Beruf verzögerten den Einstieg in die Imkerei.

Der Bezug zur Natur wurde mir durch meine naturverbundene Mutter in die Wiege gelegt. Die Leidenschaft für die Bienen wurde während des Schulunterrichts geweckt. Ein Imker brachte einen Bienenschaukasten ins Klassenzimmer und wir konnten die Bienen während mehrerer Monate beobachten. Die Bienen haben sofort mein Interesse geweckt und mein Herz gewonnen. Die Faszination für die Biene blieb, aber es ging mir wie vielen: Familie und Beruf verzögerten den Einstieg in die Imkerei.

Vor 17 Jahren habe ich dann den Grundkurs Bienenhaltung besucht und schon in den ersten Monaten ein Bienenvolk übernommen. Nun hatte mich der Bienenvirus voll im Griff. Der Bienenvirus – das ist die unheilbare Leidenschaft, die wir Imker/-innen für unsere Bienen haben.
Der Austausch mit anderen Bienenhalterinnen und -haltern war und ist sehr wichtig für mich. Ich bin darum auch im Vorstand des Bienenzüchtervereins Thierstein und im kantonalen Vorstand von BienenSolothurn tätig und Mitglied in drei Bienenzüchtervereinen. Fachlich engagiere ich mich als Grund- und Zuchtkursleiterin und kantonale Beraterobfrau des Kantons Solothurn. Im Jahr 2021 habe ich die Ausbildung zur Imkerin mit eidgenössischem Fachausweis abgeschlossen.

Exkurs:

Analyse des Milbenfalls im Winter

Die Auswertung von 20 Völkern ergab in den ersten sieben Tagen nach dem Träufeln von Oxsalsäurelösung einen Milbentotenfall von 150 bis 640 Milben beziehungsweise 21 bis 91 Milben pro Tag. Von Tag 8 bis 14 nach der Winterbehandlung sind nochmals 9 bis 79 beziehungsweise 1 bis 11 Milben pro Tag gefallen. Gemäss Studien fallen in den ersten sieben Tagen nach der Winterbehandlung rund 80 % der Varroamilben, nach weiteren sieben Tagen nochmals 20 %. Diese Werte trafen auch bei meiner Untersuchung ungefähr zu.
Der gesamte Varroatotenfall pro Volk lag zwischen 198 und 761  Milben. Der Bienengesundheitsdienst empfiehlt bei über 500 Milben pro Volk eine Nachbehandlung der betroffenen Völker mit der Oxalsäure-Sprühmethode. Ich mache dies jedoch nie. Das wäre somit eine Abweichung von den Empfehlungen des Bienengesundheitsdienstes.

Wenn man davon ausgeht, dass gemäss Studien nach der Winterbehandlung noch 5 % der Milben im Volk sind, waren noch zwischen 10 und 40 Milben in den Völkern. Die Unterschiede sind beträchtlich, auch mit der Berücksichtigung, dass die Völker ähnlich gross waren. Geht man von einer Verdoppelungsrate der Varroamilbenpopulation pro Monat aus, wären bei einer Startmilbenzahl von 40 im Januar bis zum Start der 1. Sommerbehandlung Ende Juli knapp 3000 Milben im Volk. Dies wäre für das Volk mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tödlich. Da ich aber früh im Jahr die Völker teile und die damit zusammenhängenden Brutunterbrüche die Varroapopulation schwächen, kann ich auf die Winternotbehandlung verzichten.

Die Mär vom stärkeren Milbenbefall der Randvölker

Es gibt Aussagen, dass die Randvölker aufgrund von Verflug einen höheren Varroabefallsgrad haben. Ich wollte wissen, ob es sich hierbei um eine Tatsache oder nur um ein Gerücht handelt und habe die Daten von zwei Jahren zusammengestellt. Die Darstellung zeigt, dass der Befallsgrad unabhängig von der Position am Stand ist. So hatte zum Beispiel das Volk «oben aussen» im Winter 2019 den tiefsten aber im Jahr 2020 den höchsten Varroabefall, beim Volk «unten aussen» war es umgekehrt. Unter Beobachtung sollten besser die Völker «oben 8» und «oben 9» stehen, da diese zwei Jahre hintereinander einen hohen Milbentotenfall hatten. Diese Völker werden jedenfalls nicht vermehrt, da sich bei ihnen ein schlechtes Hygieneverhalten vermuten lässt.

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