Wespen stehen Bienen in ihrer ökologischen Bedeutung in nichts nach, doch haben sie es schwer, ihren schlechten Ruf loszuwerden. Eine britische Forscherin hat zusammengetragen, warum wir Wespen mehr schätzen und schützen sollten.
Wespen werden ihren schlechten Ruf einfach nicht los und der macht auch bei Wissenschaftlern nicht halt. «Auf jede Studie über die Ökosystemleistungen von Wespen kommen vierzig über Bienen. Mit der Wespenforschung sind wir hundert Jahre hinter den Bienen», sagt Seirian Sumner, Professorin für Verhaltensökologie am University College London. Dabei sind es hierzulande im Prinzip drei Arten aus der Familie der Faltenwespen (Vespidae), die den Ruf der Wespen bestimmen: die Gemeine und die Deutsche Wespe (Vespula vulgaris und V. germanica) sowie die Hornisse (Vespa crabro), um die sich hartnäckig Gefahrenmythen ranken. Also drei von 4000 Faltenwespenarten! Diese Wespen gehören zu den Stechimmen (Aculeata), einer Untergruppe der Hautflügler (Hymenoptera) mit weltweit etwa 60 000 bekannten Arten, zu denen neben den Wespen auch die Bienen und Ameisen gehören. Rund tausend Arten bilden Staaten. Durch die intensive Landwirtschaft, den Verlust von Lebensräumen und den Klimawandel stehen Wespen unter ähnlichem Druck wie Bienen und brauchen dringend Schutz.
Seirian Sumner setzt sich mit Leidenschaft für die Wespen ein. In einer grossen Überblicksstudie hat sie zusammen mit Ryan Brock und Alessandro Cini das verstreute Wissen über die sogenannten Ökosystemleistungen von Wespen weltweit zusammengetragen. Mit Herz erzählt sie aber in ihrem Buch «Wespen – eine Versöhnung» von den wundersamen Gesellschaften, die vielleicht ebenso für unseren gedeckten Tisch sorgen wie Bienen.
Anders als Bienen haben Wespen in der Natur nicht nur die Aufgabe der Bestäubung, sondern sie räumen auf und halten andere Insekten und Gliederfüsser in Schach. Wespen sind wichtige Jäger, sie ernähren ihren Nachwuchs mit Käfern, Spinnen, Kakerlaken, Läusen, Bremsen, Mücken, Fliegen usw., viele davon pflanzenfressende Schädlinge. Wahrscheinlich sind sie dadurch ökologisch ähnlich wichtig wie insektenjagende Vögel, Amphibien und Kleinsäuger. Im Vergleich zu