Wie Bienenvölker ihre Verteidigung begrenzen

09/24 | Wissenschaft und Praxis
Agnes Przewozny, Berlin (Deutschland) (gruenes.lektorat@posteo.de)

Honigbienen verteidigen sich kollektiv gegen Fressfeinde, aber mit Mass. Wann genug ist, erkennen sie an der Konzentration des Alarmpheromons und an der Menge der bereits angreifenden Bienen.

Jedes noch so kleine Tierchen sucht sein Leben zu schützen. Flucht oder Angriff – die Natur hat zahllose Varianten entwickelt, gerade auch bei Insekten. Warndüfte spielen dabei eine wichtige Rolle. Soziale Insekten, wie Wespen, Ameisen und Honigbienen, verteidigen ihr Nest samt Brut und Nahrungsvorrat gegen grosse Fressfeinde in gemeinschaftlicher Aktion. Dabei verständigen sie sich bekanntermassen durch Alarmpheromone, um die Nestgenossinnen zu warnen. Doch wie organisieren Honigbienen ihre Verteidigung? Wer sticht und wer nicht? Und: Wann ist genug? Schliesslich würde es keinen Sinn ergeben, wenn bei der Nestverteidigung das ganze Bienenvolk draufginge.

Morgane Nouvian, Neurobiologin an der Universität Konstanz, beschäftigt sich vor allem mit dem Verteidigungsverhalten von Honigbienen. Eine Frage, der sie mit ihrer Forschungsgruppe nachgeht, dreht sich darum, wie eine einzelne Biene entscheidet, ob sie sich an der kollektiven Verteidigung beteiligt oder nicht. Denn schliesslich kann sie dabei sterben und das ist auch ein Verlust für die Kolonie. Wie wird eine Balance gefunden, um einerseits den Eindringling zu vertreiben und andererseits das Bienenvolk nicht unnötig zu dezimieren?

Gefahren für Honigbienen können Bienen aus anderen Völkern, jagende Insekten oder grosse Räuber sein, die es auf den Honig und die Brut abgesehen haben. Bei der Erkennung der Gefahr und der Mitteilung an Nestgenossinnen spielen chemische Signale eine wesentliche Rolle. Honigbienen haben mindestens 50 Drüsen, mit denen sie Pheromone für ganz unterschiedliche Funktionen produzieren. Zwei davon dienen dem Verteidigungsverhalten. In den Kieferdrüsen produzieren sie ein Pheromon mit der Hauptsubstanz Heptanon-2. Es kommt vor allem zum Einsatz, um kleinere Feinde wie räuberische Insekten abzuschrecken bzw. beim Biss kurzzeitig zu betäuben. Bei grossen Fressfeinden, also Wirbeltieren wie Bär oder Mensch, die das ganze Nest bedrohen, kommt das Stachelalarmpheromon zum Einsatz.

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